Aktuelle Ausstellungen im Kunstmuseum Winterthur
Das Kunstmuseum Winterthur präsentiert regelmässig Videoclips zu aktuellen Ausstellungen im Kunstmuseum Winterthur.
Podcaster
Episoden
11.08.2016
5 Minuten
Der 1951 in Kalifornien geborene Mullican, der heute in Berlin lebt
und an der Kunsthochschule in Hamburg unterrichtet, begann sich in
den 1970er Jahren mit der Frage zu beschäftigen, was Bilder
bedeuten und was sie beschreiben. “Nothing Should Exist”: Wie
können wir uns vergewissern, dass etwas tatsächlich existiert? Wie
können wir uns aus Bildern und Eindrücken eine zusammenhängende
Welt konstruieren?In Matt Mullicans Werk geht es um nichts
Geringeres als um die Aneignung der Wirklichkeit, um die Beziehung
zwischen den Dingen und ihrer symbolischen Darstellung, zwischen
unmittelbarer Erfahrung und systematischer Ordnung, zwischen
subjektiver Deutung und materieller Welt. Was für eine Welt
repräsentiert ein Bild, fragte sich Mullican. Was heisst es, wenn
man auf die Darstellungskraft einer Comic-Zeichnung vertraut, sie
wörtlich versteht und daraus eine mögliche Wirklichkeit
konstruiert? Wiekann man begreifen, was darin geschieht, wie sieht
die darin dargestellte Welt wirklich aus? In Zeichnungen begann
Mullican eine fiktive Welt zu entwickeln und sie auf ihre
Realitätshaltigkeit zu überprüfen.
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11.08.2016
4 Minuten
Mit Richard Tuttle (*1941) wurde 2015 ein grösserer Sammlungsblock
aufgebaut, den der amerikanische Künstler in einem Saal des Museums
installierte. Nun ist Tuttle erneut präsent mit einer Ausstellung,
die im Dialog mit den gleichzeitig gezeigten Werken von Hans Arp
steht. Von äusserer Verwandtschaft der Œuvres der beiden Künstler
zu sprechen, wäre nicht angebracht. Die Berührung verläuft auf
einer anderen Ebene: Tuttle interessiert der Gedanke, dass Arp
nicht nur Bildhauer, sondern auch Dichter war und dass in seinem
Werk Sprache und Skulptur miteinander verbunden sind, ein Thema, an
dem er ebenfalls arbeitet. Arps Skulptur steht, wie Tuttle sagt,
auf dem Sockel der Sprache.Damit ist schon etwas zum geistigen
Ansatz ausgesagt, von dem Tuttle in seiner Ausstellung ausgeht.
Tuttle ist ein Künstler, der den Entstehungsprozess seiner Werke
stets thematisiert, und dies gilt auch für diese Ausstellung, die
nicht von einer im voraus bestimmten, festen Aufreihung von Werken,
sondern vom Werden eines Ensembles bestimmt ist. Das griechische
Wort “kallirroos”, das Tuttle aus seiner Lektüre antiker Texte als
Titel für die Ausstellung gewählt hat, bedeutet “schön-fliessend”,
eine Qualität, die sowohl für Arps wie für Tuttles Arbeit gilt.
Neben wichtigen älteren Werken wie den in den frühen 1970er Jahren
konzipierten, jeweils an Ort ausgeführten Paper Octagonals oder den
Wire Pieces wird Tuttle vor allem neue, für die Ausstellung
geschaffene Arbeiten zeigen.
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11.08.2016
5 Minuten
Der 1935 als Sohn eines englischen Offiziers in Aegypten geborene
William Tucker ist einer der führenden Vertreter der englischen
Skulptur nach Henry Moore. Tuckers Karriere nahm einen
ungewöhnlichen Verlauf: In den 1960er Jahren etablierte er sich mit
seinem abstrakten konstruktiven Werk in England erfolgreich als
Bildhauer, und mit The Language of Sculpture verfasste er ein
einflussreiches Werk zur Skulptur des 20. Jahrhunderts. Ende der
1970er Jahre siedelte er in die Vereinigten Staaten über und baute
sich erst in Brooklyn, dann an einem abgelegenen Ort im Staate New
York ein neues Atelier auf. Der Neuanfang liess ihn zu den
Grundlagen der Skulptur zurückkehren, und er begann, figürliche
Formen zu modellieren. Es sind Werke, die von faustgrossen
Lehmklumpen ausgehen und monumentale Dimensionen erreichen können.
Sie bewahren in sich den heiklen Moment des Übergangs von der
trägen, amorphen Masse, aus der sie geschaffen sind, zur lesbaren
Figur. Ihre archaische Kraft evoziert Stationen der Skulptur von
der Antike über Degas und Rodin bis zu Alberto Giacometti. Dieses
beeindruckende Spätwerk, das in Europa noch zu entdecken ist,
bildet ein authentisches Gegenstück zu Arps parallel dazu gezeigten
modellierten Skulpturen. “Ich habe Jahre gebraucht, um Rodin
schätzen zu lernen”, schrieb Tucker, “und seine Skulpturen wecken
in mir immer noch ein Gefühl des Unbehagens, das ich bei Degas nie
empfand. Heute verstehe ich es jedoch als Stärke, dieses Annehmen
des Seltsamen, des Hässlichen und Missgestalteten als Folge des
Modellierens, das in seiner reinsten Form eine direkte
Energieübertragung aus dem menschlichen Körper in die Materie ist,
ohne jede Vermittlung durch Werkzeuge, ohne Zensur durch das Auge
oder Gehirn.”
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11.08.2016
4 Minuten
Hans Arp (1886–1966) ist eine der zentralen Figuren der klassischen
Moderne, und im Kunstmuseum Winterthur ist er dank dem Legat
Friedrich-Jezler breit vertreten. Darauf baut die Ausstellung auf,
die in drei Kapitel gegliedert ist. Sie beginnt Ende der 1920er
Jahre mit einer Gruppe von Bildreliefs. Damit hatte Arp eine neue
Form erfunden, in der er die bildhafte Wirkung der Malerei, die
räumliche Präsenz der Plastik, das Prinzip der Collage und den
Automatismus der Zeichnung zu einer Synthese brachte. Das zweite
Kapitel befasst sich mit Arps neuartigen skulpturalen Lösungen: Die
1930er Jahre waren das Jahrzehnt der Concrétions, abstrakten,
sockellosen Skulpturen. Sie wirken wie Naturschöpfungen, als ob sie
analog der Schöpfung des Kosmos entstanden wären, festgehaltene
Momente aus einem stetigen Fliessen und Werden. Am Ende der
Ausstellung stehen Werke der Nachkriegszeit. In dieser Periode
schlug Arp in der Bemalung der Reliefs eine überraschende Brücke
vom Prinzip des Zufalls zum zeitgenössischen Informel. In den
Skulpturen experimentierte er mit der Wirkung verschiedenster
materieller Ausführungen. Obwohl nun bereits zum Klassiker der
neueren Plastik avanciert, behielt Arp in seiner Arbeitsweise den
Humor und die unbekümmerte Respektlosigkeit vor vermeintlich festen
Werten bei, die ihn stets angeleitet hatte.
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25.08.2015
5 Minuten
Der 1949 in Wales geborene Richard Deacon kann auf ein vier
Jahrzehnte umspannendes, breites bildhauerisches Werk
zurückblicken, was ihm letztes Jahr die Ehre einer Retrospektive in
der Tate Britain in London zuteil werden liess. In Winterthur ist
er auf verschiedene Weise präsent, am augenfälligsten durch die
grosse Aussenskulptur Footfall, die auf Initiative des
Galerievereins, Freunde des Kunstmuseums Winterthur, im Frühling
2013 zur Hundertjahrfeier des Vereins aufgestellt wurde und seither
den kleinen Platz neben dem Kunstmuseum prägt. 2014 publizierte das
Kunstmuseum eine Ausgabe von Deacons Schriften, und auch in der
Sammlung des Museums ist er mit einer Gruppe von Werken präsent, so
dass die aktuelle Ausstellung mit der Präsentation von über 40
Arbeiten des Künstlers aus den letzten beiden Jahrzehnten hier
anschliessen kann.Der Titel der Ausstellung, On The Other Side,
wurde vom Künstler selbst gewählt und weist darauf hin, dass seine
Werke nicht den üblichen Gesetzen der Bildhauerei folgen. Anstatt
für eine vorgefasste Formidee das passende Material zu suchen, geht
Deacon genau umgekehrt vor und entwickelt seine Skulpturen
ausgehend von verschiedenen Materialien in einer spielerischen
Auseinandersetzung mit deren Eigenschaften und den Techniken ihrer
Verarbeitung. Dabei ist sein Vorgehen ziemlich unkonventionell,
denn er lotet nicht nur die einem Material inhärenten Möglichkeiten
aus, sondern findet darin vielmals Eigenschaften anderer
Materialien, nötigt sie seinen Werkstoffen zuweilen geradezu ab –
Holz zeigt sich so flexibel wie Metall, Keramik so geschmeidig wie
Textil. Er sei kein klassischer Bildhauer oder Plastiker, meinte er
einmal, sondern einer, der etwas fabriziert. Da er den Materialien
in seinen aufwendigen Arbeiten einiges abverlangt, benötigt er
Partner: Beim Holzbauer werden Bretter und Balken verformt und zu
komplexen Gebilden zusammengesetzt, in Stahlbaufirmen werden in
aufwendigen Verfahren Bleche geschnitten, miteinander verschweisst
und poliert, und in der Keramikwerkstatt werden nach kleinen
Modellen grosse Tonformen gebaut, die durch Glasieren und Brennen
ihre endgültige Gestalt erhalten – monumental oder klein und
zierlich, in organischen oder in konstruierten Formen. Bei aller
Unterschiedlichkeit in der Anmutung zeigen die Skulpturen doch eine
Gemeinsamkeit, denn sie erweisen sich als logisch organisierte und
dennoch überraschende Objekte: “What you see is what you get”, so
kommentierte Deacon seine Arbeiten. Doch ebenso wichtig wie sein
Verständnis für technische Prozesse ist sein poetisches Interesse
an den metaphorischen Bedeutungen der Formen, das ihn immer wieder
zum Verfassen von Werktiteln und Texten veranlasst.
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