Podcaster
Episoden
27.11.2025
54 Minuten
Im Bündner Oberland spricht man Romanisch, aber heute können alle
Einheimischen auch Schweizerdeutsch. Nur: Woher kommt diese Mundart
eigentlich, wenn Deutsch in der Surselva nicht alteinheimisch ist?
Und was macht sie aus? Nadia und Markus sprechen darüber mit dem
Nationalrat Martin Candinas. Candinas’ Sprachbiografie ist typisch
für die Surselva, denn er ist mit Rätoromanisch aufgewachsen und
hat Deutsch erst nach und nach gelernt. Sein charakteristisches
Oberländerdeutsch wird in Chur belächelt, aber in Zürich oder Bern
gilt es als charmant. Darüber kann er herzhaft lachen, denn sein
Verhältnis zu seinem Schweizerdeutsch ist ausgesprochen entspannt.
Und mit seinen Kindern spricht er natürlich konsequent
Rätoromanisch. Live vor Publikum im Cinema Sil Plaz in Ilanz
sprechen die drei über typische Merkmale dieses Oberländer
Dialekts: Das charakteristische Rachen-R, der Anteil des Churer
Dialekts, die Einflüsse des Romanischen. Fazit: Ohne Deutsch geht
es nicht mehr, aber das Rätoromanische ist in der Surselva noch
immer die erste Herzenssprache. Ausserdem in der Sendung: Alles zum
Familiennamen Büchli, beziehungsweise Büchlin.
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20.11.2025
57 Minuten
Der Spokenword-Künstler, Dramatiker und Hörspielautor Gerhard
Meister im Gespräch über sein neues Buch mit aktuellen
Sprechtexten. Bereits zum dritten Mal veröffentlicht Gerhard
Meister seine Spokenword-Texte in der «edition spoken script» beim
Verlag «Gesunder Menschenversand». Und einmal mehr überzeugt der
Emmentaler mit absurden Geschichten und sprachlicher Präzision. Im
Gespräch mit Michael Luisier erzählt Gerhard Meister von der
Entstehungsweise seiner Texte, vom Reiz des Absurden und vom
besonderen Blick auf die Welt, den man bekommt, wenn man
humoristische Texte schreibt. Im zweiten Teil der Sendung erklären
wir die Familiennamen Boss, Boos und Good, gehen der Frage nach,
was es mit der Endung «-mer» bei «Schlieremer», Riechemer» und
Bewohnern anderer Schweizer Gemeinden auf sich hat, und wir klären,
ob man zu einer Augenbraue auf Schweizerdeutsch auch «Augsbraue»
sagen darf oder nicht. Buch-Tipp: Andreas Neeser. «Solangs no goht,
chunnts guet». Erweiterte Neuauflage.
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13.11.2025
57 Minuten
Im Osten Belgiens wird Deutsch gesprochen. Zu Belgien kam das
Gebiet vor gut 100 Jahren eher zufällig und nur widerwillig. Aber
heute fühlen sich die Deutschsprachigen pudelwohl in Belgien. Eine
Reportage über eine unbekannte Minderheit. Die Deutschsprachige
Gemeinschaft im Osten Belgiens, an der Grenze zu Deutschland und
Luxemburg, ist etwas so gross wie der Kanton Jura; und das Gebiet
zählt gerade einmal 80'000 Einwohnerinnen und Einwohner - nicht
einmal ein Prozent der belgischen Gesamtbevölkerung. Es überrascht
daher kaum, dass sogar viele Belgierinnen und Belgier die
Deutschsprachige Gemeinschaft nicht kennen. Das Gebiet war (wie
Belgien) ursprünglich Teil der Niederlande. Nach den Napoleonischen
Kriegen wurde es am Wiener Kongress 1815 Preussen zugeschlagen und
kam 1920 als Entschädigung für deutsche Zerstörung im Ersten
Weltkrieg zu Belgien. Viele wurden zu Beginn nicht warm mit der
neuen Zugehörigkeit zu Belgien, obwohl die deutsche Sprache in die
Verfassung aufgenommen wurde. Im Zweiten Weltkrieg begrüssten daher
viele den Einmarsch der Deutschen Wehrmacht. Mittlerweile glücklich
in Belgien Nach dem Krieg geriet die deutsche Sprache dann in
Verruf. Und trotzdem konnte sie sich halten - im Gegensatz zu
anderen ursprünglich deutschsprachigen Gebieten wie dem Elsass oder
Lothringen. Das ist wohl ein Nebeneffekt des Streits zwischen
niederländischsprachigen Flamen und französischsprachigen Wallonen.
Im Zuge dieses Streits wurden immer mehr Kompetenzen vom belgischen
Staat an die Sprachgemeinschaften übertragen - auch an die
Deutschsprachige Gemeinschaft. So geniessen die deutschsprachigen
Belgierinnen und Belgier eine weitreichende Autonomie, die sie als
Teil Deutschlands oder Luxemburgs niemals bekämen. Entsprechend
zufrieden sind sie mittlerweile mit der Zugehörigkeit zu Belgien -
im Gegensatz zu den sich ständig streitenden Flamen und Wallonen.
Die Deutschsprachigen gelten daher auch als die «letzten Belgier».
In unserer Reportage aus dem ostbelgischen Hauptort Eupen spüren
wir der wechselhaften (Sprach-)Geschichte und dem heutigen
Selbstverständnis nach. Ausserdem stellen wir darin auch die noch
lebendigen Mundarten Ostbelgiens vor und erfahren, wie man in
Ostbelgien mit der dominanten Nachbarsprache Französisch umgeht.
Wie sagt man «gediegen» auf Schweizerdeutsch? In unserem
Mundart-Briefkasten gehen wir der Frage nach, welches
schweizerdeutsche Wort eigentlich dem hochdeutschen «gediegen»
entspricht. Und wir wollen wissen, ob Verben auf «-le» wie
«bäschtele, nöisle, säichele, grümschele» und so weiter immer eine
negative Bedeutung tragen. Ausserdem klären wir, was der
Familienname Gschwind ursprünglich bedeutet haben könnte.
Buch-Tipps: ⦁ Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (Hg.):
Deutsch in Europa. Vielfalt Sprachnormen und Sprachgebrauch.
Vierter Bericht zur Lage der deutschen Sprache. Tübingen 2025
(Gratis-Zugriff:
https://elibrary.narr.digital/xibrary/start.xav?start=%2F%2F%2A%5B%40node_id%3D%27159318%27%5D#/text/9783381135226?_ts=1762597524176)
⦁ Carlo Lejeune (Hg.): Grenzerfahrungen. Eine Geschichte der
Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. 5 Bände. Eupen 2013-2019.
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06.11.2025
54 Minuten
Ob man «Klimawandel» sagt oder «Klimazerrüttung», «Klimakrise»,
«Klimakatastrophe» oder «Klimakollaps» - man meint immer dasselbe
Phänomen. Aber jede dieser Bezeichnungen hat eine andere Wirkung
und spiegelt eine andere Haltung zur Sache. Genau das ist Framing.
Frames sind mentale Bedeutungsrahmen, die festlegen, welche Aspekte
einer Sache wir wahrnehmen und wie wir sie bewerten. In der
Kommunikation werden solche Frames durch meine Wortwahl automatisch
aktiviert – jedes Wort ruft Bilder, Emotionen oder moralische
Konzepte hervor. Framing geschieht oft unbewusst, wird aber auch
bewusst und manipulativ eingesetzt. Mit vielen Beispielen aus der
Hörerschaft zeigen Markus Gasser und Nadia Zollinger von der
SRF-Mundartredaktion, warum Framing keine theoretische Spielerei
ist. Denn Wörter schaffen Realitäten und beeinflussen unsere
Erinnerungen. Letztlich, so die Erkenntnis, kann Sprache nie
gänzlich neutral und objektiv sein. Hinhören lohnt sich, denn wer
den Rahmen kennt, kann das Bild besser einordnen. Familiennamen
Inäbnit, Imboden und Imholz Inäbnit ist als sogenannter
Wohnstättennamen zum Flur- oder Hofnamen Äbnit gebildet. Äbnit ist
die berndeutsche Hauptform des Flurnamens; in der Ostschweiz sind
es die Formen Ebnet oder Ebnat, die alle relativ ebene Landstücke
in sonst bergiger Umgebung, flache Hangterrassen oder kleine
Hochflächen bezeichnen. Die ersten Namensträger werden in
Grindelwald (BE) und seiner Umgebung im 16. Jahrhundert noch als
"im Äbnit" bezeichnet, eine Form die noch den Übergang vom Zunamen
zum Familiennamen markiert. Ausgangspunkt der Grindelwalder Inäbnit
könnte die alte Siedlung Äbnit in der Grindelwald benachbarten
Gemeinde Lütschental sein. Imboden ist ein sogenanntee
Präpositionalname mit der Vorsilbe in-, der zu einem Flur- oder
Hofstättennamen (im) Boden gebildet ist. Der Flurname bezeichnet
eine ebene Stelle in bergigem Umland, einen Tal- oder Wiesengrund,
der sich als Kultur- und Siedlungsland eignet. Imboden ist im
Oberwallis (an mehreren Orten in der Gegend um Visp), in
Ringgenberg und Unterseen bei Interlaken (BE) und in Stans (NW)
alteinheimisch. Imholz ist in fünf Urner Gemeinden rund um den
Kantonshauptort alteinheimisch und ebenfalls in Bütschwil,
Kirchberg und Mosnang im Unteren Toggenburg. Der Familienname ist
ein sogenannter Wohnstättenname, der die ersten Namensträger als
Bewohner einer "im Holz" genannten Flur benennt. Holz ist das
ältere einheimische Wort mit der Bedeutung Wald, das im Lauf der
letzten 200 Jahre fast vollständig verschwunden ist.
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30.10.2025
57 Minuten
Die Schweizer Autorin Olga Lakritz im Gespräch über ihren ersten
Roman auf Mundart. «ich ha dir nie verzellt, dass du e abweseheit i
mir gfüllt häsch» - die namenlose Ich-Erzählerin kann ihrem Freund
nicht mehr sagen, was er ihr bedeutet hat. Er ist tot – gestorben
an einer Demonstration. Im links-politischen Milieu verdächtigt man
die Polizei, es kommt zu Unruhen und Untersuchungen und mittendrin:
die junge Freundin des toten Aktivisten. Ohne ihn fühlt sie sich
völlig allein. Sie zieht sich zurück und lässt ihre Freundinnen,
ihre Eltern und selbst ihre Therapeutin im Ungewissen, was sie über
das Geschehen weiss. In ihrem Mundartroman zeigt Olga Lakritz, wie
sehr das Private und das Politische miteinander verschränkt sind.
«so öppis wie d wahrheit» ist ein eindringlicher Bericht über
Polizeigewalt, über die Trauer einer jungen Frau und die
Schwierigkeit, über schmerzhafte Wahrheiten zu erzählen. Das
chaotische, düstere Innenleben ihrer jungen Ich-Erzählerin
schildert die Autorin in einer rhythmischen Zürcher Mundart. Dabei
hat Olga Lakritz Schweizerdeutsch lange gar nie in Betracht gezogen
als literarische Sprache. Warum das so ist und wieso ein
Mundartroman gar nicht so klingen muss, wie gesprochene Mundart,
erzählt Olga Lakritz im Gespräch. Im zweiten Teil der Sendung
erklären wir den Flurnamen «Hinterofe» und den Familiennamen Bregy
und wir schauen auf die verschiedenen Bedeutungen des Wortes
«Schlumpf». Ausserdem zeigen wir, wie sich im
Wort-und-Musik-Programm «es nachtet» von EIGETS Tänze, Lieder,
Jutze und Rufe mit berndeutschen Texten verbinden. CD-Tipp:
neoländler & Christian Schmid: Es nachtet. Bestellungen über
neoländler.ch oder christian-schmid-mundart.ch
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Über diesen Podcast
«Dini Mundart – Schnabelweid» ist die Sendung für alle, die Mundart
lieben. Wir bringen die Mundartvielfalt der deutschen Schweiz zum
Klingen. Lesungen von MundartautorInnen, Lieder von
MundartsängerInnen, Geschichten und Beiträge zur Mundartkultur von
Freiburg bis ins St.Galler Rheintal und von Schaffhausen bis zu den
Walsern.
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