"Mr. Scorsese": Porträt eines Ausnahmeregisseurs

"Mr. Scorsese": Porträt eines Ausnahmeregisseurs

26 Minuten
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Texte, Kritiken und ein wöchentlicher Podcast über Kino, Erinnerung und die Magie der Bilder - zwischen VHS-Nostalgie, Streaming-Gegenwart und dem, was Film in uns auslöst.

Beschreibung

vor 2 Wochen

“Mr. Scorsese” ist eine jener Dokumentationen, die einem sofort
das Gefühl geben, man bekomme etwas Echtes zu sehen. Es ist nicht
nur ein Best-of großer Momente, sondern ein durchdachtes, ruhiges
Porträt eines Mannes, der das Kino geprägt hat und trotzdem
erstaunlich geerdet geblieben ist. Rebecca Miller begleitet
Martin Scorsese mit spürbarem Respekt und mit einer Ruhe, die
dieser Serie guttut. Nichts wirkt aufgeblasen und nichts unnötig
dramatisiert. Schritt für Schritt entsteht das Bild eines
Künstlers, der seine Arbeit seit Jahrzehnten mit derselben
Mischung aus Neugier, Selbstkritik und Leidenschaft betreibt.


Die Gespräche mit De Niro, DiCaprio, Spielberg und vielen anderen
haben etwas Intimes. Sie wirken nicht wie große Statements für
die Pressemappe, sondern wie Erinnerungen von Menschen, die ihn
über weite Strecken ihres Lebens begleitet haben. Gerade die
persönlichen Rückblicke, seine Kindheit in Little Italy, die
katholische Prägung, das fragile asthmakranke Kind im engen New
York der Nachkriegsjahre, lassen spüren, wie tief diese
Erfahrungen später in seinen Filmen weitergearbeitet haben. Viele
Motive, die sein Werk prägen, wirken nach dieser Dokumentation
fast zwangsläufig.


Besonders stark ist die Serie dort, wo Scorsese über seine Krisen
spricht. Momente, in denen Studios Druck machten, Projekte zu
scheitern drohten oder seine Vision infrage gestellt wurde. Die
Episode rund um Taxi Driver, in der er offen darüber spricht, wie
weit er zu gehen bereit war, um seinen Film zu schützen, zeigt
nicht nur seine Beharrlichkeit, sondern auch seine
Verletzlichkeit. Trotz all dieser Härte bleibt er erstaunlich
selbstironisch und nie selbstgefällig.


Millers Inszenierung ist zurückhaltend und präzise. Sie lässt
Scorseses Stimme Raum und vertraut auf seine Erinnerungen, ohne
sie zu überhöhen. So entsteht ein menschliches und oft
überraschend leises Bild eines Regisseurs, der sich nie auf
seinem Ruf ausgeruht hat.


“Mr. Scorsese” ist keine spektakuläre Enthüllungsdokumentation.
Sie braucht das auch nicht. Es ist ein ruhiges, sorgfältig
erzähltes und respektvolles Porträt eines Filmemachers, dessen
Filme unser Bild von Moral, Gewalt, Schicksal und Erlösung über
Jahrzehnte geprägt haben. Genau deshalb funktioniert diese
Dokumentation so gut. Sie lässt einen Mann sprechen, der sein
Leben lang versucht hat, die Welt zu verstehen, Bild für Bild.


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