Wie gestalten wir solidarisches Gedenken? Zur Aktualität multidirektionaler Erinnerung
1 Stunde 14 Minuten
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Beschreibung
vor 10 Monaten
mit Felix Axster
Vor 15 Jahren veröffentlichte der Literaturwissenschaftler und
Holocaustforscher Michael Rothberg sein einflussreiches Buch
Multidirectional Memory. Remembering the Holocaust in the Age of
Decolonization. Darin beschreibt er Politiken des Gedenkens, die
einer Ethik und Methode des In-Beziehung-Setzens folgen, die
nicht auf Relativierung oder Konkurrenz, sondern auf Solidarität
zielen. Statt die Erinnerung einer spezifischen Gewalterfahrung
gegen eine ‚kompetitive‘ andere abzuwägen, ermöglicht Rothberg
zufolge, ein solches In-Beziehung-Setzen der Komplexität
differenzieller und globaler Gewaltgeschichten gerechter zu
begegnen.
Uns scheint der erst 2021 ins Deutsche übersetzte Band gerade
heute für aktivistische Auseinandersetzung über grundsätzliche
Fragen gemeinsamer, solidarischer (Erinnerungs-)Politik relevant.
Wir sehen Verbindungen zwischen Rothbergs Versuch Geschichten und
Erfahrungen unerträglicher Gewalt auf eine vertretbare Weise in
Verbindung zu setzen, und den Bemühungen um ein solidarisches
Gedenken für verschiedene Opfer rechter, rassistischer,
polizeilicher oder staatlicher Gewalt – von Hanau über Halle bis
Dortmund und an die Außengrenzen Europas.
Darüber hinaus treiben uns auch innerlinke politische
Auseinandersetzungen um, über die sich mit Rothberg ebenfalls
nachdenken lässt: Bietet die multidirektionaler Erinnerung uns
eine Grundlage, um der Entgegensetzung, ja Konkurrenz von
Antisemitismus- und Antirassismuskritik, wie wir sie aktuell
erleben etwas entgegenzusetzen? Oder drohen wir mit der
Multidirektionalität die entscheidenden Spezifika der jeweiligen
Gewalt(Geschichten) aus dem Blick zu verlieren? Inwiefern lassen
sich Brücken zwischen der von Rothberg konstatierten Konkurrenz
verschiedener Erinnerungen zur Konkurrenz des
(Un-)Sicherheitsbedürfnisses verschiedener gesellschaftlicher
Gruppen schlagen oder zu einer Hierarchisierung des Leides von
verschiedenen Betroffenen von Gewalt?
Dieser Podcast ist eine Aufzeichnung der Diskussion im Nordpol
vom 23.11.24 zu Potenzial und Grenzen des Konzepts
Multidirektionaler Erinnerung gemeinsam mit Felix Axster,
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für
Antisemitismusforschung (TU Berlin) und Mitinitiator der
deutschen Übersetzung von Multidirektionale Erinnerung.
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