#155 - Ernährung in Peru: Zwischen Ausbeutung und Sterne-Küche

#155 - Ernährung in Peru: Zwischen Ausbeutung und Sterne-Küche

12 Minuten

Beschreibung

vor 7 Monaten

Peru-Seminar: Ernährung in Peru: Zwischen Ausbeutung und
Sterne-KücheIn Köln fand vom 25.04.-27.04.2025 ein
bemerkenswertes Seminar unter dem Titel „Ernährung in Peru:
Zwischen Ausbeutung und Sterne-Küche“ statt, das sich mit einem
oft übersehenen Widerspruch auseinandersetzte: Während Peru für
seine weltweit gefeierte Sterneküche bekannt ist, bleibt die
Realität für viele Menschen im Land eine ganz andere – fast die
Hälfte der Bevölkerung hat keinen gesicherten Zugang zu
ausreichender Nahrung.Das Seminar war weit mehr als eine reine
Informationsveranstaltung. Es war ein kraftvoller Impuls, der die
strukturellen Ursachen der Ernährungskrise in Peru sichtbar
machte und Alternativen aufzeigte. In einer Zeit, in der globale
Ernährungssicherheit zunehmend unter Druck steht, setzte diese
Veranstaltung wichtige Akzente: Sie stellte klar, dass echte
Ernährungssouveränität soziale Gerechtigkeit, ökologische
Verantwortung und kulturelle Anerkennung erfordert – weit über
technische Lösungen hinaus.Ein besonderer Höhepunkt des Tages war
der Beitrag von Celia Fasabi von der Federación de Mujeres
Indígenas Kukama. Aus einer tief verwurzelten indigenen
Perspektive schilderte sie, warum in der Kosmovision der Kukama
der Fluss Marañón nicht nur eine Wasserquelle, sondern ein
lebendiges Wesen mit Rechten ist. Ihre Worte öffneten ein Fenster
in eine Welt, in der Mensch und Natur als Einheit gedacht werden
– eine Perspektive, die im Kontext globaler Umwelt- und
Ernährungskrisen eine besondere Bedeutung gewinnt.In den
Vorträgen und Diskussionsrunden wurden die komplexen Ursachen der
aktuellen Situation klar herausgearbeitet: Während die
peruanische Politik auf den lukrativen Export von „Superfoods“
wie Heidelbeeren und Avocados setzt, bleiben die Bedürfnisse der
lokalen Bevölkerung oft unberücksichtigt. Riesige Agrarprojekte
entlang der Küste schaffen zwar Arbeitsplätze, verschärfen aber
gleichzeitig die Wasserkrise, fördern den Einsatz von Pestiziden
und zementieren prekäre Arbeitsbedingungen.Besonders wertvoll war
die aktive Einbindung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: In
interaktiven Arbeitsgruppen wurden Ideen entwickelt, wie
Ernährungssouveränität sowohl in Peru als auch durch das Handeln
europäischer Verbraucherinnen und Verbraucher gestärkt werden
kann. Klar wurde dabei: Jeder Konsument trägt Mitverantwortung,
und jede Kaufentscheidung kann Teil der Lösung oder Teil des
Problems sein.Die Bedeutung des Seminars liegt nicht nur in der
Vermittlung von Wissen, sondern vor allem in der Vernetzung
verschiedener Akteure – indigener Organisationen,
zivilgesellschaftlicher Gruppen, wissenschaftlicher
Einrichtungen, entwicklungspolitischer Institutionen sowie die
unternehmerische Perspektive. Auf dem Panel waren Clara-Luisa
Weichelt von Misereor aus Köln, Hermann Herf vom Welthaus
Bielefeld und Holger Ehrsam, von Ehrsam Peru-Consult. Moderiert
wurde das Panel von Rocío Meza, Action Salidarité Tiers Monde aus
Luxembourg.Es zeigte sich deutlich, dass die Zukunft der
Ernährung nicht nur auf den Feldern Perus entschieden wird,
sondern auch in den Köpfen und Herzen derer, die hier in Europa
täglich ihre Entscheidungen treffen.Das Seminar endete mit einem
eindringlichen Appell: Ernährung beginnt nicht erst auf dem
Teller. Sie beginnt auf dem Feld, am Fluss, in den Händen derer,
die säen, pflegen und ernten – und bei uns, die wir entscheiden,
welche Werte wir durch unser Konsumverhalten unterstützen
wollen.Die Veranstaltung in Köln war ein starkes Signal: Globale
Herausforderungen brauchen lokale Antworten – und die Solidarität
zwischen Kontinenten, Kulturen und Menschen.Weitere Informationen
hier:
https://www.infostelle-peru.de/es/veranstaltungen/alimentacion-en-peru-entre-cocina-premiada-y-depredacion/



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