! auf ZENdung ! (Weihnachten 2023)

! auf ZENdung ! (Weihnachten 2023)

Eine Weihnachtsgeschichte für 2023
54 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Ich habe mal ein Foto gesehen - von einem in perfekter
Sitzhaltung meditierenden Zen-Meister. Ich weiß nicht: Das hat
irgendwie mein Leben verändert.


Dezember. Ein trüber und irgendwie trostloser Nachmittag im
Dezember. Er machte sich auf den Weg. Durch die Wohnungstür und
die Treppe hinunter. Durch die Haustür und auf den Gehweg. Nach
links die Straße entlang. An der nächsten Ecke wieder nach links
und dann immer geradeaus. Über mehrere Kreuzungen hinweg, bis er
vorne das Grün des Stadtparks erblicken konnte. Er wollte sich
auf den Wegen des Parks verlaufen. Einfach immer weiter laufen.
Um sich abzukühlen. Um zur Besinnung zu kommen. Um sich selbst zu
finden. Ja, irgendwie hatte er das Bedürfnis, sich selbst zu
finden. Er wusste oft nicht mehr, wo ihm gerade der Kopf stand.
In den letzten Tagen war einiges zusammen gekommen. Er war mit
zwei Kollegen aneinander geraten. Nichts Schlimmes. Sie waren
laut geworden. Sie waren alle etwas hitzköpfig gewesen. Und sie
hatten sich bald wieder ausgesprochen. Trotzdem hatte es ihm leid
getan. Es hätte nicht so weit kommen müssen. Er konnte selber
nicht verstehen, warum er gleich so ausgetickt war. Die Anlässe
waren nichtig gewesen. In dem einen Fall ging es um eine
Nachricht, die sein Kollege Bernd ihm nicht weiter geleitet
hatte. Vergessen. Im anderen Fall hatte Tobias seine Kamera
ausgeliehen und anschließend den Akku nicht wieder aufgeladen.
Läppisch. So etwas war ihm selbst auch schon geschehen. Mehrmals.
Trotzdem war er wütend geworden, hatte seine Stimme erhoben,
während er sich gleichzeitig blöd vorkam. Er konnte sich selbst
dabei zusehen, wie er überreagierte. Und das war ihm peinlich.
Deshalb hatte er das Gefühl, an die frische Luft und lange laufen
zu müssen. Er wollte wieder zu sich kommen. Er wollte sich selbst
wieder finden. Jenen Menschen, den er als sich selbst kannte -
der in sich ruhte und den so schnell nichts aus der Ruhe bringen
konnte. In sich ruhen. Ihm gingen viele unterschiedliche
Formulierungen durch den Sinn. Entscheidend aber war, dass etwas
aus dem Lot geraten zu sein schien. Und dass er alles wieder ins
Lot bringen wollte. Irgendwie.


Man muss auch nicht immer über Zen sprechen, um Zen zu
praktizieren. Das ist eine Einsicht, zu der ich auch irgendwann
gekommen bin.

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