Autos, Avatare & Absurditäten

Autos, Avatare & Absurditäten

21 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Es fing ganz harmlos an. Ich saß mit meinen Freundinnen
beim Brunch, als Hale plötzlich fragte:


"Sag mal, wusstest du, dass du einen Online-Autohandel hast?“


Ich lachte. Laut. Zu laut. „Was? Ich kann nicht mal mein eigenes
Auto parken, geschweige denn verkaufen!“ Hale zog ihr Handy
hervor und zeigte mir eine Anzeige: „VW Golf, fast neu,
unschlagbarer Preis – Kontaktperson: ICH!“


„Lustig“, sagte ich, „aber das bin doch nicht ich!“ Doch die
anderen am Tisch kicherten schon. „Hier, schau mal, ein Audi Q5,
auch ein Top-Angebot, von dir! Und hey, der Hyundai – der geht
bestimmt weg wie warme Semmeln.“


„Moment mal“, sagte ich und schnappte mir Hales Handy. Mein Name
stand überall. Meine Adresse. Meine E-Mail! Sogar ein Foto –
allerdings ein uraltes von meinem ersten Facebook-Profil. Die
Angebote waren so gut, dass man sie kaum glauben konnte. Na ja,
zu schön, um wahr zu sein.


Mein Herzschlag beschleunigte sich. Wer macht sowas? Und warum
ich? Ich rief sofort meinen Vater an, der seit Jahren einen
echten, legalen Autohandel betreibt.


„Papa, bist du online gegangen?“
„Was? Nein, ich verkaufe Autos noch mit Handschlag und Kaffee,
nicht mit Klicks und PayPal!“


Es machte keinen Sinn. Während ich noch grübelte, rief Tina:
„Schau mal, die wollen Vorkasse! Das erklärt, warum die Preise so
niedrig sind.“


Und da fiel der Groschen. Jemand hatte meine Identität geklaut,
um Leute abzuzocken. Sie sollten vorab zahlen, das Auto würde
angeblich geliefert werden – aber natürlich kam nie etwas an. Es
war wie ein Filmplot, nur ohne Hollywood-Ende.


Am nächsten Tag ging ich zur Polizei. Dort wurde mir geraten,
alle Beweise zu sammeln: Screenshots, E-Mails, alles. Der
Polizist grinste leicht: „Die denken wohl, Sie wären der Elon
Musk des Gebrauchtwagenmarkts.“ Ich hätte lachen können, wenn die
Sache nicht so ernst gewesen wäre.


Ich erstattete Anzeige und sicherte mich für den Fall ab, dass
wütende „Käufer“ auf mich zukommen würden. Die Polizei erklärte
mir, dass ich vermutlich nichts zu befürchten habe – immerhin war
ich selbst das Opfer. Aber ich wollte kein Risiko eingehen.


Am Ende war alles nur ein digitaler Spuk. Die Betrüger hatten
längst ihre Online-Plattform geschlossen und waren weitergezogen.
Aber ich habe eines gelernt: Selbst wenn du keinen Autohandel
hast, kann das Internet einen für dich eröffnen.


Und jetzt? Jetzt bin ich paranoid und google jeden Morgen meinen
eigenen Namen. Man weiß ja nie – vielleicht habe ich über Nacht
auch noch eine Fluglinie oder einen Secondhand-Shop für
Designer-Handtaschen eröffnet.



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