Doku: #degrowthCommunism?! – ein Info und Diskussionsabend über Utopien zwischen Klimakollaps und Wachstumszwang

Doku: #degrowthCommunism?! – ein Info und Diskussionsabend über Utopien zwischen Klimakollaps und Wachstumszwang

1 Stunde 40 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Dokumentation des Referats von subversive-theorie.de in der
Sozialistischen Selbsthilfe Köln gehalten am 18.01.2024.


Musik: prod.bydogs www.youtube.com/@prod.bydogs


Ankündigungstext:


Der SPIEGEL-Titel Nr.1, 2023, triggerte angeblich Linke, Klimas,
Liberale und Bürgerliche zugleich. „Hatte Marx doch recht?“ steht
in großen Lettern auf dem Titel, dazu ein tätowierter, „cooler
Hippster“ mit Marx-Kopf. Marx trägt nicht nur ein grünes Hemd,
sondern auch einen «There is no planet B»-Button – und für den
Begriffsstutzigen hat der gute Marx ein Goldkettchen mit einem
silbernen Anhänger um den Hals. Statt eines Kreuzes allerdings
ein Windrad. Doch allein der Untertitel: „Warum der
Kapitalismus so nicht mehr funktioniert – und wie er sich
erneuern lässt“, dürfte Marx selber wohl kaum gefallen haben.
 


Ob beim Weltklimarat oder Ampel „Regierung“ das Gespenst eines
„nachhaltigen Kapitalismus“ spuckt als neues Produktionsregime
des Kapitalismus. Elektromotoren brummen für mehr
Wirtschaftswachstum und durch CO2 Abspaltung und
Kohlenstoffeinlagerung CCS [Carbon Capture and Storage] sei der
Weg für die zukünftige „grüne“ Verbrennung von fossilen Energien
und Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und CO2 Emissionen
gewiesen.


Der japanische Philosoph & Marxist Kohei Saito sieht in
dieser „Technologie als Ideologie“ einen zentralen Grund für die
Fantasiearmut, die in der heutigen Gesellschaft um sich greift,
wenn es um die Frage geht, was tun mit dem Klimakollaps. Die
Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen benennt er als neues
«Opium des Volkes» und fordert die Vergesellschaftung der großen
Ölkonzerne, Großbanken und der digitalen Infrastruktur.


In seinem Buch «Systemsturz – Der Sieg der Natur über den
Kapitalismus» analysiert der Saito die Verflechtung von Kapital,
Natur und Gesellschaft im Anthropozän. Den inneren Wachstumszwang
des Kapitalismus sieht er als eine Grundproblematik der heutigen
menschengemachten und kapitalgetriebenen Klimakrise.


In einer Re-Lektüre von Karl Marx versucht Saito die gröbsten
Verfälschungen der marxschen Kritik an Ausbeutung von Natur und
Mensch durch den sogenannten Marxismus-Leninismus zu korrigieren
und entwickelt ein Modell eines degrowth-communism. Dabei
entdeckt Saito alternative Pfade der Diskussion bei Marx und
plädiert für eine Dekarbonisierung unter anderem durch kürzere
Arbeitszeiten und Priorisierung auf lebenswichtige Produktion.


Ganz neu sind derweil Diskussionen über einen „Kommunismus ohne
Wachstum?“ nicht, schon 1975 schlug der Ökostalinist und
Dissident Wolfgang Harich der „Führung der DDR“ nach Lektüre des
berühmten Club of Rom Report ein Null-Wachstum vor, und einige
sehen in Harichs Utopie/Dystopie einer Ökodiktatur große
Ähnlichkeiten mit den heutzutage vielfach diskutierten
Vorstellungen eines „Öko-Leninismus“ wie z.B. bei Andreas Malm
(Buchautor von Wie man eine Pipeline in die Luft jagt, 2020).
Doch wie viel Befreiung steckt in „Utopien“ eines Kommunismus
ohne Wachstum, wenn dieser „nur durch die unaufhebbare staatliche
Gewalt marxistisch-leninistischer Parteien durchgesetzt werden“
könne, fragte spöttisch schon 1976 der Rätekommunist Paul
Mattick.


Im ersten Teil der Veranstaltung stellen wir Aspekte der Idee
eines degrowth-communism von Kohei Satio vor, um im zweiten Teil
in einer Diskussion auf die Fragen nach der Rolle des Staates im
Klimakollaps und die Suche nach einem revolutionären Subjekt
„ökologische Klasse“ gemeinsam zu erörtern.

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