"Stromberg": Der untragbare Chef als sicheres Produkt

"Stromberg": Der untragbare Chef als sicheres Produkt

33 Minuten
Podcast
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Texte, Kritiken und ein wöchentlicher Podcast über Kino, Erinnerung und die Magie der Bilder - zwischen VHS-Nostalgie, Streaming-Gegenwart und dem, was Film in uns auslöst.

Beschreibung

vor 3 Tagen

“Stromberg - Wieder alles wie immer” ist kein echtes Comeback,
sondern eine routinierte Wiederverwertung. Der Film versucht
erkennbar, die Figur im aktuellen Zeitgeist zu spiegeln:
Machtmissbrauch, toxische Arbeitskultur und das unangenehme Erbe
alter Männerbilder. Doch dieser Versuch bleibt halbherzig. Kaum
wird es interessant, drückt der Film auf Reset und flüchtet sich
in bekannte Muster, alte Pointen und die sichere Komfortzone der
Serie. Statt Weiterentwicklung gibt es Wiederholung. Statt
Haltung bloß Andeutung. Dabei tut der Film so, als müsse man dem
Publikum heute erst erklären, dass “Stromberg” ein untragbarer
Charakter ist, obwohl das schon damals klar war. “Stromberg” war
nie als Missverständnis angelegt, sondern von Anfang an als
Zumutung.


Besonders unerquicklich wirkt dabei das penetrante Product
Placement, das jede vermeintliche Meta-Ebene unterläuft. Wenn
reale Marken derart sichtbar ins Bild gedrückt werden, entlarvt
das die eigentliche Motivation des Projekts. Ausgerechnet
“Stromberg”, einst Sinnbild für Abgründe im Arbeitsalltag,
verkommt hier zur Kulisse für Werbebotschaften. Christoph Maria
Herbst spielt “Stromberg” erwartbar präzise, Bjarne Mädel, Milena
Dreißig und Diana Staehly funktionieren zuverlässig in ihren
bekannten Rollen. Doch genau diese Routine ist Teil des Problems:
Niemand geht ein Risiko ein, niemand will diese Figuren wirklich
antasten oder weiterführen.


Unterm Strich fehlt diesem Film jede klare Richtung. Er will
reflektieren, aber nicht zuspitzen. Er will kritisch wirken, ohne
Konsequenzen zu ziehen. Er will anschlussfähig bleiben und sagt
deshalb am Ende nichts. Zur aktuellen Debatte über Macht,
Verantwortung und Veränderung trägt “Wieder alles wie immer”
nichts bei. Kein neuer Blick, kein Erkenntnisgewinn und vor allem
kein gesellschaftlicher Stachel. Nur die Erkenntnis, dass man
manchmal besser loslässt, statt auf Autopilot weiterzufahren.


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