Podcaster
Episoden
13.06.2022
45 Minuten
+++ Schirach in der DDR? +++ Blutschutzgesetz +++ Mörder in der
Richterrobe +++ Unrecht durch Recht? +++ Entnazifizierung +++
Adenauers rechte Hand +++ ein Mensch mit weniger Recht +++
Persilschein +++ kommunistische Propaganda +++ Nazi-Kontinuitäten
in der BRD +++ Entschädigungszahlungen +++ Gayot de Pitaval +++
Deutsches Rundfunkarchiv +++ Recht und Legitimität +++ Nichts für
den Giftschrank.
Als ‚Pitaval‘ reiht sich diese Serie des DDR-Fernsehens ein in
eine lange Tradition der Verbrechenserzählung und der
Prozessberichterstattung. Der ‚Staranwalt‘ der DDR, Friedrich
Karl Kaul, präsentiert in dieser Folge ein Geschäftsmodell, das
die Rezipient*innen auch heute noch an den
Entnazifizierungsbemühungen der jungen BRD zweifeln und
verzweifeln lässt. Angefangen mit einem Prozess in der Weimarer
Republik zeichnet der Fernsehfilm eine deutsche Juristenkarriere
nach, die in der politisch aufgeheizten Weimarer Republik ihren
Anfang nimmt, die nationalsozialistische Diktatur zum eigenen
Vorteil zu nutzen versteht und noch in der Bonner Republik
opportunistisch mit dem (Meer-)Strom der Zeit schwimmt.
Sprecher*innen: Daniel Arjomand, Kathrin Löhr, Marcus Schnetter
und Sebastian Speth.
Schnitt: Johannes Ueberfeldt
Cover-Design: Julius Noack
Intro: Johannes Ueberfeldt
Paul Meerstrom (Wilfried Ortmann)
Frau Meerstrom (Gisela Winds-Bestehorn)
Dieter Meerstrom (Jörg Knochee)
Siegfried Gerson (Dieter Wien)
Recha Gerson (Berti Deutsch)
Julio Gerson (Ezard Haußmann)
Ignazio Skorny (Wolfgang Greese)
Dr. Ephraim (Klaus Mertens)
von Giese (Walter Jupé)
Hans Globke (Horst Preusker)
Drehbuch: Friedrich Karl Kaul und Walter Jupé.
Regie: Wolfgang Luderer.
Weiterführende Hinweise:
https://docplayer.org/19807069-Fernsehpitaval-nr-9-2006-fernseh-krimireihe-des-deutschen-fernsehfunks-fernsehen-der-ddr-1958-1978.html
Wilke, Thomas: „Es ist die Wirklichkeit, die wir Ihnen vorführen
...“. Friedrich Karl Kaul und die Sendereihe Weimarer Pitaval im
Deutschen Fernsehfunk von 1958 bis 1962. In: Zwischen Experiment
und Etablierung. Die Programmentwicklung des DDR-Fernsehens 1958
bis 1963, Hrsg. Claudia Dittmar und Susanne Vollberg. Leipzig
2007, S. 409–463.
https://www.fritz-bauer-institut.de/forschungsprojekte/friedrich-karl-kaul-und-die-rolle-der-ddr-in-westdeutschen-nsg-verfahren
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25.01.2022
1 Stunde 6 Minuten
+++ Wer war es (nicht)? +++ Was ist Wahrheit? +++ Wem kann man
trauen? +++ Was bleibt am Ende? +++ Zu viele Gretchenfragen
Kurosawas Kult-Film Rashomon beschäftigt nicht nur seit einiger
Zeit Steven Spielberg, sondern auch uns. Das Meisterwerk der
japanischen Filmkunst aus den 50er Jahren haben wir zum Anlass
genommen, um über Fragen von Schuld, Verantwortung, Wahrheit und
Perspektive zu diskutieren. Das alles vor dem Hintergrund eines
meisterhaft komponierten Films, der (für seine Zeit) filmisch
einiges zu bieten hat. Neben seiner Immersivität sind es die
moralischen und normativen Fragen, die den Film für uns so
spannend machen. Aber macht euch selbst ein Bild und hört (seht)
rein!
Sprecher*innen: Julius Noack, Johannes Ueberfeldt, Daniel
Arjomand, Laura Wittmann
Räuber Tajōmaru (Toshirō Mifune)
Masako, die Frau (Machiko Kyō)
Takehiro, der Samurai (Masayuki Mori)
Holzfäller (Takashi Shimura)
Mönch (Chiaki Minoru)
zuhörender Bürger/Dritter (Kichijiro Ueda)
Regie: Akira Kurosawa.Weiterführende Hinweise:
https://cjc-online.ca/index.php/journal/article/view/3068
https://www.thewrap.com/rashomon-series-adaptation-lands-at-hbo-max/
https://www.bpb.de/gesellschaft/bildung/filmbildung/filmkanon/43563/rashomon
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17.11.2021
35 Minuten
+++ Eine Entscheidung zwischen Vater und Mutter +++ Fatwa beim
Imam-Telefon +++ Kleinigkeiten entscheiden über Schicksale +++
Starke Frauen, schwache Männer +++ Den Iran verlassen +++
Eine Abwärtsspirale +++ Recht löst keine Probleme +++
Waschmaschinen-Forensik +++ Im Zentrum steht das Treppenhaus +++
Können wir das entscheiden?
Am Anfang steht eine Trennung. Simin möchte den Iran verlassen,
weil sie im Ausland eine bessere Zukunft für ihre Tochter
erwartet. Nader hingegen will Termeh nicht aus ihrer vertrauten
Umgebung herausholen. Nach 14-jähriger Ehe lassen die beiden sich
scheiden, aber was das für Termeh bedeutet, entscheidet der
Richter nicht.
Stattdessen: Türen, die geschlossen werden, Fensterscheiben, die
zwischen Personen stehen, Trennwände allerorten. Kinder, die
hinausgedrängt werden, Erwachsene, die einander wegdrängen,
wegschubsen, bis hin zu einem Sturz, der vielleicht für eine
Fehlgeburt verantwortlich ist.
Überhaupt: Vielleicht. Neben den Trennungen wohl der andere
Begriff des Films: Vielleicht ist Nader für die Fehlgeburt seiner
Haushaltshelferin verantwortlich, weil er Razieh in Ärger aus
seiner Wohnung geschubst hat. Vielleicht hat Razieh Geld
gestohlen. Vielleicht tut sie etwas, das der Imam ihr verboten
hat. Vielleicht aber ist sie auch unschuldig, hat versucht, allem
gerecht zu werden, in einer Abfolge von Situationen, die ihr über
den Kopf wachsen.
Die Figuren suchen in diesen ganzen Fragen Antworten beim Recht.
Entscheiden sollen Richter, die herangezogen werden, um das
auseinanderzuziehen, was im Film immer mehr ineinander verstrickt
wird. Aber zunehmend wird fraglich, ob das Recht imstande ist,
die hier aufgeworfenen Probleme zur Zufriedenheit der Beteiligten
überhaupt zu lösen. Regisseur Asghar Farhadi verhandelt in seinem
Oscar-prämierten Drama Fragen nach Zugehörigkeit, und danach,
warum Menschen voneinander getrennt sind: soziale Klasse,
Religion, Geschlecht – Kategorien, die allesamt eine Rolle
spielen. Aber auch sprachliche Unterschiede, Vorurteile, Schuld-
und Schamgefühle separieren die Figuren in diesem
Kammerspiel-artigen Film, der trotz der allegorischen,
symbolischen Ausgestaltung mit einer sehr authentisch wirkenden,
realistisch anmutenden Darstellung daherkommt, bis hin zur
erfolgreichen Bedienung von Waschmaschinen.
Die Diskussion lotet aus, welche Probleme und Fragen aufgerufen,
aber nicht abgeschlossen werden, und wie der Film das Publikum so
in die Rolle der Richtenden setzt, in einem Fall, der zwei
Familien aus völlig unterschiedlichen sozialen Schichten in eine
gleichzeitig sehr nahe und doch sehr entfremdete Begegnung
bringt, mit allen Folgen, die das für die Beteiligten hat.
Sprecher*innen: Gesine Heger, Marcus Schnetter, Sebastian Speth
Schnitt: Johannes Ueberfeldt
Cover-Design: Julius Noack
Intro: Johannes Ueberfeldt
Ǧodāī-ye Nāder az Sīmīn (2011) – Regie: Asghar Farhadi (dt.
„Nader und Simin – Eine Trennung“)
Ehefrau Simin (gespielt von Leila Hatami)
Ehemann Nader (gespielt von Peyman Moadi)
Tochter Termeh (gespielt von Sarina Farhadi)
Naders pflegebedürftiger Vater
(gespielt von Ali-Asghar Shahbazi)
Simins Mutter (gespielt von Shirin Yazdanbakhsh)
Haushaltshilfe Razieh (gespielt von Sareh Bayat)
ihr arbeitsloser Mann Hodjat (gespielt von Shahab Hosseini)
Richter (gespielt von Babak Karimi)
Weiterführende Hinweise:
Informationen des Schweizer Filmverleihs:
https://www.trigon-film.org/de/movies/Nader_And_Simin/
Felix Lenz: Beobachten und Urteilen. Filmische Form und Politik
in Asghar Farhadis Nader und Simin - Eine Trennung. In:
Film-Konzepte (2019) Nummer 55 (Asghar Farhadi), S. 49-70.
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13.09.2021
38 Minuten
+++ Showdown im Gerichtssaal +++ Riesenhappening! +++ Ein Fall
für den Bechdel-Test +++ Sollte man ins Lehrprogramm aufnehmen
In Hillsboro (Tennessee) herrscht Frieden - bis der junge Lehrer
Bertram T. Cates es 1925 wagt, im Schulunterricht die
Evolutionstheorie vorzustellen. Cates und seine Verlobte Rachel
Brown geraten zwischen die ideologischen Fronten, die der
Verteidiger Henry Drummond und der Ankläger Matthew Harrison
Brady verkörpern. Der Film zeigt, wie Ideen Menschen trennen und
wie allein man sein kann, wenn man gegen den Mainstream schwimmt.
Der Rechtsdiskurs wird dabei zum Katalysator für die
Gegenüberstellung von Kreationismus und Evolutionstheorie: Am
Ende wird der Ankläger in den Zeugenstand gerufen und es ist an
ihm, Bibel und Gott gegen den Wandel der Zeiten zu verteidigen.
Sprecher*innen: Julius Noack, Johannes Ueberfeldt, Laura Wittmann
Schnitt: Johannes Ueberfeldt
Cover-Design: Julius Noack
Intro: Johannes Ueberfeldt
Inherit the Wind (1960) - Regie: Stanley Kramer (dt. "Wer den
Wind sät")
Verteidiger Henry Drummond (gespielt von Spencer Tracy)
Ankläger Matthew Harrison Brady (gespielt von Fredric March)
Reporter E. K. Hornbeck (gespielt von Gene Kelly)
Angeklagter Lehrer Bertram T. Cates (gespielt von Dick York)
Verlobte des Angeklagten Rachel Brown (gespielt von Donna
Anderson)
Richter Mel Coffey (gespielt von Harry Morgan)
Themen: Evolutionstheorie und Kreationismus. Butler Act und
Scopes Monkey Trial. Besorgte Bürger*innen und die
McCarthy-Ära.
Weiterführende Hinweise:
Butler Act:
http://law2.umkc.edu/faculty/projects/ftrials/scopes/tennstat.htm
Prozessprotokolle:
Scopes, John Thomas (1971), The world's most famous court trial,
State of Tennessee v. John Thomas Scopes; complete stenographic
report of the court test of the Tennessee anti-evolution act at
Dayton, July 10 to 21, 1925, including speeches and arguments of
attorneys, New York: Da Capo Press
Entscheidung des Supreme Court of Tennessee (Appeal) von 1927:
https://famous-trials.com/scopesmonkey/2087-appealdecision
Entscheidung des US Supreme Court von 1968: ähnliches Gesetz aus
Arkansas verfassungswidrig:
https://supreme.justia.com/cases/federal/us/393/97/
Scopes (Monkey) Trial Museum:
https://www.rheacountyheritage.com/
Weitere Materialien:
https://famous-trials.com/scopesmonkey/
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Über diesen Podcast
Recht abgedreht – Der Podcast zu Recht und Film entsteht am
Münsteraner SFB 1385 "Recht und Literatur". In wechselnden
Besetzungen besprechen wir Filme über Recht. Die Auswahl orientiert
sich daran, ein möglichst breites Spektrum an Themen, Ländern und
Filmemacher*innen abzubilden. Wir wählen aber nicht nur sehr
unterschiedliche Filme aus, sondern diese Filme thematisieren Recht
auch auf sehr unterschiedliche Weise. Wir stellen uns die Frage:
Wie wird Recht in Filmen dargestellt und inszeniert? Jede
Folge steht dabei für sich allein. Sie erscheinen ca. alle 2
Monate.
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