Rembrandt, habibi!
Der Podcast Rembrandt, habibi! wird von Amina Aziz fürs Kunstmuseum Basel produziert und ergänzt die Ausstellung Rembrandts Orient.
Podcaster
Episoden
10.12.2020
25 Minuten
Amina Aziz wagt in der letzten Folge des Podcasts „Rembrandt,
habibi!“ einen Blick in die Zukunft. Museen sind öffentliche Orte
von Teilhabe, vielleicht sogar dekoloniale Orte. Können Sie das
überhaupt leisten oder ist das zu viel verlangt? Braucht es
radikale Forderungen, um langfristig Bewegung und Veränderung
herbeizuführen? In der Schweiz gab es im Juni 2020 einen Aufschrei
Schwarzer Künstler*innen. Sie wandten sich in einem offenen Brief
an Schweizer Kulturinstitutionen mit der Aufforderung, die eigenen
institutionsspezifischen Praktiken aus antirassistischer und
dekolonialer Perspektive zu reflektieren. Die Antworten der
Institutionen fielen mau aus. Wie könnte angesichts dieser
Herausforderungen das Museum von morgen aussehen? Gute Ansätze gibt
es schon genug. Amina Aziz hat darüber mit der Kultursoziologin Dr.
Sarah Owens und dem Kulturwissenschaftler Dr. Thomas Sieber (beide
Zürcher Hochschule der Künste), der Kunstvermittlerin Duygu Örs
(Berlin Biennale) sowie mit Christine Müller-Stalder und Hannah
Horst aus der Abteilung Bildung & Vermittlung des Kunstmuseums
Basel gesprochen.
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01.12.2020
30 Minuten
Ganz allgemein meint der Begriff Restitution die Wiederherstellung
eines ehemaligen Zustands. Im Zusammenhang mit Kulturgütern
bezeichnet er die Rückgabe von Objekten, die unrechtmässig in
Besitz der aktuellen Eigentümer*innen gelangten. Am häufigsten wird
der Begriff für im Kontext des Nationalsozialismus oder
Kolonialismus eingezogene, ›erworbene‹, ›gehandelte‹ oder geraubte
Objekte verwendet. Wenn nun beispielsweise ein afrikanisches Land
Kulturgüter, die ehemals durch französische Truppen entwendet
wurden und heute in einem Pariser Museum ausgestellt sind,
zurückfordert: Handelt es sich dann um eine illegitime Forderung,
gar um Diebstahl? Oder bedeutet ein Nachkommen der Forderung
lediglich die Rücknahme dessen, was vorher geraubt worden war? Für
Letzteres spricht sich der Aktivist Mwazulu Diyabanza aus. Mit
seinen Interventionen sorgt er für Aufregung: Er entfernt in
französischen Museen Objekte aus meist afrikanischen Ländern in der
Absicht, diese zurückzuführen. Museen des globalen Nordens sind
voller Objekte, von denen viele durch den Kolonialismus nach Europa
gelangten. Herkunftsländer fordern einige der Objekte zurück,
Museen weigern sich häufig, sie zurückzugeben, insbesondere bei
wertvollen Objekten. Doch es gibt auch konstruktive Ansätze, wie
etwa den spezifisch für Frankreich entwickelten Vorschlag des
Ökonomen Felwine Sarr und der Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy.
Die beiden plädieren für eine unkomplizierte Rückgabe der
unrechtmässig nach Frankreich gelangten und aktuell dort
ausgestellten Objekte. Das stösst natürlich auch auf Widerstände.
Eine zentrale Frage, die sich hier stellt, lautet: Wie kann
gegenüber Herkunftsländern eine Debatte auf Augenhöhe geführt
werden? Amina Aziz hat über diese Frage und mehr mit der
Archäologin Lanah Haddad, dem Historiker Dr. Kokou Azamede und dem
Kunstrechtler Dr. Florian Schmidt-Gabain gesprochen.
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21.11.2020
25 Minuten
Der Kolonialismus ist ein Herrschaftssystem, das bis heute
nachwirkt. Kolonialismus meint die Unterwerfung und Ausbeutung
auswärtiger Territorien, welche ab dem Ende des 15. Jahrhunderts
durch westliche Länder vorgenommen wird. Obwohl die Kolonialzeit
heute als beendet gilt, wirkt der Kolonialismus bis in die
Gegenwart nach. So bleibt beispielsweise in Ländern wie Brasilien
oder Südafrika, die ehemals kolonialisiert wurden, die soziale
Apartheid nach wie vor ein grosses Problem. Es gibt in unserer
heutigen Zeit aber auch weitaus weniger offensichtliche
Nachwirkungen des Kolonialismus. Diese sichtbar zu machen, ist
schwierig und gerade deswegen umso wichtiger. Was hat die Praxis
Rembrandts und Co., die eigenen Modelle in ›exotische‹ oder
›orientalische‹ Gewänder zu stecken, mit Kolonialismus zu tun? Geht
es ihnen um Kohle oder handelt es sich um kulturelle Aneignung? Und
was ist kulturelle Aneignung überhaupt? Amina Aziz spricht in Folge
drei mit Dr. Mahret Ifeoma Kupka, Kuratorin beim Museum Angewandte
Kunst in Frankfurt, über kulturelle Aneignung in der Modebranche.
Dr. Bodo Brinkmann, der Kurator von „Rembrandts Orient“ berichtet,
was bei der Arbeit an der Ausstellung schockierend war.
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10.11.2020
23 Minuten
Rembrandt führte ein turbulentes Leben: Aufgrund seines Talents kam
er früh zu Geld und gab es aus für Kunst, Krempel aber auch sehr
wertvolle Gegenstände, bis er irgendwann pleite war. Er hatte
Affären, von denen eine kein gutes Licht auf ihn wirft. Das
Drumherum, der Kolonialismus, die Kriege der Zeit interessierten
ihn und andere Künstler damals nicht. Die Aufarbeitung des
Kolonialismus ist dadurch heute eine Herausforderung, denn es muss
ständig ausgehandelt werden, dass das "Goldene Zeitalter" für viele
Menschen gar nicht so golden ist. Amina Aziz spricht in dieser
Folge mit Josef Helfenstein, Direktor Kunstmuseum Basel und Tom van
der Molen, Kurator im Museum Amsterdam. Das Museum Amsterdam hat
den Terminus "Goldenes Zeitalter" abgeschafft. Van der Molen
schildert wie es dazu kam.
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03.11.2020
24 Minuten
Rembrandt hat die Niederlande zwar nie verlassen, hat sich aber
trotzdem mit einem Ort befasst, den er sich als Orient vorstellte.
Er malte Turbane und lange, edle Gewänder und sogar Miniaturen, wie
er sie von Künstler*innen aus fernen Ländern kannte. Doch geht das
überhaupt, sich einfach irgendwas zusammen zu reimen und das dann
zu malen? Wie wirkt das heute möglicherweise auf Menschen aus
Ländern, mit denen Rembrandt sich befasst hat? Und was hat das
überhaupt mit dem Kolonialismus der Niederlande zu tun? In dieser
ersten einführenden Folge geht Amina Aziz diesen Fragen nach und
beleuchtet, aus welcher Perspektive wir uns Rembrandt heute,
abseits von klassischen kunsthistorischen Interpretationen, nähern
können. Sie spricht in dieser Folge mit dem Kurator Bodo Brinkmann
und der Literaturwissenschaftlerin Mariam Popal über „Rembrandts
Orient".
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Über diesen Podcast
Der Podcast Rembrandt, habibi! wird von Amina Aziz fürs Kunstmuseum
Basel produziert und ergänzt die Ausstellung Rembrandts Orient.
Westöstliche Begegnung in der niederländischen Kunst des 17.
Jahrhunderts um eine postkoloniale Perspektive. Der Podcast umfasst
fünf Folgen à je 20 bis 30 Minuten und lässt neben Amina Aziz
verschiedene Akteur*innen aus Wissenschaft, Kunst und Kultur zu
Wort kommen. Infos zur Ausstellung:
https://kunstmuseumbasel.ch/de/ausstellungen/2020/rembrandts-orient
Konzept und Moderation: Amina Aziz Produktion: Amina Aziz,
Christine Müller Stalder Jiingle: Ah! Kosmos/ http://ahkosmos.com/,
Darren Hayne
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