Der Affe, das Selfie und Recht.

Der Affe, das Selfie und Recht.

20 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Es war ein sonniger Tag im Dschungel, als ein
besonders neugieriger Makake namens Naruto etwas
tat, das die Fotowelt nachhaltig auf den Kopf stellte. Während
der Naturfotograf David Slater seine Kamera nur
kurz unbeaufsichtigt ließ, schnappte sich Naruto das Gerät,
grinste frech in die Linse, und klick – ein perfektes Selfie war
geboren.


Das Bild ging um die Welt. Es war nicht nur süß, sondern auch das
vielleicht erste Selfie eines Primaten in der Geschichte der
Fotografie. Doch was als lustige Anekdote begann, wurde schnell
zu einem ernsten Rechtsstreit. Slater beanspruchte das
Urheberrecht für das berühmte Affen-Selfie, schließlich war es ja
seine Kamera, oder?


Da lag er allerdings falsch – denn es stellte sich heraus, dass,
rechtlich gesehen, ein Affe keine Person ist und deshalb keine
Rechte am Bild geltend machen kann. Doch das bedeutete auch, dass
Slater kein Recht auf das Bild hatte. Der
eigentliche „Fotograf“ war schließlich der Affe! Die
Tierschutzorganisation PETA mischte sich ein und argumentierte,
dass die Erlöse aus dem Bild Naruto zugutekommen sollten – für
seine Futter- und Pflegekosten natürlich. Die Gerichte
entschieden jedoch anders: Der Affe kann weder Eigentum noch
Urheberrechte beanspruchen.


Damit wurde das Selfie zu einer kuriosen rechtlichen Grauzone:
Ein Bild, das buchstäblich keinem gehört. Und was passierte? Es
wanderte ins Public Domain. Jeder konnte das
Bild nutzen, ohne jemals eine Lizenzgebühr zahlen zu müssen – der
Affe hatte das Urheberrecht quasi „ausgetrickst“.


Schnitt zu 2024, wo jetzt auch künstliche
Intelligenzen fleißig eigene Kunstwerke, Texte und Bilder
erschaffen. Aber auch hier steht die Rechtslage auf wackeligen
Beinen: Wer hat die Rechte an einem KI-generierten Meisterwerk?
Der, der die Software programmiert hat? Derjenige, der die
Eingabe gemacht hat? Oder gehört es einfach – wie Narutos Selfie
– niemandem?


Bis die Gerichte das geklärt haben, passiert mit KI-Kunst
dasselbe wie mit dem Affen-Selfie: Alle dürfen es
nutzen! Es gibt niemanden, der ein Urheberrecht anmelden
könnte. Damit sind wir in einer Zukunft, in der Werke zwar
entstehen – aber nicht wirklich jemandem gehören.


Das wirft eine philosophische Frage auf: Sind wir also alle bald
wie Naruto – kleine Affen, die Selfies (oder Kunst) machen, aber
die Kontrolle darüber verlieren? Die Antwort bleibt abzuwarten,
doch eines ist sicher: So wie Naruto unabsichtlich ein Stück
Rechtsgeschichte schrieb, könnte auch KI-Kunst zu einem neuen
Kapitel führen, in dem Kreativität frei wie der Wind ist – aber
wer sie geerntet hat, bleibt ein Rätsel.


Moral der Geschichte: Egal, ob Makake oder
Maschine – manchmal gehört das beste Kunstwerk am Ende einfach
niemandem… und jeder darf es benutzen.



Weitere Episoden

Barrierefreihet
25 Minuten
vor 6 Monaten
Nothing els META
26 Minuten
vor 6 Monaten
Kack-Kartell
17 Minuten
vor 6 Monaten
Alleine am Gepäckband
22 Minuten
vor 7 Monaten
Dogge im Taxi
17 Minuten
vor 7 Monaten

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15