Frauen in der Leiterschaft oder im Lehrdienst? Ist das biblisch? – Mario Wahnschaffe

Frauen in der Leiterschaft oder im Lehrdienst? Ist das biblisch? – Mario Wahnschaffe

39 Minuten

Beschreibung

vor 3 Monaten
Berufung von Frauen im kultur- kontextuellen Kontext
Leitungsdienste der Frau im Wort Gottes Wie sich der Apostel Paulus
im Gemeindebau an die jeweiligen unterschiedlichen Kulturen, mit
denen er zutun hatte, anpasste, lässt sich an seinem Umgang mit
Frauen als Mitarbeiterinnen und Leiterinnen erkennen. Paulus ist in
Bezug auf Frauen eher bekannt geworden, als der, der den Frauen in
der Gemeinde die Rede und die Leitung verboten hat. Doch wird diese
Sichtweise Paulus nicht ganz gerecht, denn sein Horizont war viel
weiter. In Gesellschaftsformen der griechischen Welt und römisch
gepräg- ten Kulturen, wo die Frau mehr Freiheit hatte als in der
patriachialisch-jüdischen Kultur und wo Paulus herkam, arbeitete er
mit Frauen in leitenden und lehrenden Diensten zusammen. Paulus
erwies sich hierbei als ein strategisch denkender, kultur-
kontexueller Evangelist, der das Evangelium unverfälscht ließ, aber
seine Arbeitsweise und seine Mitarbeiter und eben auch Frauen so in
die Mitarbeit miteinbezog und ihnen Verantwortung übertrug, wie es
ihm die damalige Kultur erlaubte. Wenn sich uns dieser scheinbare
Widerspruch in seiner Haltung gegenüber Frauen erschließt, werden
wir nicht nur die Dringlichkeit erkennen, dass auch Frauen in der
Gemeinde leitend mitarbeiten sollten, sondern uns auch selbst
fragen, ob Frauen im Rahmen unserer örtlichen Gemeindearbeit genug
gefordert und gefördert werden. In der Bibel herrscht bekanntlich
ein großes Spannungsfeld zu dieser Frage, die in den letzten Jahren
rein theologisch nicht gelöst werden konnte. Die verschiedenen
Bibelstellen scheinen im Widerspruch zueinander zu stehen. Auf der
einen Seite haben wir Bibelstellen, die der Frau verbieten, einen
Leitungs- oder Lehrdienst in der Gemeinde zu übernehmen: „Eine Frau
lerne in der Stille in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer
Frau nicht zu lehren, auch nicht über den Mann zu herrschen.“ 1.
Timotheusbrief 2:11-12 „Die Frauen sollen in den Gemeinden
schweigen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie
sollen sich unterordnen...“ 1. Korintherbrief 14:34 Auf der anderen
Seite, schätzte Paulus die Frauen als wertvolle Mitarbeiterinnen in
verschiedensten Diensten: Dienst der Diakonie und Leitung Phöbe,
die Diakonin, war Paulus ein „Beistand“ (griechisch: προστατισ,
prostatis), was im Griechischen eigentlich „Vorsteh- erin“7
bedeutet, und hatte einen Dienst der Hilfeleistung. Zur Übersetzung
des Wortes προστατισ (prostatis): Das Wort wird von der Elberfelder
Bibelübersetzung (1985) mit „Beistand“ und von Werner de Boor
(1983) mit „Vertreter“ oder „Beschirmer“ übersetzt. Dies ist aber
nur ein Ausschnitt des Horizonts der Bedeutungen dieses Wortes.Beim
grie- chischen Lexikon Gemoll (1991) sind wir auf jeden Fall immer
von theologischen Deutungsversuchen bewahrt. Dort stehen folgende
Bedeu- tungen:„Vorsteher, Vordermann, an einem Altar Stehender,
Schirmer, Verteidiger, Fürsorger, Vorstand, Leiter,
Rechtsbeistand.“ Alle oben beschriebenen Geschäfte und Aufgaben
geben idealer Weise den Alltag eines Pastors wieder, der in
dienender Leiterschaft für seine Geschwister arbeitet. Was die
etymologische Ableitung und wortwörtliche Übersetzung des Partizips
„prostatis“ angeht so haben wir eine Zusammensetzung aus den Worten
„pro“ (vor, für) und „histaemi“ (stehen). Warum die Übersetzung
„Vorsteher“ dem Wort fremd sein soll, ist nicht einsichtig. Nach
2000 Jahren Bibelübersetzung des Neuen Testaments befinden wir uns
immer noch in einer theologisch gefärbten Debatte, ob eine Frau im
Leitungsdienst stehen darf oder nicht, die bis heute biblische
Übersetzungen beeinflusst – wie die von mir geschätzte Elberfelder
Übersetzung und sogar die Apparate des wissenschaftlichen Nestle
Aaland. „Ich empfehle euch aber unsere Schwester Phöbe, die eine
Dienerin (διακονον) der Gemeinde in Kenchreä ist, damit ihr sie im
Herrn aufnehmt, der Heiligen würdig, und ihr beisteht, worin immer
sie euch braucht; denn auch sie ist vielen ein Beistand (προστατισ)
gewesen, auch mir selbst.“ Römerbrief 16:1-2 Wir sehen auch
dienende Frauen in der Nachfolge Jesu. „Und es geschah danach, dass
er nacheinander Städte und Dörfer durchzog, indem er predigte und
die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigte; und die Zwölf mit
ihm, und einige Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten
geheilt worden waren: Maria, genannt Magdalena, von der sieben
Dämonen ausgefahren waren, und Johanna, die Frau des Chuza, des
Verwalters Herodes', und Susanna und viele andere, die ihnen mit
ihrer Habe dienten.“ Lukasevangelium 8:1-3 Euodia und Syntyche, die
als Evangelistinnen erwähnt werden. „Die Euodia ermahne ich, und
die Syntyche ermahne ich, dieselbe Gesinnung zu haben im Herrn! Ja,
ich bitte auch dich, mein rechter Gefährte, stehe ihnen bei, die in
dem Evangelium zusammen mit mir gekämpft haben, auch mit Klemens
und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens
sind.“ Philipperbrief 4:2-3 Wie auch Maria Magdalena und andere
Frauen, die die allerersten Evangelistinnen sind. „Es waren aber
die Maria Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus' Mutter, und
die Übrigen mit ihnen. Sie sagten dies zu den Aposteln. Und diese
Reden schienen ihnen wie Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht.“
Lukasevangelium 24:10-11 Evangelistinnen Apostelin Junia, die
Apostelin war. „Grüßt Andronikus und Junias (griechisch: „ιουνιαν“
‚iounian’), meine Verwandten und meine Mitgefangenen, die unter den
Aposteln ausgezeichnet sind, die schon vor mir in Christus waren!“
Römerbrief 16:7 War Junia/s im Römerbrief 16:7 eine Frau oder ein
Mann? 1. Gerade bei dem Ringen um die Frage: „War Junia/s eine Frau
oder ein Mann?“ wird deutlich, wie sehr sogar wissenschaftliche
Etymologie der jeweiligen kulturell geprägten Theologie unterliegt.
Der griechische Grundtext von Nestle Aaland in seiner Ausgabe von
1975 gibt im Haupttext die männliche Akkusativform ιουνιᾶν
(iounian) mit Zirkumflex-Akzent ∼ über dem ᾶ an. In seiner neusten
28. Ausgabe (2012) ist er dazu übergegangen die weibliche
Akkusativform mit Akut-Akzent á (Ἰουνίαν) anzugeben. Warum? Die
Schwierigkeit hierbei ist Folgende: Zur Zeit der Niederschrift des
Neuen Testamentes gab es überhaupt keine Akzente und die
griechische Schrift wurde in Großbuchstaben in sogenannten
Majuskeln geschrieben. Der Akkusativ iounian kann also ohne Zugabe
des Akzents sowohl maskulin als auch feminin sein. Die Akzente
wurden erst im 9. Jahrhundert eingeführt und waren der damaligen
theologischen Interpretation des Mittelalters unterworfen, in der
man sich eine Frau als Apostelin schwerlich vorstellen konnte. Man
entschied sich daher für den maskulinen Akzent als Zirkumflex. 2.
Die frühe Gemeinde ging davon aus, dass es sich bei „iounian“ um
einen weiblichen Namen handelt. Zwei griechische Manuskripte deuten
in ihrer anderen Übersetzungs- variante „Julia“ darauf hin, dass
sie davon ausgingen, dass es sich um eine weibliche Person handelte
(z.B. Hieronymus 342-419 n. Chr., Kirchenvater und Übersetzer, s.
Hieronymi Divina Biblotheca, Epistola B. Pauli Apostoli ad Romanos,
Migne, Patrologia Latina Volumen 029 Sammelwerk, Paris 1815-1875,
S. 744). „Grüßt Andronikus und Julia, meine Verwandten und meine
Mitgefangenen, die unter den Aposteln ausgezeichnet sind, die schon
vor mir in Christus waren!“
(Fellows 2012, Papyrus P46 ~ 200 n.Chr.
Minuskel Manuskript Nr. 6, 13. Jh. n. Chr.) Bis zum 12. Jahrhundert
n. Chr. nahm die überwiegende Mehrzahl der Kirchenväter an, dass es
sich bei Junia/s um eine Frau handelte: Chrysostomos (349-407 n.
Chr.) schreibt in seiner Homilie über Römer 16: „Oh wie groß ist
die Hingabe dieser Frau, dass sie würdig erachtet wurde, mit
Apostel angeredet zu werden!“
(Joh. Chrys., In eps. Ad rom. homil.
31,2 (PG60,669f), zitiert nach Eisen 1996, S. 51.) Der Erste, der
Junia in seiner männlichen Form Junias zitiert, ist Aegidius von
Rom, 1245-1316 n. Chr. (Moltmann-Wendel 1982, S. 148- 151). 3. Die
männliche Variante des Namens Junias wird weder in der
außerbiblischen lateinischen oder griechischen Literatur erwähnt.
Dafür aber der weibliche Name Junia. „Junia“ leitet sich von der
römischen Gottheit Juno ab, die Muttergottheit der Jugend und
Fruchtbarkeit. Auch die Auseinandersetzung über die Übersetzung des
Wortes „episaemoi“ im Römerbrief 16:7 als „ausgezeichnet unter den
Aposteln“ oder „bekannt unter den Aposteln“ ist sehr umstritten und
ähnelt sehr der theologisch-kulturell gefärbten Debatte um den
Namen Junia oder Junias, die über Jahrhunderte geführt wurde. Nach
dem klassisch griechischen Lexikon (Gemoll 1991) heißt „episaemoi“
in erster Bedeutung: mit einem Zeichen versehen oder geprägt;
in
zweiter Bedeutung: kenntlich, angesehen (im Sinne von berühmt oder
berüchtigt) Das Verb επισημοι (episaemoi) heißt: „bezeichnen, zum
Vorschein kommen, mit einem Siegel versehen“. Unter dem Hintergrund
dieser Bedeutungsvielfalt erscheint die Übersetzung unter den
Aposteln „hervorragend“ oder „mit einem Siegel versehen“ besser als
nur „bekannt unter den Aposteln“. Die These, Junia wäre die Frau
des Andronikus gewesen, ist Spekulation. Wir haben zum Begriff
Apostel im Neuen Testament sicher eine differenzierte Verwendung:
a) Da sind die 12 Erzapostel, die Jesus selbst erwählt hatte, die
er zu seinen Lebzeiten vor sich hersandte. Genauso sendet er einmal
70 Jünger aus. Nach Apostelgeschichte 1:21-22 wurde ein
Ersatzapostel für Judas gewählt, der folgende Kriterien erfüllen
musste:
- Es musste ein Mann sein, der Jesus und die Apostel von
der ersten Zeit der Taufe beim Täufer Johannes bis zu seiner
Himmelfahrt begleitet hatte.
- Er musste Zeuge der Auferstehung
Jesu gewesen sein.
-> Matthias und Joseph erfüllten diese
Kriterien und Matthias wurde dann durch die Losauswahl den 11
Aposteln hinzugezählt (s. Apostelgeschichte 1:26). b) Von Paulus
hören wir im Gegensatz zu Matthias viel mehr. Paulus erfüllte
bekannter Weise die oben genannten Kriterien nicht, sondern:
Galaterbrief 1:1: Er war ein Apostel, nicht von Menschen, sondern
durch Jesus Christus.
Galaterbrief 1:12: Er hatte das Evangelium
nicht durch Menschen empfangen, sondern durch eine Offenbarung von
Jesus Christus. Römerbrief 1:1,5: Durch Christus hatte er Gnade und
Apostelamt für seinen Dienst unter den Nationen empfangen.
Apostelgeschichte 13:2-3: Paulus wurde von der Gemeinde in
Antiochia unter der Leitung des Heiligen Geistes „ausgesandt“. c)
So gibt es auch eine dritte Kategorie der Apostel, nämlich die, die
eine Dienstgabe Jesu an die jeweilige Ortsgemeinde sind:
Epheserbrief 4:11: Gegeben durch Jesus Christus
Epheserbrief 4:12:
Zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes zur Erbauung
des Leibes Christi
1. Korintherbrief 12:28: Gott hat in der
Gemeinde eingesetzt, erstens Apostel usw. Apostel sind Gesandte und
Eingesetzte von Gott, aber auch durch die Gemeinde:
Apostelgeschichte 13:2-4: Die Sendung des Barnabas und Saulus durch
die Gemeinde in Antiochia
2. Korintherbrief 8:23: Gesandte der
Gemeinde
Philipperbrief 2:25: Epaphroditus war ein Gesandter der
Gemeinde in Philippi. 1. Thessanochierbrief 1:1; 2:7: Paulus,
Silvanus und Timotheus sind Gesandte. Zu beachten ist, dass im
griechischen Grundtext für das Wort Gesandter immer das Wort
Apostel steht. Eine Apostelin zu Rom ist im Kontext der erwähnten
Mitarbeiterinnen des Paulus in Römerbrief 16 denkbar: - Phöbe,
Diakonin und Vorsteherin in Kenchrea: Man nimmt an, dass Phöbe auch
die Gesandte der Gemeinde war und den Brief des Paulus an die
Gemeinde in Rom überbrachte (s. Römerbrief 16:1-2)
- Priska, die an
der Seite ihres Mannes Aquillas eine Gemeinde in ihrem Haus leitete
und den Evangelisten Apollos den Weg Gottes näher auslegte (s.
Apostelgeschichte 18:26) - Maria, Tryphäna, Tryphosa und Persis,
die unermüdlich für den Herrn gearbeitet haben (s. Römerbrief
16:12) Dienst der Lehre Priska legte Apollos die Lehre Jesu näher
aus. „Und dieser fing an, freimütig in der Synagoge zu reden. Als
aber Priscilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und
legten ihm den Weg Gottes genauer aus.“ Apostelgeschichte 18:26
Nympha und Cloe hatten eine Gemeinde in ihrem Haus. „Grüßt die
Brüder in Laodizea und Nympha und die Gemeinde in ihrem Haus!“
Kolosserbrief 4:15 Dienst der Leitung „Denn es ist mir durch die
Hausgenossen der Chloë über euch bekannt geworden, meine Brüder,
dass Streitigkeiten unter euch sind.“ Prophetischer Dienst Hanna
war eine Prophetin im Tempel. „Und es war eine Prophetin Hanna,
eine Tochter Phanuëls, aus dem Stamm Asser. Diese war in ihren
Tagen weit vorgerückt...“ Lukasevangelium 2:36 Die Töchter des
Philippus, die prophezeiten. „Dieser aber hatte vier Töchter,
Jungfrauen, die weissagten.“ Apostelgeschichte 21:9 Dies war in
Einklang mit der Prophetie: „Und eure Söhne und Töchter werden
prophetisch reden. Und selbst über die Knechte und Mägde werde ich
in jenen Tagen meinen Geist ausgießen.“ Joel 3:1-3 Auch im Alten
Testament gebraucht Gott Frauen im geistlichen Leitungsdienst: •
Debora war eine Prophetin und Richterin in Israel (s. Richter 4 und
5). • Hulda war eine Prophetin (s. 2. Könige 22:14). 1.
Korintherbrief 1:11 6.2 Unterordnung der Frau im Licht der Erlösung
Paulus begründet das Redeverbot mit der Forderung des Gesetzes:
„Wie es in allen Gemeinden der Heiligen ist, sollen die Frauen in
den Gemeinden schweigen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden,
sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.“ 1.
Korintherbrief 14:34 Paulus bringt auch das Lehrverbot mit dem
Sündenfall vor der Zeit des Gesetzes in Verbindung: „Ich erlaube
aber einer Frau nicht zu lehren, auch nicht über den Mann zu
herrschen, sondern ich will, dass sie sich in der Stille halte,
denn Adam wurde zuerst gebildet, dann Eva; und Adam wurde nicht
betrogen, die Frau aber wurde betrogen und fiel in Übertretung.“ 1.
Timotheusbrief 2:12-14 Was in beiden Stellen auffällt, ist, dass
Paulus das Redeverbot und Lehrverbot der Frauen mit dem Sündenfall
und dem Gesetz in Verbindung bringt.
Im 1. Korintherbrief 14:34
begründet er das Redeverbot der Frau mit der Unterordnung der Frau
unter die Herrschaft des Mannes, „so wie es das Gesetz fordert“.
„Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich
herrschen!“ 1. Mose 3:16 Die Forderung der Unterordnung der Frau
unter die Herrschaft des Mannes war also der Fluch Gottes über die
Sünde Evas. Am Anfang vor dem Sündenfall war es aber mit dem
Verhältnis von Mann und Frau nicht so bestellt:
Da waren Mann
und(!) Frau gemeinsam die Repräsentation des Ebenbildes Gottes.
„Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes
schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“ 1. Mose 1:27 Mann
und Frau waren beauftragt, als Team über die Schöpfung zu
herrschen. „Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid
fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie euch
untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die
Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde
regen!“ 1. Mose 1:28 Durch die Erlösung in Jesus Christus stehen
wir aber nicht mehr unter dem Fluch des Gesetzes. „Also gibt es
jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn
das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat dich frei
gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Römerbrief 8:1-2
„Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er
ein Fluch für uns geworden ist – denn es steht geschrieben:
‚Verflucht ist jeder, der am Holz hängt’!" Galaterbrief 3:13
Christus hat nicht nur den Fluch des Gesetzes getragen, er hat die
Wiederherstellung des Planes Gottes für Mann und Frau in
Partnerschaft vollbracht:
Die Frau ordnet sich dem Mann unter, der
sich Christus gemäß, widerum seiner Frau hingibt. Die
Identifikation mit der Liebe und Hingabe Christi ist Fundament für
diese Gemeinschaft von Mann und Frau. „Ordnet euch einander unter
in der Furcht Christi, die Frauen den eigenen Männern als dem
Herrn! Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus
das Haupt der Gemeinde ist, er als der Retter des Leibes. Wie aber
die Gemeinde sich dem Christus unterordnet, so auch die Frauen den
Männern in allem. Ihr Männer, liebt eure Frauen!, wie auch der
Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie hingegeben
hat, damit er die Gemeinde sich selbst verherrlicht darstellte, die
nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass
sie heilig und tadellos sei. So sind auch die Männer schuldig, ihre
Frauen zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebt,
liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch
gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch der Christus die
Gemeinde. Denn wir sind Glieder seines Leibes. ‚Deswegen wird ein
Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die
zwei werden ein Fleisch sein.’ Dieses Geheimnis ist groß, ich aber
deute es auf Christus und die Gemeinde. Jedenfalls auch ihr – jeder
von euch liebe seine Frau so wie sich selbst; die Frau aber, dass
sie Ehrfurcht vor dem Mann habe.“ Epheserbrief 5:21-33 Im Licht der
Erlösung Christi macht Gott in der Wertigkeit und Wichtigkeit
keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau. „Denn ihr alle, die
ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen.“
Galaterbrief 3:27 6.3 Frauen im natürlichen Dienst der Leiterschaft
Einerseits zeigt das Neue Testament das Spannungsfeld zwisch- en
dem neuen Leben im Geist, die göttliche Wiederher-stellung von Mann
und Frau als Partner im Reich Gottes – die Briefe des Paulus sind
voll von Mitarbeiterinnen, die im leitenden Dienst waren – und
andererseits die Knechtschaft der Frau, auf Grund der kulturellen,
religiösen und antiken Welt. Die offensichtlichen
Widersprüchlichkeiten zwischen den Anwei- sungen des Paulus und
seinem Handeln, lassen sich kulturell ansatzweise erklären. Ein
wichtiges Beispiel dafür ist das generel- le Redeverbot im
Gottesdienst, das Paulus ausspricht in 1. Korintherbrief 14:34
ausspricht, obwohl er nur drei Kapitel vorher den Frauen gestattet,
im Gottesdienst öffentlich zu beten und zu prophezeien (s. 1.
Korintherbrief 11:5)! Paulus lebte die Freiheit des Geistes für die
Frau in der Praxis, doch wollte er, um des Evangeliums Willen,
kulturelle Codizes berücksichtigen.
Wie könnte man sonst anders
erklären, dass Paulus, der Mann, der die Beschneidung aus der
internationalen Gemeinde kompro- misslos herausgenommen hat, seinen
engsten Mitarbeiter, Timo- theus um der Juden Willen beschneiden
lässt? „Paulus wollte, dass dieser mit ihm ausziehe, und er nahm
und beschnitt ihn um der Juden willen, die in jenen Orten waren;
denn sie kannten alle seinen Vater, dass er ein Grieche war.“
Apostelgeschichte 16:3 Diese Spannung ist unauflösbar und doch für
uns als Ältesten- schaft einer internationalen Gemeinde erklärbar.
Auf der einen Seite lebte Paulus in der Frage der Zusammenarbeit
mit Frauen im leitenden Dienst in der Freiheit des Geistes, wenn es
von den gesellschaftlichen Umständen her möglich war. Auf der
anderen Seite wollte er eine Welt erreichen, deren Kultur stark
patriarchalisch geprägt war, in der Frauen keine Rechte, keine
Ausbildung und keine Erfahrung in Leitung hatten. Diese Kultur
wollte Paulus unbedingt erreichen und passte sich im kulturellen
Sinne den gegebenen Grenzen und Vorstellungen an. Diese
Vorgehensweise des Paulus ist für uns als internationale Gemeinde
wegweisend. Die Bibel zeigt beides: Eine Gemeinde, in der die Frau
schweigt, nicht lehren und leiten darf, und eine Gemeinde, in der
Frauen als Leiterinnen, Apostel, Vorsteherinnen und Diakoninnen
arbeiten. Jede Gemeinde muss also für sich unter der Leitung des
Heiligen Geistes entscheiden, in welcher kulturellen Begrenzung sie
wandeln will oder unter welcher Freiheit des Geistes sie leben
möchte. Dass dieses eine kulturelle Frage ist, haben die völlig
verschiedenen Reaktionen unserer internationalen Kleingruppen
gezeigt. Es zeigte sich interessanter Weise, dass internationale
Leiter, die aus einem erwecklichen Hintergrund nach Deutschland
kamen, die starke Zurücksetzung der Frau im geistlich leitenden
Dienst nicht kennen. Interessantes Beispiel: Die Mehrzahl der
Pastoren der Untergrundkirchen in China sind Frauen! Ich persönlich
bin Gott dankbar, dass wir diesen Weg des Geistes und der
Entscheidung der mündigen Gemeinde gegangen sind. Ein Beispiel
dafür ist die schwierige Entscheidung in Apostel- geschichte 15, wo
über die biblisch-kulturelle Frage gestritten wurde, ob sich
gläubige Männer den Vorschriften der Thora noch zu unterwerfen
hatten. Auch hier wurden der geistliche Weg und der Weg einer
mündigen Gemeinde gewählt: „Denn es hat dem Heiligen Geist und uns
gut geschienen, keine größere Last auf euch zu legen als diese
notwendigen Stücke: euch zu enthalten von Götzenopfern und von Blut
und Ersticktem und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, so
werdet ihr wohl tun. Lebt wohl!“ Apostelgeschichte 15:28 Dies war
eine revolutionäre Entscheidung, denn damit wurde der
Beschneidungszwang von den heidnischen Christen abgewälzt. Dennoch
hielten die jüdischen Christen weiter daran fest und selbst Paulus,
einer der größten Gegner der Heidenbeschneidung, entschloss sich
aus evangelistisch-kulturellen Gründen dafür, Timotheus, seinen
wichtigsten Mitarbeiter zu beschneiden (s. Apostelgeschichte 16:3).
Dies war kurz nach dem Beschluss des Apostelkonzils. Wir als Leiter
einer internationalen Gemeinde, sind der Meinung, dass es bei
dieser Frage der Beschneidung und bei der Entscheidung, ob Frauen
Älteste sein dürfen oder nicht, nicht um Sünde oder um den Bruch
der Worttreue geht. Für uns geht es hier um die Entscheidung:
Wollen wir als Gemeinde in der Freiheit des Geistes leben oder
nehmen wir Rücksicht auf die kulturellen Gegebenheiten in dem
Kontext eines Landes? Ich kann mir vorstellen, dass unsere
Entscheidung, Frauen in Leiterschaft einzusetzen, anders
ausgefallen wäre, wenn unser ICB in Saudi Arabien wäre und unsere
Mitglieder hauptsächlich Araber wären. Frauen waren und sind über
Jahrhunderte von Gottes Geist in Ämter der Leitung hineingestellt
worden, ohne jemals dafür von Menschen den Titel „Pastor“ oder
„Älteste“ verliehen bekommen zu haben. Frauen lehren in der
Mehrheit unser kostbarstes Gut, unsere Kinder, im
Kindergottesdienst. Frauen leiten, lehren, salben, teilen das
Abendmahl in unseren Kleingruppen aus. Frauen gehen in der Mehrheit
als Missionarinnen an Orte, wo sich sonst niemand hintraut. Sie tun
den Dienst eines Leiters, beanspruchen aber in Demut und Liebe zu
unserem Herrn nicht den menschlichen Titel. Es handelte sich in der
Vergangenheit um politische und menschliche Kompromisse, wenn man
beschloss, Frauen kön- nten leitende Diakone werden (in einer
Kleingruppe oder in der Mission), ihnen aber das Amt eines Ältesten
oder Pastoren trotzdem verwehrte, da 1. Timotheus 3:2 sagt: „Ein
Aufseher επισκοπον (episkopon) sei Mann einer Frau...“, denn auch
nach 1. Timotheus 3:12 muss ein Diakon auch „Mann einer Frau“ sein.
An diesem Beispiel wird noch einmal sehr deutlich, wie die
Entscheidung über solche Fragen von dem kulturellen Kontext
abhängt. 6.4 Schlussfolgerung Die Tatsache, dass Gott natürliche
Gaben und Dienste der Leiterschaft an Frauen verleiht, bringt uns
als Leiterschaft zu der Überzeugung, dass Gott Männer und Frauen
gleichermaßen in das Ältestenteam berufen kann. Daher gelten für
beide auch die gleichen Kriterien. 1. Charakterprofil nach 1.
Timotheus 3:1-7 
 2. Leitungsfähigkeiten in Einordnung in die
Ältestenschaft 
 3. Fähigkeiten, schwere Problematiken sachlich und
geistlich gut 
zu verarbeiten 
 Es ist Gottes Wille, dass Frauen
und Männer gemeinsam Seite an Seite im Reich Gottes stehen und
dienen, denn beide Geschlech- ter waren vom Anbeginn der Schöpfung
gemeinsam beauftragt, über die Schöpfung zu herrschen. „Und Gott
segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt
euch, und füllt die Erde, und macht sie [euch] untertan; und
herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels
und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!“ 1. Mose 1:28

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