190913 23. Woche i. Jkr. Fr Mein Balken – meine Messlatte Lk 6,39-42

190913 23. Woche i. Jkr. Fr Mein Balken – meine Messlatte Lk 6,39-42

2 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Mir kommt eine Slapstick-Szene in den Sinn: Ein Blinder erzählt
einem anderen Blinden, er wisse genau, wo man hinmüsse, wo das ist
und wie man da hinkommt. Ohne groß zu fackeln, nimmt er den anderen
selbstbewusst am Arm, schreitet mutig aus und beide fallen –
Platsch! – in die Grube. Vielleicht hat Jesus die Szene nicht so
ausgeschmückt. Aber jedenfalls hat er Humor. Den brauchen wir auch.
Denn diese Szene handelt von uns. Ihr seid die Blinden, sagt Jesus,
die besser im Korrigieren als im Korrigiertwerden, besser im
Bescheidsagen als im Bescheidgesagtbekommen sind. Ihr habt ein
äußerst sensibles Empfinden für den Splitter im Auge Eures
Nächsten. Aber Ihr kommt nicht auf den Gedanken, dass Ihr einen
Balken im Auge habt, der Euch die Sicht verbaut – den Ihr jedoch
für die Messlatte der Welt haltet. Während ich schreibe, kommen
hier bei uns im Libanon neue, zum Teil sehr schwer behinderte Gäste
an. Wieder beginnt ein Rollentausch. Die Volontäre sagen ihnen: Für
die nächsten Tage gehst Du voran. Du zeigst mir Deinen Blick auf
die Welt. Zu zeigst mir den Weg und ich gehe mit (außer in die
Küche und mit beiden Händen in den Nudelsalat). Wenn wir „alles
lernen“ und, wie Jesus sagt, „wie der Meister werden“ wollen, dann
brauchen wir Freunde, Weggefährten, Begleiter, die wir fragen:
„Stimmst Du mit meiner Wahrnehmung meiner Lebenssituation, meiner
Einschätzung der Lage, meiner Gewichtung der Dinge überein?“ Wo das
der Fall ist, spricht einiges dafür, dass wir mit dem, was wir
sehen, der Realität etwas näher gekommen sind. Fra' Georg Lengerke

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