190908 23. Sonntag i. Jkr. Rübermachen Lk 14,25-33
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Beschreibung
vor 6 Jahren
Genau vor 30 Jahren war ich als Flüchtlingshelfer mit den Maltesern
in Budapest. Ich war 21 Jahre alt und begegnete Gleichaltrigen,
deren Eltern in Karl-Marx-Stadt oder Jena nur wussten, dass ihre
Kinder zum Urlaub an den Plattensee fuhren. In Wirklichkeit hatten
viele schon entschieden, dass sie über die „grüne Grenze“ in den
Westen „rübermachen“ würden. Nach menschlichem Ermessen ein
Abschied für immer. Bei der Frage nach meiner Berufung hatte mich
das seitdem umgetrieben: Was für eine Stimme, was für eine Macht,
was für eine Verheißung müsste das sein, auf deren Ruf hin ich –
wie sie – alles stehen und liegen ließe und aufbräche, auch wenn
das schlimmstenfalls den Eltern das Herz bräche? An diesen Vorrang
des Rufes in die Freiheit vor dem Willen der Eltern muss ich bei
dem Wort Jesu über den Vorrang der Nachfolge Christi vor der
Anhänglichkeit gegenüber den Eltern und natürlichen Verwandten
denken. Auch wenn die Kirche die natürliche Familie hochschätzt,
muss sie sich und andere doch daran erinnern, dass Jesus der
Heiligsprechung der natürlichen Verwandtschaft vehement
widerspricht. Sie muss – hart gesagt – „entgötzt“ werden, damit wir
die Mutter nicht länger mit der Welt und den Vater nicht länger mit
Gott verwechseln. Und damit die Mensch gewordene Liebe Gottes
selbst bei uns ankommen kann. Wo wir einander mit Christus
annehmen, werden wir einander auch lassen können. Wo wir einander
aber um der Liebe Christi willen lassen, werden wir einander mehr
sein, als wir es uns in der alten Anhänglichkeit je hätten träumen
lassen. Fra' Georg Lengerke
in Budapest. Ich war 21 Jahre alt und begegnete Gleichaltrigen,
deren Eltern in Karl-Marx-Stadt oder Jena nur wussten, dass ihre
Kinder zum Urlaub an den Plattensee fuhren. In Wirklichkeit hatten
viele schon entschieden, dass sie über die „grüne Grenze“ in den
Westen „rübermachen“ würden. Nach menschlichem Ermessen ein
Abschied für immer. Bei der Frage nach meiner Berufung hatte mich
das seitdem umgetrieben: Was für eine Stimme, was für eine Macht,
was für eine Verheißung müsste das sein, auf deren Ruf hin ich –
wie sie – alles stehen und liegen ließe und aufbräche, auch wenn
das schlimmstenfalls den Eltern das Herz bräche? An diesen Vorrang
des Rufes in die Freiheit vor dem Willen der Eltern muss ich bei
dem Wort Jesu über den Vorrang der Nachfolge Christi vor der
Anhänglichkeit gegenüber den Eltern und natürlichen Verwandten
denken. Auch wenn die Kirche die natürliche Familie hochschätzt,
muss sie sich und andere doch daran erinnern, dass Jesus der
Heiligsprechung der natürlichen Verwandtschaft vehement
widerspricht. Sie muss – hart gesagt – „entgötzt“ werden, damit wir
die Mutter nicht länger mit der Welt und den Vater nicht länger mit
Gott verwechseln. Und damit die Mensch gewordene Liebe Gottes
selbst bei uns ankommen kann. Wo wir einander mit Christus
annehmen, werden wir einander auch lassen können. Wo wir einander
aber um der Liebe Christi willen lassen, werden wir einander mehr
sein, als wir es uns in der alten Anhänglichkeit je hätten träumen
lassen. Fra' Georg Lengerke
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