Die «letzten Belgier» - Deutschsprachige in Ostbelgien

Die «letzten Belgier» - Deutschsprachige in Ostbelgien

Im Osten Belgiens wird Deutsch gesprochen. Zu Belgien kam das Gebiet vor gut 100 Jahren eher zufällig und nur widerwillig. Aber heute fühlen sich die Deutschsprachigen pudelwohl in Belgien. Eine Reportage über eine unbekannte Minderheit.
57 Minuten

Beschreibung

vor 3 Wochen
Im Osten Belgiens wird Deutsch gesprochen. Zu Belgien kam das
Gebiet vor gut 100 Jahren eher zufällig und nur widerwillig. Aber
heute fühlen sich die Deutschsprachigen pudelwohl in Belgien. Eine
Reportage über eine unbekannte Minderheit. Die Deutschsprachige
Gemeinschaft im Osten Belgiens, an der Grenze zu Deutschland und
Luxemburg, ist etwas so gross wie der Kanton Jura; und das Gebiet
zählt gerade einmal 80'000 Einwohnerinnen und Einwohner - nicht
einmal ein Prozent der belgischen Gesamtbevölkerung. Es überrascht
daher kaum, dass sogar viele Belgierinnen und Belgier die
Deutschsprachige Gemeinschaft nicht kennen. Das Gebiet war (wie
Belgien) ursprünglich Teil der Niederlande. Nach den Napoleonischen
Kriegen wurde es am Wiener Kongress 1815 Preussen zugeschlagen und
kam 1920 als Entschädigung für deutsche Zerstörung im Ersten
Weltkrieg zu Belgien. Viele wurden zu Beginn nicht warm mit der
neuen Zugehörigkeit zu Belgien, obwohl die deutsche Sprache in die
Verfassung aufgenommen wurde. Im Zweiten Weltkrieg begrüssten daher
viele den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht. Mittlerweile glücklich
in Belgien Nach dem Krieg geriet die deutsche Sprache dann in
Verruf. Und trotzdem konnte sie sich halten - im Gegensatz zu
anderen ursprünglich deutschsprachigen Gebieten wie dem Elsass oder
Lothringen. Das ist wohl ein Nebeneffekt des Streits zwischen
niederländischsprachigen Flamen und französischsprachigen Wallonen.
Im Zuge dieses Streits wurden immer mehr Kompetenzen vom belgischen
Staat an die Sprachgemeinschaften übertragen - auch an die
Deutschsprachige Gemeinschaft. So geniessen die deutschsprachigen
Belgierinnen und Belgier eine weitreichende Autonomie, die sie als
Teil Deutschlands oder Luxemburgs niemals bekämen. Entsprechend
zufrieden sind sie mittlerweile mit der Zugehörigkeit zu Belgien -
im Gegensatz zu den sich ständig streitenden Flamen und Wallonen.
Die Deutschsprachigen gelten daher auch als die «letzten Belgier».
In unserer Reportage aus dem ostbelgischen Hauptort Eupen spüren
wir der wechselhaften (Sprach-)Geschichte und dem heutigen
Selbstverständnis nach. Ausserdem stellen wir darin auch die noch
lebendigen Mundarten Ostbelgiens vor und erfahren, wie man in
Ostbelgien mit der dominanten Nachbarsprache Französisch umgeht.
Wie sagt man «gediegen» auf Schweizerdeutsch? In unserem
Mundart-Briefkasten gehen wir der Frage nach, welches
schweizerdeutsche Wort eigentlich dem hochdeutschen «gediegen»
entspricht. Und wir wollen wissen, ob Verben auf «-le» wie
«bäschtele, nöisle, säichele, grümschele» und so weiter immer eine
negative Bedeutung tragen. Ausserdem klären wir, was der
Familienname Gschwind ursprünglich bedeutet haben könnte.
Buch-Tipps: ⦁ Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (Hg.):
Deutsch in Europa. Vielfalt Sprachnormen und Sprachgebrauch.
Vierter Bericht zur Lage der deutschen Sprache. Tübingen 2025
(Gratis-Zugriff:
https://elibrary.narr.digital/xibrary/start.xav?start=%2F%2F%2A%5B%40node_id%3D%27159318%27%5D#/text/9783381135226?_ts=1762597524176)
⦁ Carlo Lejeune (Hg.): Grenzerfahrungen. Eine Geschichte der
Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. 5 Bände. Eupen 2013-2019.

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