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Erweitertes Soziogramm einer Missbrauchsfamilie in Hörbuchform
Beschreibung
vor 7 Monaten
Dieser Epilog in Gedichtform ist dem Schriftsteller Wolfgang
Borchert gewidmet und hat genau dadurch eine programmatische
Funktion für „Das Kainszeichen“. Auf Borchert bezieht sich der
Autor als literarischen Wahlverwandten, als „großen Bruder“. Der
aus Hamburg stammende Wolfgang Borchert (1921-1947) starb 1947,
also in dem Jahr, in dem der Autor in Hamburg geboren wurde. Der
Grund für Borcherts frühen Tod waren seine Kriegsverletzungen,
Thema seines Werkes sind vor allem die Zerstörungen, die der
Krieg als umfassende Gewalterfahrung auch in den Menschen
anrichtet. In „Das Kainszeichen“ erscheint die Gesellschaft als
ähnlich umfassende Gewaltstruktur, etwa in Episode 24. Der
Stiefvater in „Das Kainszeichen“ ist jener von Krieg und Gewalt
geprägten Generation zuzurechnen. Die Erfahrungen mit
Vergewaltigung und Prostitution beschreibt das Gedicht als den
„Krieg der Straße“. Wie Borchert den Zweiten Weltkrieg überlebte
(oder eben gerade nicht, weil er an dessen Folgen starb), so ist
der Erzähler von „Das Kainszeichen“ ein Überlebender der
strukturelle Gewalt unserer Gesellschaft in einem extremen Fall,
wie es auch der Arzt in der vorhergehenden Episode 32 formuliert
hat. Als literarisches Vorbild hat es Borchert auch dem Autor von
„Das Kainszeichen“ ermöglicht, über seine Gewalterfahrungen zu
sprechen. Die Tabuisierung der vielfach in der
Gesellschaft vorhandenen Gewaltstrukturen aufzubrechen, den
Opfern zuzuhören, erscheint als Voraussetzung, um diesen
Strukturen entgegenzuwirken.
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