Antifa Cafe: 30 Jahre Rostock-Lichtenhagen
45 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Aufzeichnung des Antifa Cafe am 25.08.2022 im Nordpol.
“Wo wart ihr in Rostock?“ schrien Antifas nach dem Pogrom in
Rostock 1992 der Polizei entgegen. Selbst der Polizei hatten wir
nicht zugetraut, dass Sie tatenlos zusieht, wie ein bürgerlicher
und faschistischer Mob ein Haus mit vietnamesischen
Vertragsarbeiter:innen anzündet. Die Erlebnisse rund um Rostock
haben uns geprägt, wir wollten nicht Zuschauer bei der
rassistischen Hatz auf Flüchtlinge sein.
Seit 1990 sind mindestens 213 Menschen aufgrund rechter Gewalt
getötet worden. Neben diesen offensichtlichen Barbareien von
Nazis war aber auch die unerträgliche politische Situation ein
Grund, uns zu wehren. Der aufkeimende Nationalismus der 90er
Jahre und das „wir sind wieder wer“ Gehabe mit
Reichskriegsflaggen auf öffentlichen Plätzen und in Stadien,
zeigte die Stimmung der Bevölkerung. Die bürgerlichen Medien
übernahmen Symboliken und Inhalte von Rechtsaußen Parteien und in
der Jugendzeitung Bravo gab es einen
Reichskriegsflaggenaufkleber… Der Faschismus war in der Mitte der
Gesellschaft angekommen und das hielten wir nicht aus. Wir
mussten etwas tun.
Wir waren nicht vorbereitet auf diese Situation, aber es fanden
sich auch Andere, die mitmachen und dem Unerträglichen ein Ende
setzen wollten. Es waren sehr unterschiedliche Menschen, die wir
kennengelernt haben, die Geflüchteten geholfen haben, Nachtwachen
in Flüchtlingsheimen übernommen haben oder einfach mal
Zivilcourage gezeigt haben, weil sie es nicht mehr aushielten –
Christen, migrantische Jugendliche, aber auch die ein oder andere
Spießbürger:in, die sich diesen nazistischen Wahnsinn nicht
gefallen lassen wollte. Aber insbesondere auch die Geflüchteten
wehrten sich gegen die Angriffe. Dies waren die beeindruckendsten
Momente in der antifaschistischen Selbsthilfe. Aus ihren Ländern
vor politischer Verfolgung geflohen, wehrten sie sich massiv
gegen den braunen Mob.
Diese Gesellschaft hat viel verdrängt und eine Aufarbeitung hat
es nie gegeben. Die Brandstifter:innen von damals sind zum Teil
immer noch in rechten Organisationen aktiv. Die geistigen
Brandstifter:innen aus Politik und Wirtschaft sitzen in hohen
Ämtern, werden geehrt und gefeiert, als hätte es das Alles
niemals gegeben.
https://antifacafedortmund.noblogs.org/post/2022/08/19/25-08-30-jahre-rostock-lichtenhagen/
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