Podcaster
Episoden
21.11.2020
54 Minuten
Während des Lockdowns im Frühjahr hatten wir begonnen, den
Podcast »Göttinger Krisengespräche« zu produzieren:
Gespräche, die von der These ausgehen, dass Krisen die
fundamentalen Realitäten einer Gesellschaft
offenlegen. Eine der existenziellen gesellschaftlichen
Fragen, die sich besonders aufdrängte, war die nach den
Arbeitsverhältnissen, weltweit.
Von »viehischen Verhältnissen« und einer »Mischung aus
Ausbeutung, Brutalität und Diffamierung« spricht Eva von
Redecker mit Bezug auf den sattsam bekannten Zusammenhang
von Arbeitsverhältnissen und Corona-Ausbrüchen in deutschen
Schlachtbetrieben. International beklagt, aber medial wenig
verfolgt wurde die verzweifelte Lage der Wanderarbeiter in
Indien: »The lockdown«, schrieb Arundhati Roy darüber,
»worked like a chemical experiment that suddenly
illuminated hidden things«.
Über Ausbeutung, Migration und gar nicht so verborgene
Verhältnisse sprechen der Historiker Ravi Ahuja und der
Arbeitssoziologe Peter Birke mit Moderatorin Karin
Klenke.
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14.07.2020
60 Minuten
Das »einflussreichste Intellektuellenpaar unserer Zeit« nannte
die ZEIT Aleida und Jan Assmann, die gemeinsam im letzten Jahr
mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet
wurden. Wir treffen Aleida Assmann und Anne Fuchs, die Direktorin
des UCD Humanities Institute Ireland, um ausgehend von Assmanns
neuaufgelegtem Europäischen Traum (C.H. Beck 2020) über
transnationale Verantwortung in Krisenzeiten zu sprechen.
Seinen Ausgang nimmt Assmanns Buch vom Symbol der EU, dem
Sternenkreis. Lange stand er im Rahmen der offiziellen
Rhetorik der EU als Symbol für die ‚Einheit in der
Vielfalt’. Heute müssen wir uns fragen: Was hält die
Sterne überhaupt noch zusammen? In Absetzung vom
‚amerikanischen Traum’ führt Assmann das Stichwort vom
‚europäischen Traum’ und entwirft vier Lehren, die die
Europäer aus der Geschichte gezogen haben (sollten).
Aber gelten diese Lehren noch? Womöglich jetzt umso stärker?
Über Binnen- und Außengrenzen, Solidarität innerhalb und
außerhalb Europas, über die Verantwortung der ehemaligen
‚Kolonialherren’ und über Erinnerungspolitik angesichts von Black
Lives Matter sprechen Aleida Assmann und Anne Fuchs mit
Sebastian Puschner, Stellv. Chefredakteur der
Wochenzeitung Freitag.
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22.06.2020
1 Stunde 8 Minuten
Ein sehr belebtes und belebendes Gespräch zwischen drei überaus
wachen, klugen, wortgewandten Frauen und einem ebensolchen
Moderator ist es geworden: Luisa Neubauer, Mitinitiatorin
von Fridays for Future und Co-Autorin des Buchs Vom Ende
der Klimakrise (2019), Susanne Götze und Annika Joeres, beide
investigative Journalistinnen und Autorinnen ihres gemeinsamen
wichtigen Buchs Die Klimaschmutzlobby. Wie Politiker und
Wirtschaftslenker die Zukunft unseres Planeten verkaufen (Piper
2020) und Moderator Leon-Fabian Caspari
(Uni Göttingen).
Hören Sie die vier darüber reden, warum die Gruppe der
doppelzüngigen Bremser in der Politik und marktradikale
Thinktanks so einflussreich sind. Über die Ideologie der
Klimaschmutzlobby und die Rationalität der
Klimaschützer*innen. Darüber, was die Coronakrise mit dem
Klimaschutz macht, und über die Frage, ob jetzt das
Totenglöckchen des Neoliberalismus erklingt. Und – ganz
wichtig – über das Utopiegebot fürs
postfossile Zeitalter.
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08.06.2020
1 Minute
Prof. Josef Settele, den Ko-Vorsitzenden des Globalen Berichts
des Weltbiodervistätsrates am Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung, konnte man zuletzt neben der
Umweltministerin bei der Bundespressekonferenz Anfang April
in den Nachrichtensendungen sehen. Es gibt nicht viele
Wissenschaftler*innen, die wie er seit Jahren den
Zusammenhang von Biodiversitätsverlust und der Entstehung
von Infektionskrankheiten erforschen.
Von Kathrin Hartmann stammen einige der besten Artikel, die in
den letzten Monaten zu Corona im Kontext der anderen Krisen
erschienen sind. Sie schreibt regelmäßig für die
Süddeutsche Zeitung, den Freitag und die Frankfurter Rundschau,
ihr Buch zum Greenwashing Die grüne Lüge (2018) wurde auch als
Film ein großer Erfolg. Im vergangenen März ist Grüner wird’s
nicht. Warum wir mit der ökologischen Krise völlig falsch umgehen
(Blessing 2020) erschienen.
Im Podcast sprechen Josef Settele und Kathrin Hartmann über die
Zusammenwirkungen von Lebensraumzerstörung,
Biodiversitätsverlust und Pandemien, diskutieren über die
(spärliche?) Rezeption dieser Zusammenhänge in den
gesellschaftlichen Diskursen über Covid-19 und erörten die
Frage nach den aktuellen Folgen der Pandemie – gerade auch
mit Blick auf die transformativen Potenziale des jetzt
verhandelten Konjunkturpakets.
Es moderiert Sebastian Puschner, Stellv.
Chefredakteur der Wochenzeitung Freitag.
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30.05.2020
55 Minuten
Mit seinem Buch Männerphantasien (MSB 2019), vom Matthes &
Seitz Verlag vier Jahrzehnte nach Erscheinen neu aufgelegt,
hätte Klaus Theweleit eigentlich im März bei uns zu Gast
sein sollen. (Die Live-Veranstaltung soll weiterhin im
Herbst nachgeholt werden!) Das 1977 erstmals erschienene
Buch gilt als Gründungstext der Männer- und
Meilenstein der Gewaltforschung, als bahnbrechende
Analyse über Männlichkeit und Faschismus.
Im Krisengespräch mit Katrin Gottschalk (taz, zuvor Missy
Magazine) befragen wir ihn zu häuslicher Gewalt,
Kriegsrhetorik und dem Rückfall in alte Gender-Rollen durch
Corona. Hat diese Krise ein Geschlecht? Was macht sie mit
den Geschlechtern?
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Über diesen Podcast
Krisen legen die fundamentalen Realitäten einer Gesellschaft offen.
Wer hat mehr, wer hat weniger? Was hoffen wir, was fürchten wir am
meisten? Wie wollen wir arbeiten, wie wollen weiterhin leben? Mit
wem? Und auf wessen Kosten? In so vielen Lebensbereichen, so hat
man den Eindruck, ist jetzt, mitten in der Corona-Krise, genau der
Zeitpunkt, um vieles nochmal ganz neu zu denken, womöglich neu zu
entscheiden. Viele existenzielle gesellschaftliche Fragen wollen
und müssen neu diskutiert werden. Und genau das soll hier in diesem
Podcast, den »Göttinger Krisengesprächen«, passieren.
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