190911 23. Woche i. Jkr. Mi Selipreisung angesichts des Grauens Lk 6,20-26

190911 23. Woche i. Jkr. Mi Selipreisung angesichts des Grauens Lk 6,20-26

2 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Am 11. September 2001 waren wir gerade aus Beirut in Frankfurt
angekommen. Viele blieben noch zusammen in einem Café. Auf einmal
auf allen Bildschirmen die brennenden Türme. Angeblich brannte auch
das Pentagon. Zum Weißen Haus und dem Kapitol nur Gerüchte. Im
Flughafen machte das Wort vom Weltkrieg die Runde… An den folgenden
Tagen die Evangelientexte dieser Tage: Selig ihr Armen… Weh euch,
ihr Reichen… Ich habe mich oft gefragt, wie dieses Evangelium im
Ohr der Terroristen geklungen hätte. Ob sie nicht gefunden hätten,
es gäbe ihnen recht? Oder andersherum: Ob es nicht als Verheißung
für die Opfer und Gerichtsansage für die Attentäter und ihre
Anhänger zu verstehen sei? Und schließlich: Ob nicht eigentlich
doch jeder aus dem Evangelium seine eigene weltanschauliche
Giftsuppe kochen kann? Aber das Evangelium ist keine Parteinahme
für die einen gegen die anderen. Es ist für und gegen alle, weil
Gott alle retten will, auch die Bösesten; und weil alle der
Bekehrung bedürfen. Wir sind mit beidem gemeint – mit dem „Selig
seid ihr!“ und mit dem „Wehe euch!“. Mit der Seligpreisung, nicht
weil Armut, Hunger, Tränen oder Verfolgung etwas Gutes wären,
sondern weil Gott daraus etwas Gutes machen kann und will. Mit dem
Weheruf, nicht weil Reichtum, Sattsein oder Lachen etwas Schlechtes
wären, sondern weil es Momente gibt, in denen wir uns von der Not
unserer Nächsten nicht die gute Laune verderben lassen wollen, und
weil wir uns um Himmels Willen in unserer Behaglichkeit nicht in
Sicherheit wähnen sollen. Fra' Georg Lengerke

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