Dänemark – Zwischen Nordseewind und verlassener Schönheit. Urbex, Lost Places und Modern Ruins
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Beschreibung
vor 6 Monaten
Wenn du nach Dänemark reist, denkst du vielleicht zuerst an
saubere Strände, hyggelige Cafés oder die klare Ordnung einer
nordischen Gesellschaft. Doch unter dieser Oberfläche wartet eine
Welt, die sich nicht jedem sofort zeigt. Eine Welt, die sich dir
nur dann offenbart, wenn du bereit bist, hinzusehen. Jenseits der
bekannten Postkartenmotive existieren in Dänemark stille Zeugen
der Vergangenheit – verlassene Militäranlagen, verfallene
Sanatorien, marode Industriebauten und überwachsene
Ferienkolonien. Für dich als Urbexer, Fotografin oder
Filmemacherin ist Dänemark ein verborgenes Paradies.
Beginne deine Reise an der jütländischen Westküste, wo der Wind
Geschichten flüstert, die Sanddünen Häuser verschlucken und die
Nordsee mit unerbittlicher Geduld an den Fundamenten der
Vergangenheit nagt. Hier, in der Nähe von Thyborøn und Hanstholm,
ragen noch immer die Betonrelikte des Atlantikwalls aus dem Sand.
Sie stammen aus dem Zweiten Weltkrieg und wirken wie gestrandete
Wale – monumental, wuchtig und voller melancholischer Aura. Wenn
du im frühen Morgenlicht oder während eines stürmischen
Sonnenuntergangs dort filmst oder fotografierst, wirst du schnell
merken: Diese Orte atmen Geschichte. Und sie lassen sich nicht
inszenieren – sie verlangen Präsenz und Geduld.
Aber sei vorsichtig, viele dieser Bunker sind nicht gesichert.
Einige sind bereits halb im Sand versunken, andere voller
rostiger Eisenteile und bröckelndem Beton. Trotzdem lohnt sich
der Blick ins Innere – mit Taschenlampe, Kamera und einem wachen
Gespür für das Unsichtbare. Und mit der Kamera kannst du
einfangen, was dem bloßen Auge manchmal entgeht: das Lichtspiel
auf Beton, das Flackern von Sonnenstrahlen auf Salzwasserpfützen,
das Zittern alter Stahlträger im Wind.
Ein Phänomen, das in den letzten Jahren zugenommen hat, sind die
sogenannten „neuen Geisterstädte“. Das liegt vor allem an der
Landflucht: Immer mehr junge Dänen ziehen in die Städte, während
kleinere Orte auf dem Land langsam verfallen. Ganze Straßenzüge
stehen leer, Häuser vergammeln, Supermärkte schließen. Für dich
bedeutet das: neue urbane Szenarien, die in ihrer Tristesse
faszinieren – und dennoch nah am Leben sind. Es ist wichtig,
respektvoll mit diesen Orten umzugehen, denn oft leben noch
Menschen in der Nähe oder beobachten mit Misstrauen, wenn jemand
mit Kameraausrüstung auftaucht. Geh behutsam vor. Hör hin.
Vielleicht kommst du sogar mit Einheimischen ins Gespräch, die
dir Geschichten erzählen, die kein Google-Eintrag je enthüllen
wird.
Auch die Hauptstadt Kopenhagen hat ihre Schattenseiten, obwohl
sie auf den ersten Blick wie das urbane Ideal eines modernen
Stadtstaats wirkt. Doch am Rand der Gentrifizierung entstehen
urbane Zwischenräume – einstige Industriegelände, alte Bahnhöfe
oder leerstehende Lagerhallen. Orte wie Refshaleøen, das frühere
Gelände der Burmeister & Wain Werft, sind ein gutes Beispiel.
Heute wird dort Kunst gemacht, gefeiert, aber nicht alles ist
saniert. Es gibt Zwischenräume, die du entdecken kannst –
temporär leer, voller Graffiti, mit rostigen Maschinen oder
eingestürzten Dächern. In solchen Locations entfaltet sich urbane
Ästhetik zwischen Trash und Tragik. Mit deiner Kamera kannst du
diese Dualität einfangen – vielleicht mit Drohnenflügen,
vielleicht mit Close-ups von Details, die andere übersehen.
Denk auch an moderne Ruinen wie verlassene Schwimmbäder oder
Freizeitparks, von denen es überraschend viele gibt. Einer davon
war der Tivoli Friheden Freizeitpark in Aarhus – einzelne
Attraktionen stehen dort noch wie eingefroren in der Zeit. Solche
Orte bieten sich besonders für experimentelles Filmen an: Slow
Motion, Tracking Shots, oder kontrastreiche Schwarzweißaufnahmen.
In einem Land, das stark vom Klimadiskurs geprägt ist, bekommst
du auch Zugang zu ganz neuen Arten von „verlassenen“ Orten –
nämlich zu den Spuren gescheiterter grüner Experimente. In
Nordjütland gibt es stillgelegte Windkraftwerke und ungenutzte
Solarfarmen, die nie rentabel waren.
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