"Epochenbruch" mit Folgen: Trump treibt China nach Europa
41 Minuten
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vor 7 Monaten
Seit US-Präsident Donald Trump zum zweiten Mal ins Weiße Haus
eingezogen ist, verändert sich die Weltordnung radikal: Die
transatlantische Bande werden schwächer, das Interesse an Europa
nimmt ab. Stattdessen konzentrieren sich die USA stärker auf
China: In der Zollpolitik ist die Volksrepublik der Hauptgegner
der USA. Das hat auch für uns Konsequenzen: Denn Trump treibt
China förmlich nach Europa - und damit nach Deutschland.
Horst Löchel ist Professor für Volkswirtschaftslehre und
Co-Vorsitzender des Sino-German Centers der Frankfurt School of
Finance & Management. "Chinas Interesse ist völlig klar: mehr
Europa", sagt Löchel im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" über
den neuen Handelskrieg. Dabei sieht er nicht nur Risiken, sondern
hauptsächlich Chancen.
Sollten die Chinesen ihre US-Exporte nach Europa umleiten,
könnten europäische Unternehmen in Bedrängnis geraten. Der
Wunsch, Einkommen und Arbeitsplätze zu verteidigen, ist auch für
Löchel nachvollziehbar. Doch er geht pragmatisch an die neuen
Handelsrouten heran: "Eine potenzielle Lösung könnte sein, die
Chinesen dazu zu bringen, mehr in Europa zu investieren", sagt
er. So könnten neue Arbeitsplätze entstehen und einer Exportflut
aus China würde entgegengewirkt. "Das ist gut für unser Einkommen
und unseren Wohlstand."
Handelspolitisch wäre China gerade für Deutschland "der ideale
Partner": Beide seien Exportnationen, beide wollten Freihandel
und beide respektierten internationale Institutionen wie etwa die
Welthandelsorganisation. Für Löchel ist das ein gutes Match: "Wir
Deutschen sind die Perfektionisten, wir machen die Produkte
perfekt", sagt er. "Die Chinesen machen sie entweder billig oder
sehr innovativ."
Voraussetzung sei jedoch, dass sich Europa stärker als bisher in
Richtung China öffne: Aktuell sind wir nach wie vor "eher
abweisend" auf jegliche chinesische Direktinvestitionen auf
europäischem Boden, kritisiert Löchel. Kritiker argumentieren mit
Sicherheitsrisiken wie auch mit politischen Risiken. Auch die
Sorge vor einem militärischen Konflikt Chinas mit Taiwan steht im
Raum. In dieser Frage hat sich Deutschland jedoch klar
positioniert: Im neuen Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass
eine Wiedervereinigung Taiwans mit China nur friedlich erfolgen
darf.
Den Koalitionsvertrag hat Löchel mit Blick auf die deutsche
Außenpolitik genau im Blick. Die transatlantische Karte werde
seiner Ansicht nach von deutscher Seite viel zu sehr gespielt: Er
sieht die zweite Präsidentschaft von Donald Trump als
"Epochenbruch", aus dem wir Lehren ziehen sollten, um
strategische Autonomie in Europa und Deutschland sicherzustellen.
Wie soll das gehen? "Wir müssen uns nach Osten wenden", mahnt
Löchel. Und meint damit nicht nur China, sondern Asien insgesamt.
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