190921 Fest des Apostels Matthäus Nicht die Gerechten Mt 9,9-13

190921 Fest des Apostels Matthäus Nicht die Gerechten Mt 9,9-13

2 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Als ich das Evangelium gerade gelesen, das Buch verehrt und auf den
Ambo zurückgelegt habe, sehe ich, dass mein damals vielleicht
zehnjähriger Neffe mit seiner Mutter flüstert. Sie sagt ihm, er
solle sich mit seiner Frage nach der Messe an mich wenden: „Onkel
Georg, warum ruft Jesus die Sünder und nicht die Gerechten?“, fragt
er mich später vor der Sakristei. „Tja, was meinst Du?”, frage ich
ihn, um etwas Zeit zu gewinnen. Er denkt kurz nach. „Vielleicht,
weil die Gerechten ja schon bei ihm sind und die Sünder nicht?“
Hätten wir es dabei belassen, wäre es ein kurzes Gespräch gewesen.
Also frage ich zurück: „Und, meinst Du, dass es viele gibt, die so
gerecht sind, dass sie von Jesus gar nicht mehr gerufen werden
müssen?“ „Nee“, meint er, und grinst verschmitzt, „irgendwann muss
jeder gerufen werden.“ Einige Jahre später spricht mich an genau
derselben Stelle vor der Sakristei eine Frau an. „Also ich kenne
einige, die gerade in der Messe waren, für die das sehr, sehr
wichtig war, was Sie heute gesagt haben!“ Da fällt mir das erste
Gespräch wieder ein und dass es eben doch Menschen gibt, die sich
für so gerecht halten, dass sie meinen, das Wort Jesu ginge vor
allem die Anderen an. Caravaggio stellt auf dem Bild der Berufung
des Matthäus (in der Kirche San Luigi dei Francesi in Rom) den
Moment dar, in dem Matthäus sich fragt, ob der Ruf Jesu eigentlich
ihm gilt. Er zeigt mir dem Finger auf sich selbst als wollte er
fragen: Meinst Du mich? Es muss sein ganzes Leben geprägt haben,
von diesem Wort gemeint zu sein: „Folge mir nach!“ Fra' Georg
Lengerke

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15