Episode 3: (Pierre kämpft mit dem Buschwerk)

Episode 3: (Pierre kämpft mit dem Buschwerk)

Meta-Ebene
6 Minuten
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Beschreibung

vor 7 Monaten

Die Titel der Szenen der „mythologischen“ oder „(Alp-)
Traumebene“ des Textes sind zur leichteren Orientierung im
Hörbuch und in dieser Übersicht eingeklammert. Auf dieser Ebene
geht es in bildhaft chiffrierter Form darum, wie sich
Pierre seinen eigenen verdrängten Erinnerungen wieder
annähert (vgl. Szene 1: die Seemannskiste); wie
er lernt, sich (ohne Schuldgefühle) zu glauben, dass ihm das
Ungeheuerliche, Unaussprechliche wirklich passiert ist.
Somit ist diese Erzählebene der Versuch des Erzählers, für sich
ein Problem zu lösen, vor dem Missbrauchsopfer immer wieder
stehen. Allgemeiner gesprochen, kann die Traumebene auch als eine
Meta-Ebene verstanden werden, welche die
therapeutische Verarbeitung der Traumata behandelt. Die Figuren
sind Chiffren für innerpsychische Vorgänge.


Pierre kämpft sich durch Buschwerk, jeder Zweig, der ihm ins
Gesicht schlägt, rührt eine noch unklare Erinnerung auf. Etwas
Kaltes ringelt sich um seinen Knöchel, er hält es für eine
Giftschlange, die ihn töten wird. Später wird sich herausstellen,
dass es sich um den Schlangenpenis seiner Mutter handelt (vgl.
Episode 31). Die Todesangst gibt ihm die Kraft für einen
baumhohen Sprung, der ihn von der Schlange befreit und ihm den
Blick auf die Lichter eines Dorfes eröffnet. Es verheißt eine
schützende Bleibe für die Nacht, doch wirken die Häuser beim
Näherkommen zunehmend schemenhaft und irreal. Im Dorf begegnet
Pierre ein Mann, dessen Statur und Stimme ihm seltsam vertraut
verkommen, als sei er eine Art andere Version von ihm selbst, die
alles über ihn weiß. Der Mann begrüßt Pierre wie
selbstverständlich mit seinem Namen und fordert ihn auf, ihm zu
folgen. „Mir ist es egal, wie du mich nennst, du weißt, wer ich
bin. Für dich bin ich der Bürgermeister dieses Dorfes, wenn du
magst, nenn mich Rübezahl. … Aber wenn diese Nacht vorüber ist,
wirst du mich vergessen müssen. Aber wie kannst du vergessen,
wenn du ihm keinen Namen gegeben hast?“


Auf Pierres Frage, ob die Häuser und Wege real seien, weil sie
ihm so traumartig vorkommen, antwortet “Rübezahl“: „Es sind deine
Wege, deine Häuser, deine Bilder. Du musst lernen, ihnen zu
vertrauen, so schrecklich sie dir auch vorkommen mögen. Diese
Bilder sind deine Wahrheit.“


Während sie sich den Häusern nähern, wächst in Pierre wieder die
Unruhe. Pierre möchte in die Fenster schauen, obwohl Rübezahl ihn
davon abzuhalten sucht: „Es ist nicht gut, wenn du stehen
bleibst.“ Doch Pierre blickt trotzdem in eines der Fenster.

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