Die Ostsee ist keine "lauwarme Badewanne" mehr - Re-Upload

Die Ostsee ist keine "lauwarme Badewanne" mehr - Re-Upload

47 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Die Zeiten, in denen manch einer die Ostsee vom Strandkorb aus
mit einer "lauwarmen Badewanne" verwechselt hat, sind vorbei. Das
ruhige Wasser spiegelt für den
Politikwissenschaftler Sebastian Bruns etwas ganz
anderes wider: "In der Ostsee sehen wir wie unter dem
Brennglas die Geopolitik im 21. Jahrhundert", sagt der
Marine-Experte des Instituts für Sicherheitspolitik an der
Universität Kiel.


Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Von den neun Ostsee-Anrainern
sind acht Staaten Mitglieder der Nato. Dazu kommt Russland, das
neben seiner Küstenline bei Sankt Peterburg auch über die Exklave
Kaliningrad verfügt. Zu Zeiten des Kalten Krieges sicherte die
Nato in der Ostsee die Freiheit der Seewege vor dem Warschauer
Pakt, erinnert Bruns im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit".
Heute geht es nicht nur um internationales Seerecht, sondern vor
allem um den Schutz kritischer Infrastruktur, also um Pipelines,
Windparks und Unterseekabel.


Ganz zentral an dieser neuen Lage ist der Umgang mit hybriden
Bedrohungen, etwa mit der russischen Schattenflotte: Die
veralteten Schiffe, die nach und nach auf Sanktionslisten der EU
landen, stehen nicht nur im Fokus, weil Putin auf diese Weise
seine Kriegswirtschaft versorgt: "Wir gehen davon aus, dass diese
Schiffe auch für andere Aktivitäten genutzt werden", erklärt
Bruns. Spionage mit Drohnen und Sabotage an Unterseekabeln sieht
er als zentrale Gefahren, denn die Ostsee ist enorm wichtig für
die europäische Energie- und Datensicherheit. 


Diese neuen Gefahren haben auch den Fokus des Nato-Manövers
"Baltic Operations" verändert, an dem dieses Jahr 9000
Soldatinnen und Soldaten aus 17 Ländern beteiligt sind. Die
Übungen in der Ostsee seien viel komplexer, sagt Bruns: "Es geht
um komplizierte U-Boot-Jagdmanöver und um die Einbindung von Heer
und Luftwaffe". Die Nato-Übung hat Anfang Juni in Rostock
begonnen. Dort ist seit Ende 2024 die "Commander Task Force
Baltic" angesiedelt, ein taktisches Hauptquartier, das von der
Deutschen Marine geführt wird. 


Deutschland hat die größte Marine aller Nato-Staaten im
Ostseeraum. "Daraus leiten wir eine Verantwortung ab", sagt Bruns
- nicht ohne zu betonen, dass das "amerikanische Commitment" für
die europäischen Partner von großer Bedeutung ist. Denn - und
auch hier zeigt sich die Geopolitik des 21. Jahrhunderts - der
Schwerpunkt der USA liegt immer stärker auf dem Pazifik: "Wir
werden uns darauf einstellen müssen, dass die Amerikaner jetzt
Ernst machen mit ihrem Fokus auf China", warnt Bruns.


Das Ziel: Mehr Verantwortung tragen, die USA aber trotzdem im
Boot behalten. "Wir müssen schneller ausrüsten und aufrüsten,
sichtbarer sein, ohne die Fahne zu sehr in den Wind zu halten",
erklärt Bruns. Dabei sollte man aber eines nicht vergessen: Es
dauert lange, Schiffe zu beschaffen und Besatzungen zu
trainieren. Denn bei der maritimen Sicherheit, so der Experte,
sei der Fortschritt kein Sprint, sondern ein Marathonlauf.


Bei dieser Folge handelt es sich um einen Re-Upload. Die Folge
haben wir erstmals am 12. Juni 2025 veröffentlicht.


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