Jonas Lüscher, Autor: «Am Anfang jedes Buches steht eine Frage»

Jonas Lüscher, Autor: «Am Anfang jedes Buches steht eine Frage»

Verzauberte Vorbestimmung: Jonas Lüschers neuster Roman trägt einen geheimnisvollen Titel. Live an den Solothurner Literaturtagen erzählt er, was er durch sein Schreiben verstehen will, wie früh er davon geträumt hat, Schriftsteller zu werden, und war ...
1 Stunde 7 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten
Verzauberte Vorbestimmung: Jonas Lüschers neuster Roman trägt einen
geheimnisvollen Titel. Live an den Solothurner Literaturtagen
erzählt er, was er durch sein Schreiben verstehen will, wie früh er
davon geträumt hat, Schriftsteller zu werden, und warum sein erstes
Buch nie veröffentlicht wurde. «Ach, das ist doch dieser
Covid-Roman!» – Ein Satz, der rasch fällt, wenn man auf Jonas
Lüschers neuestes Buch zu sprechen kommt. Den Autor selbst stört
das nicht, aber: «Es ist natürlich ein Etikettenschwindel.»
Tatsächlich kommt Lüscher erst im letzten Drittel des Texts
vertieft auf seine eigene schwere Erkrankung zu sprechen. «Ich
glaube, man merkt diesem Buch an, dass ich das mit einem gewissen
Widerstand gemacht habe», sagt er. «Meine älteren Bücher sind ja
ein ganz distanziertes Schreiben über Personen, die sehr wenig mit
mir zu tun haben. Nun habe ich mich zum ersten Mal in ein Buch
hineingeschrieben.» Natürlich ist die Zeit, in der Lüscher im Koma
lag, diese sieben prägenden Wochen und das Zurückkämpfen ins Leben,
Thema in diesem Gespräch, das live vor Publikum in der «Cantina del
Vino» in Solothurn stattgefunden hat, moderiert von Melanie
Pfändler. Aber es geht auch um die grossen gesellschaftlichen und
politischen Fragen, die Lüscher um- und antreiben. «Ich verstehe
das Schreiben immer als eine Art Erkenntnisprozess», erzählt er. An
jedes Buch gehe er mit einer Frage heran. «Und ich habe die
Hoffnung, dass ich etwas lerne und eine gewisse Klarheit kriege,
indem ich schreibe, weil es eine sehr konzentrierte und langsame
Form des Nachdenkens ist.» Dass dies eines Tages sein Beruf werden
könnte, hoffte Jonas Lüscher schon als Jugendlicher. Geradlinig
verlief sein Weg dahin jedoch nicht. Mitte 20 verdiente er sein
Geld als Kellner in München und schrieb über Jahre an einem ersten
Buch, das nie veröffentlicht wurde. Später studierte er Philosophie
und begann ein Doktorat an der ETH, das er abbrach, nachdem ihm mit
«Frühling der Barbaren» der literarische Durchbruch gelang. Und
dann, 2017: der Schweizer Buchpreis für «Kraft». Wie blickt er auf
diese verschiedenen Kapitel seines Lebens zurück? Und welche Musik
hat ihn dabei begleitet? Die Musiktitel: 1. Nirvana - The Man who
Sold the World: MTV Unplugged, New York 1994 (Komponiert von David
Bowie) 2. Bob Marley & The Wailers - So Much Trouble in the
World 3. Miriam Makeba - Hapo Zamani (Komponiert von Dorothy
Masuka) 4. Ephrem Lüchinger - Klaviertagebuch: 03/04/2020 5. Lauryn
Hill - Everything is Everything

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15