Teamcheck: Nigeria

Teamcheck: Nigeria

7 Minuten
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Beschreibung

vor 7 Jahren
Mit Gernot Rohr hat ein Deutscher einen großen Anteil daran, dass
Nigeria zum sechsten Mal an einer WM teilnehmen kann. Der
64-Jährige hat die Auswahl komplett erneuert und ihr neues Leben
eingehaucht. In einer schwierigen Gruppe mit Island, Argentinien
und Kroatien könnten sie durchaus für eine Überraschung
sorgen.

Text: Damian Ozako (90PLUS)

Der Weg zur WM: Überraschend souverän
qualifizierte sich die Mannschaft vom deutschen Trainer Gernot Rohr
für die WM in Russland. Sie stiegen in der zweiten Runde ein und
besiegten dort Swasiland. Danach erwischten sie mit Sambia, Kamerun
und Algerien eine komplizierte Gruppe. Doch die Super Eagles
setzten sich mit 13 Punkten durch. Die einzige Niederlage
kassierten sie kurioserweise am grünen Tisch: Weil Nigeria am
letzten Spieltag gegen Algerien Abdullahi Shehu einsetzte, wurde
die Partie mit 3:0 für Algerien gewertet. Eigentlich trennten sich
die Mannschaften mit 1:1, aber Shehu war aufgrund einer Gelbsperre
nicht spielberechtigt. Ansonsten dominierten sie ihre Gruppe und
ließen den anderen Teams keine Chance auf Platz 1.

Der Star:
In Nigeria führt kein Weg an John Obi Mikel vorbei. Der
Mittelfeldspieler hat Chelsea zwar nach 10 1/2 Jahren und im Anfang
2017 nach China zum Tianjin Teda gewechselt, aber hat bei den Super
Eagles immer noch das Sagen. Für Rohr ist er der verlängerte Arm
auf dem Platz und als Kapitän eine feste Größe der
Nationalmannschaft. Für Rohr ist Mikel ein entscheidender Faktor
bei der WM. Mit seiner Titelsammlung und Erfahrung ist er der
perfekte Anführer für die junge Truppe. Der 31-Jährige ist für
seine Defensivqualitäten bekannt und sorgt mit seinem
Stellungsspiel im Mittelfeld für die nötige Stabilität im Spiel
Nigerias. Neu ist allerdings, dass er auch weiter vorne eingesetzt
wird. Im letzten Drittel kann er auch mal den entscheidenden Pass
spielen und genau das hat Rohr erkannt. In der WM-Quali konnte er
sogar zweimal einnetzen. Für Mikel eher ungewöhnlich.

Der mögliche Shootingstar: Natürlich stehen
Stürmer immer mehr im Fokus, aber bei den Nigerianern könnte der
eher unscheinbare Wilfried Ndidi von Leicester City zur großen
Überraschung werden. Unter Gernot Rohr ist der 21-Jährige im
defensiven Mittelfeld gesetzt und sorgt für weitere Stabilität.
Zusammen mit Mikel versteht er sich fast blind und wird immer
besser mit der Zeit. Auch in seiner ersten Saison in der Premier
League konnte er sich sofort durchsetzen und einen Stammplatz
erobern. Zwar fehlt es ihm noch an offensiven Aktionen, aber bei
der WM wird es für Nigeria eher darum gehen hinten dicht zu halten.
Und da könnte Ndidi ein wichtiges Puzzleteil für die Super Eagles
werden.

Der Trainer: Gernot Rohr hat in Nigeria alle
überrascht. Ein viel zu altes Team hat er geschickt verjüngert und
neue Talente eingebaut, die fast alle zündeten. Der 67-Jährige
schaffte es die Nationalmannschaft aus einer tiefen Krise zu
befreien und sie neu zu erfinden. Er hat im Land eine Euphorie
entfacht. Die Erwartungen sind in Nigeria traditionell viel zu hoch
und in der Vergangenheit zerbrach die Mannschaft am Druck, aber bei
dieser WM ist es anders als in den vergangenen Jahren. Rohr
arbeitete an der Disziplin und erdete die Mannschaft ziemlich
erfolgreich. Er verpasste ihr mit einem 4-2-3-1 ein System, in dem
sie sich sehr wohlfühlt. Sowohl offensiv als auch defensiv. Der
Deutsche konnte auch die Mentalität verbessern. Nigeria gibt sich
jetzt nicht mehr so schnell nach Rückschlägen auf und scheint
wirklich auf allen Ebenen so stabil wie schon lange nicht mehr zu
sein. Die Erfahrungen bei seinen vorherigen afrikanischen Stationen
Gabun, Niger und Burkina Faso haben ihm sicherlich dabei geholfen
die richtigen Maßnahmen zu treffen.

Stärken und Schwächen: Traditionell ist
Nigeria in der Offensive am stärksten besetzt und auch bei dieser
WM ist es so. Mit Victor Moses (Chelsea), Alex Iwobi (Arsenal),
Kelechi Iheanacho (Leicester) und Ahmed Musa (ZSKA Moskau) haben
sie in der Offensive direkt vier schnelle und technisch starke
Spieler. Zwar sind sie in ihrer Entwicklung noch nicht am Ende
angekommen, aber es ist ordentlich Talent vorhanden. Seitdem Rohr
die "Super Eagles" übernommen hat, agieren sie taktisch deutlich
reifer und flexibler. Dass sich die Offensivkünstler in einem
passenden System wiederfinden und sich die Mannschaft nicht auf die
individuellen Stärken einzelner Spieler verlassen muss, ist der
größte Trumpf Nigerias. Das macht sie so viel gefährlicher als sie
es in der jüngeren Vergangenheit waren. Vor allem das starke
Umschaltspiel wird ihren Gegnern noch Kopfschmerzen bereiten.

Die Defensive könnte jedoch zum großen Problem werden für die Super
Eagles. Mit Leon Balogun, der zuletzt für Mainz 05 spielte, haben
die Nigerianer einen Abwehrchef, der bei einem kleineren Verein
nicht mal einen Stammplatz hatte. Sein Partner William Troost-Ekong
ist zwar in seinem Verein gesetzt, aber mit Bursaspor ist es auch
nicht gerade ein europäisches Schwergewicht. Bei den restlichen
Verteidigern sieht es ähnlich aus. Vor allem die Partien gegen
Argentinien und Kroatien werden da extrem herausfordernd sein.
Nigeria müsste im Kollektiv herausragend verteidigen um die
individuellen Schwächen zu kaschieren.


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