Teamcheck: Iran

Teamcheck: Iran

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Beschreibung

vor 7 Jahren
Den Iran haben die meisten unserer Zuhörer wohl nur aufgrund eines
mühevollen 2:0 der DFB-Elf bei der WM 1998 und wegen
Ex-Bundesligist Ali Daei im fußballerischen Gedächtnis. Doch das
„Team Melli“ ist im neuen Jahrtausend ein regelmäßiger
WM-Teilnehmer und bringt einen alten Bekannten auf der Trainerbank
mit.

Text: David Theis (90PLUS)

Der Weg zur WM:

Der Weg zur Fußball-Weltmeisterschaft ist für den Iran traditionell
eine steinige Angelegenheit - wie auch die Turniere selbst: Bei
bislang vier Endrundenteilnahmen (immerhin zwei davon bei den
letzten drei Turnieren) kam der Iran nie über die Gruppenphase
hinaus. Dennoch gelang dem Team von Trainer Carlos Queiroz beim
Turnier in Brasilien ein Achtungserfolg, als man dem
hochfavorisierten Argentinien bis zur Nachspielzeit mindestens
Paroli bot (Endstand: 0:1). Zwar schied man auch 2014 als
Gruppenletzter vorzeitig aus - doch der Iran qualifizierte zum
ersten Mal in seiner Geschichte für zwei aufeinanderfolgende
WM-Endrunden - und das sogar souverän: Das Team fährt ungeschlagen
(sechs Siege, zwei Niederlagen, 26:3 Tore) nach Russland.

Der Star:
Kann ein Team wie der Iran (der Kader hat einen der niedrigsten
geschätzten Marktwerte des Turniers) überhaupt einen „Star“ haben?
Kann es! Der Mann heißt Sardar Azmoun, ist 23 Jahre alt und spielt
für Rubin Kazan - was wohl auch der einzige Grunde dafür ist, dass
sein Name in europäischen Breitengraden noch weitgehend unbekannt
ist. Doch seit seinem Debüt vor vier Jahren hat der dribbel- und
kopfballstarke Mittelstürmer dem Team von Queiroz mit 23 Toren in
31 Spielen seinen Stempel aufgedrückt. Die Rolle des Go-to-guy
füllter Azmoun dann erwartungsgemäß auch während der
WM-Qualifikation aus: Wenn Azmoun fit war, spielte er immer - und
13 Torbeteiligungen in 14 Spielen sprechen eine deutliche
Sprache.

Nicht ganz so erfolgreich für sein Land war bislang Alireza
Jahanbakhsh. Doch der vielseitige und enorm gefährliche
Flügelspieler (33 Torbeteiligungen in 33 Ligaspielen für den AZ
Alkmaar 2017/2018) ist dafür im Verein um so erfolgreicher: Nach
einer überragenden Saison in den Niederlanden wird der 24-jährige
bereits mit einem Wechsel zu diversen Premier League Clubs sowie
dem SSC Neapel in Verbindung gebracht.

Der mögliche Shooting Star:
Der iranische Kader besteht zwar nicht nur aus Sardar Azmoun, doch
auch in dieser Kategorie muss der Goalgetter ganz oben stehen. Denn
so groß sein Stellenwert für das „Team Melli“ (und seine
Popularität im asiatischen Raum) auch sein mag - auf Vereins- und
Turnierebene ist ihm der große Durchbruch (im Gegensatz zum
Kollegen Jahanbakhsh, dem amtierenden Torschützenkönig der
niederländischen Eredivisie) bislang verwehrt geblieben. Azmouns
Name ist zwar in Scouting-Nerd-Kreisen schon seit Längerem kein
unbekannter mehr, doch Queiroz’ wichtigstem Mittelstürmer fehlt es
bei allem Fleiß und Kampfgeist bislang an der nötigen Trefferquote
und Konstanz: 53 Torbeteiligungen sind bei 137 Spielen in der
russischen Liga einfach zu wenig. Dass Azmoun beinahe für jede
zweite Torbeteiligung eine gelbe Karte kassiert (insgesamt 25 im
Ligawettbewerb), gibt Aufschluss darüber, welchen Spielertyp Irans
Nummer 20 verkörpert. Reguliert Azmoun sein Spiel ein wenig
zugunsten der Effizienz, könnte sein Team erneut zum ungemütlichen
Gegner für einen der „Großen“ werden.

Der Trainer:
Real Madrid, Manchester United, Portugals Nationalmannschaft…
Carlos Manuel Brito Leal Queiroz’ (Co-)Trainerstationen lassen sich
sehen. Zwar feierte er bei keinem der genannten Engagements die
ganz großen Erfolge, doch der in Mosambik geborene Ex-Stürmer
genießt noch immer einen hervorragenden Ruf als Jugendcoach: Von
1988 bis 1991 feierte die portugiesische U-20 Nationalmannschaft
unter ihm zahlreiche Erfolge. Im damaligen Nachwuchskader unter
anderem: João Pinto, Paulo Sousa, Rui Costa und Luís Figo. Und so
gilt Queiroz bis heute zurecht als Entdecker der so genannten
„Goldenen Generation“ Portugals - also der perfekte Aufbautrainer
für ein kleines Fußballland? Zumindest hält sich der für sein
Temperament gefürchtete Portugiese seit nunmehr 7 Jahren wacker auf
seinem Posten - und der Iran wirkt dieser Tage (fußballerisch) so
konstant wie lange nicht mehr. Das ist jedoch bei einem Coach, der
mittlerweile drei verschiedene Nationalteams (Portugal, Südafrika
& Iran) zu vier WM-Endrunden geführt hat, keine so große
Überraschung, wie manch einer vielleicht auf den ersten Blick
glauben mag: Denn der Iran ist derzeit eben nicht nur das am
höchsten gelistete Team des asiatischen Kontinents (Platz 36 in der
FIFA-Weltrangliste) — sondern auch spielerisch eines der
besten.

Stärken und Schwächen:
Das Prunkstück der iranischen Mannschaft ist ganz klar in der
Offensive zu suchen: Azmoun, Jahanbakhsh, der erfahrene Karim
Ansarifard (17 Saisontore für Olympiakos) oder Mehdi Taremi (Al
Gharafa), Schütze des entscheidenden Tores zur WM-Qualifikation…
sind allesamt Mittel- oder Außenstürmer. In der Abwehr dagegen
sieht es mager aus: Bis auf wenige Ausnahmen spielen alle
Defensivakteure des Iran in der einheimischen „Persian Gulf
League“, in Katar oder Russland. Es darf also erwartet werden, dass
Queiroz’ Team, wie schon bei der Endrunde 2014, sein Heil in der
Offensive suchen, hoch und aggressiv gegenpressen und schnell über
die dribbelstarken Außen kontern wird. Dass es (Ausnahme: Azmoun)
dabei allen Offensivkräften bislang am letzten Abschlussglück (für
den Iran) mangelt, trübt zwar die Vorfreude ein wenig - dennoch ist
aber zu erwarten, dass Queiroz (wie in der Vergangenheit auch)
seine Formationen den Stärken des eigenen Kaders anpasst. Es wird
also vermutlich auf das gewohnte 4-2-2-1-1 oder 4-4-2
hinauslaufen.


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