Vom Euphrat kommt, was wir sind
Flüchtlinge aus Syrien tragen in ihrem Innern die lange Geschichte
ihres Landes mit sich: Nord-Syrien gehört zu den ältesten
Zivilisationen der Menschheit.
42 Minuten
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Beschreibung
vor 9 Monaten
Flüchtlinge aus Syrien tragen in ihrem Innern die lange Geschichte
ihres Landes mit sich: Nord-Syrien gehört zu den ältesten
Zivilisationen der Menschheit. An den Ufern des Euphrat entstanden
in Teilen des heutigen Irak und in Nord-Syrien die ersten
Siedlungen, Städte, Plantagen und Gemeinwesen. Parallel und in
Einzelfällen vor den Zivilisationen am Nil, am Indus und am Gelben
Fluß. Nach Angaben des Alten Testaments und der Auslegung durch
rabbinische Gelehrte lag das Paradies zwischen Euphrat und Tigris
und zwei weiteren Flüssen, die in der Bibel genannt sind und die
wir heute nicht mehr identifizieren können. Prof. Dr. Adelheid
Otto, Vorsitzende der Deutschen Vorderasiatischen Gesellschaft, ist
aktiv als Archäologin tätig. Für viele Jahre leitete sie eine
Rettungsgrabung in dem Gebiet in der Nähe von Raqqah, das heute das
Zentrum des IS darstellt. Der Posten, der die Grabungsstätte mit
einer Schrotflinte bewachte, wurde von den radikalen Islamisten
umgebracht. Sie vernichteten auch eine große Zahl der
archäologischen Funde. Oasenartige Üppigkeit und wüste Steppe
liegen entlang des Euphrat eng beieinander. Wie das Land aussieht,
das jetzt im Bürgerkrieg umkämpft ist und aus dem die Flüchtlinge
kommen, wissen in der Bundesrepublik wenige. Die Bevölkerung des
Landes ist äußerst differenziert zusammengesetzt. Was sind Drusen?
Was sind Alewiten? Gibt es dort noch Abkömmlinge der Phönizier, der
Aramäer, der Assyrer bis heute? Wie viel Unterschiede gibt es unter
den Sunniten und Schiiten? Das Gebiet, in dem die Ausgrabungen von
Adelheid Otto stattfanden - gegenwärtig gräbt sie nicht in Syrien,
sondern im Tall Bazi in der Nähe von Mosul - war in der Geschichte
nie für längere Zeit friedlich. Von der Okkupation durch die
kriegerischen Assyrer lange vor Christi Geburt über das römische
und byzantinische Regime, über den Mongoleneinfall bis zur
arabischen Eroberung, in der französischen Besatzungszeit bis zur
heutigen Krise war dieses an sich "gesegnete Land" brutalen Kriegen
ausgesetzt. Die archäologischen Grabungen (und die konkrete
Kenntnis des Landes) zeigen eine Welt, die bis in die Zeit von vor
12.000 Jahren zurückreicht und Zivilisationen hervorbrachte, von
denen unsere europäische Zivilisation in vielen Punkten unmittelbar
abstammt. Begegnung mit Prof. Dr. Adelheid Otto, Leiterin des
Archäologischen Instituts an der LMU.
ihres Landes mit sich: Nord-Syrien gehört zu den ältesten
Zivilisationen der Menschheit. An den Ufern des Euphrat entstanden
in Teilen des heutigen Irak und in Nord-Syrien die ersten
Siedlungen, Städte, Plantagen und Gemeinwesen. Parallel und in
Einzelfällen vor den Zivilisationen am Nil, am Indus und am Gelben
Fluß. Nach Angaben des Alten Testaments und der Auslegung durch
rabbinische Gelehrte lag das Paradies zwischen Euphrat und Tigris
und zwei weiteren Flüssen, die in der Bibel genannt sind und die
wir heute nicht mehr identifizieren können. Prof. Dr. Adelheid
Otto, Vorsitzende der Deutschen Vorderasiatischen Gesellschaft, ist
aktiv als Archäologin tätig. Für viele Jahre leitete sie eine
Rettungsgrabung in dem Gebiet in der Nähe von Raqqah, das heute das
Zentrum des IS darstellt. Der Posten, der die Grabungsstätte mit
einer Schrotflinte bewachte, wurde von den radikalen Islamisten
umgebracht. Sie vernichteten auch eine große Zahl der
archäologischen Funde. Oasenartige Üppigkeit und wüste Steppe
liegen entlang des Euphrat eng beieinander. Wie das Land aussieht,
das jetzt im Bürgerkrieg umkämpft ist und aus dem die Flüchtlinge
kommen, wissen in der Bundesrepublik wenige. Die Bevölkerung des
Landes ist äußerst differenziert zusammengesetzt. Was sind Drusen?
Was sind Alewiten? Gibt es dort noch Abkömmlinge der Phönizier, der
Aramäer, der Assyrer bis heute? Wie viel Unterschiede gibt es unter
den Sunniten und Schiiten? Das Gebiet, in dem die Ausgrabungen von
Adelheid Otto stattfanden - gegenwärtig gräbt sie nicht in Syrien,
sondern im Tall Bazi in der Nähe von Mosul - war in der Geschichte
nie für längere Zeit friedlich. Von der Okkupation durch die
kriegerischen Assyrer lange vor Christi Geburt über das römische
und byzantinische Regime, über den Mongoleneinfall bis zur
arabischen Eroberung, in der französischen Besatzungszeit bis zur
heutigen Krise war dieses an sich "gesegnete Land" brutalen Kriegen
ausgesetzt. Die archäologischen Grabungen (und die konkrete
Kenntnis des Landes) zeigen eine Welt, die bis in die Zeit von vor
12.000 Jahren zurückreicht und Zivilisationen hervorbrachte, von
denen unsere europäische Zivilisation in vielen Punkten unmittelbar
abstammt. Begegnung mit Prof. Dr. Adelheid Otto, Leiterin des
Archäologischen Instituts an der LMU.
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