Genba: den realen Ort im Lean-Management. Japanische Weisheiten und Techniken. Konzepte für Erfolg. Raus aus der Komfortzone und rein in das Leben
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Wenn du dich mit Lean-Management beschäftigst, wirst du früher
oder später auf einen Begriff stoßen, der zunächst unspektakulär
wirkt, aber eine immense Tiefe hat: Genba.
Wörtlich übersetzt bedeutet Genba einfach „der reale Ort“ oder
„Ort des Geschehens“. In der Praxis steht Genba aber für viel
mehr – es ist der Ort, an dem Wert geschaffen wird, an dem
Probleme sichtbar werden und an dem wahre Verbesserungen beginnen
können.
In japanischen Unternehmen wie Toyota gilt: Wenn du ein Problem
wirklich verstehen willst, musst du dorthin gehen, wo es passiert
– und das ist immer der Genba. Die Schreibtischperspektive reicht
nicht aus, wenn du nachhaltige Veränderungen anstoßen willst. Du
musst aufstehen, dich bewegen, beobachten, zuhören – und lernen.
In der japanischen Kultur ist das Prinzip des "Genchi
Genbutsu" eng mit Genba verknüpft. Es bedeutet so viel
wie „Gehe selbst hin und sieh es dir an“. Dieser Grundsatz
betont, dass du dir niemals ein vollständiges Bild von einer
Situation machen kannst, wenn du dich nur auf Berichte, Zahlen
oder Einschätzungen verlässt.
Ein Manager, der wirklich führen will, verlässt sein Büro. Er
betritt die Werkhalle, die Verkaufsfläche, das Lager oder sogar
das Callcenter – je nachdem, wo die Wertschöpfung stattfindet.
Dort spricht er mit den Mitarbeitenden, beobachtet Abläufe,
stellt Fragen – nicht, um zu kontrollieren, sondern um zu
verstehen. In einer Welt, die zunehmend von digitalen Tools,
Remote-Arbeit und Dashboards geprägt ist, ist dieses Prinzip fast
schon revolutionär. Aber es ist heute wichtiger denn je.
Gerade in Zeiten von Industrie 4.0, KI-gestützten Analysen und
Smart Manufacturing ist die Versuchung groß, sich auf digitale
Zwillinge oder Big Data zu verlassen. Doch Daten zeigen dir nur
Symptome – der Genba offenbart dir die Ursachen. Du wirst sehen,
was im System wirklich geschieht: Wo ein Werkzeug klemmt, wie ein
Handgriff den Fluss stört oder welche ungeschriebenen Regeln den
Alltag deiner Kolleg:innen prägen.
In Japan geht man nicht einfach in den Genba hinein wie in einen
Konferenzraum. Man betritt ihn mit Respekt. Es ist ein Ort, an
dem Menschen ihr Handwerk ausüben, ihre Energie investieren und
Verantwortung übernehmen. Deshalb beginnt jedes gute Genba-Walk
mit einer inneren Haltung der Achtsamkeit und
des Zuhörens.
Du fragst nicht, um zu kritisieren, sondern um zu lernen. Du
beobachtest nicht, um zu beurteilen, sondern um zu verstehen.
Wenn du diese Haltung einnimmst, wirst du auf Menschen treffen,
die dir mit Offenheit begegnen, ihre Herausforderungen schildern
und vielleicht sogar Verbesserungsvorschläge machen, die dir
sonst verborgen geblieben wären.
Ein zentraler Bestandteil von Lean-Führung ist der sogenannte
Genba-Walk. Dabei gehst du regelmäßig durch die
relevanten Arbeitsbereiche und suchst gezielt das Gespräch mit
den Mitarbeitenden. Die Kunst liegt darin, nicht in operative
Hektik zu verfallen, sondern mit offenen Augen und einem klaren
Fokus zu gehen.
Stelle Fragen wie: „Was hindert dich daran, deine Arbeit noch
besser zu machen?“ oder „Was läuft heute anders als gestern?“ Oft
wirst du feststellen, dass kleine Probleme enorme Auswirkungen
haben – und dass einfache Veränderungen große Erleichterung
bringen können.
Ein Genba-Walk ist kein Spaziergang. Es ist eine Führungsmethode,
die Aufmerksamkeit, Demut und Konsequenz erfordert. Sie ist auch
ein starkes Zeichen für eine lernende Organisation, die Fehler
nicht vertuscht, sondern nutzt, um zu wachsen.
In der heutigen hybriden Arbeitswelt stellt sich natürlich die
Frage: Was ist der Genba, wenn Teams über Ländergrenzen verteilt
arbeiten, wenn Kommunikation über Slack läuft und Prozesse in der
Cloud abgebildet sind? Die Antwort ist: Der Genba ist dort, wo
die Arbeit real geschieht – auch digital.
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