Doku: Pandemie trifft Klassengesellschaft – 23.03.2023 Köln
1 Stunde 8 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Inzwischen sind nach offiziellen Angaben fast 170.000 Menschen in
Deutschland (Stand 25. Februar 2023) an der Covid-19-Pandemie
gestorben. Trotz einer breiteren Bevölkerungsimmunität und trotz
verbesserten Behandlungsmethoden sind auch seit Beginn des Jahres
2023 täglich zwischen 70 und 300 Menschen in Deutschland an den
Folgen einer Covid-19-Infektion gestorben. Zudem wird von
mindestens einer Millionen Long-Covid-Betroffenen ausgegangen.
Aber die Pandemie ist vorbei und Deutschland wäre gut aus der
Krise rausgekommen, so lautet die breit zu vernehmende Botschaft.
Seit die Kapazitäten der Intensivmedizin zum entscheidenden
Kriterium erklärt und die Inzidenz abgewertet wurde, gilt das
Sterben in geordneten Bahnen als Maßstab für erfolgreiches
politisches Handeln. In öffentlichen Diskussionen scheint
inzwischen sogar zuweilen das Resümee gezogen zu werden, man habe
zu panisch und zu rigoros mit Schutzmaßnahmen agiert. Die
Position, sich nicht mit 170.000 Toten als Kollateralschaden fürs
Weiterlaufen des Betriebs abfinden zu wollen, wird hingegen
nirgendwo mehr vertreten.
Es steht weiterhin zu befürchten, dass der inhumane Umgang mit
den Covid-19-Opfern als Schablone für kommende Katastrophen
dienen könnte. Womöglich wurde im Zuge der Covid-19-Pandemie
gesellschaftlich verinnerlicht, dass in den kommenden Pandemien
und Krisen alles gut laufe, solange die Zahl der Toten im
internationalen Vergleich nicht heraussteche und die kritische
Infrastruktur nicht zusammenbreche.
Die Corona-Pandemie ist keine Naturkatastrophe, sondern
menschengemacht, weil die Wahrscheinlichkeit des Überspringens
von gefährlichen Viren auf Menschen mit der Abholzung von
Wäldern, massenhaftem Wildtierhandel und Massentierhaltung
zusammenhängt. Das Virus trifft auch nicht alle gleichermaßen,
sondern die ärmeren Teile der Bevölkerung überdurchschnittlich.
Sie infizieren sich häufiger und sterben öfter. Pandemie trifft
Klassengesellschaft.
Wie die Pandemie staatlicherseits gehandhabt wird und wurde, was
emanzipatorische Kräfte tun müssten und warum die Rückkehr zum
Normalzustand auch in endemischen Zeiten keine Perspektive sein
kann, darüber wollen wir mit Thomas Ebermann und Nadja Rakowitz
an diesem Abend diskutieren.
Es referieren und diskutieren: Nadja Rakowitz, Medizinsoziologin,
Geschäftsführerin des Vereins demokratischer Ärzt*innen (vdää*)
und im Bündnis Krankenhaus statt Fabrik und Thomas Ebermann,
Kabarettist und Publizist.
Veranstaltende: Gruppe Polaris und der AStA der Universität zu
Köln.
Diskussionsrunde im Anschluss an die Inputs von Nadja und
Thomas.
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