Eine Kritik an Identitätspolitik und ihren Gegner_innen

Eine Kritik an Identitätspolitik und ihren Gegner_innen

Beschreibung

vor 1 Jahr

Zur Notwendigkeit eines queeren Materialismus und der
Rückeroberung des Universellen


Vortrag von Franziska Haug – Aufzeichnung der Veranstaltung am
21.03.2024 in der ZANKE in Bochum


Gegenwärtige linke, feministische Debatten teilen sich in
Deutschland weitestgehend in zwei Lager auf: Auf der einen Seite
steht ein differenzfeministischer, oder auch sog.
Radikalfeminismus, der oft ein universelles „Wir“ der Frauen in
Anspruch nimmt. Auf der anderen Seite ein intersektionaler, oft
postkolonialer Queerfeminismus mit einem Fokus auf diskursive
Identitätspolitik. Erstere Position wirft der zweiten vor, das
geschlechtliche und körperliche Subjekt gänzlich in diskursiver,
materieloser Sprachvermittlung aufzulösen. Letztere Position
wirft der ersteren vor, eine problematische Essentialisierung der
Frau und des geschlechtlichen Körpers zu betreiben. Diese
Spaltung der linken, feministischen Szene zeigt sich aktuell
besonders eklatant in Debatten um Sexarbeit, Identität,
Privilegien, Kulturelle Aneignung, Gendern,
Transgeschlechtlichkeit uvm.


Der Vortrag soll beleuchten, inwiefern der Gegensatz zwischen
Identitätspolitik/Queer/Intersektionalität vs.
Universalismus/Feminismus/Materialismus zumindest theoretisch ein
falscher ist. Demgegenüber versucht der Vortrag ein Modell eines
queeren Materialismus zu entwickeln. Mit diesem Ansatz soll etwas
beleuchtet werden, was in beiden Lagern unterbelichtet bleibt,
aber eigentlich queere und materialistische Ansätze miteinander
verbinden könnte: der historische Materialismus. Oder anders
gesagt: die Vermittlung mit den sozial-ökonomischen
Verhältnissen. Das Modell eines queeren Materialismus versucht
also eine Gesellschaftskritik zu formulieren, die den
Kapitalismus als negatives Universelles adressiert, ihn mit einer
Kritik der Geschlechterverhältnisse vermittelt und vor diesem
Hintergrund eine politische, solidarische Praxis des Universellen
zu bestimmen versucht.

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