191017 28. Woche i. Jkr. Do Schlüssel der Erkenntnis Lk 11,47-50

191017 28. Woche i. Jkr. Do Schlüssel der Erkenntnis Lk 11,47-50

2 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Auf einem Pilgerweg von Innsbruck nach Rom habe ich einen alten
Schlüssel um den Hals getragen. Er erinnerte mich an Petrus, zu
dessen Grab ich unterwegs war, und an die „Schlüssel des
Himmelreiches“, die ihm anvertraut waren. Heute spricht Jesus vom
„Schlüssel der Erkenntnis“. Den mit der Offenbarung Gottes
Vertrauten ist ein Zugang zu der Erkenntnis gegeben, wer und wie
Gott ist und wie Gott sich den Menschen denkt. Dieser Zugang sollte
allen Menschen eröffnet werden – ob sie ihn annehmen oder nicht.
Den Lehrern des Glaubens wirft Jesus vor, den Menschen „den
Schlüssel zur Erkenntnis weggenommen“ zu haben. Sie selbst gehen
nicht hinein und hindern jene, die es wollen. Diese Wegnahme
geschieht auf zwei Weisen. Entweder wird die Erkenntnis nicht mehr
erschlossen, sondern vor die Tür geholt und vorgesetzt. Es wird so
getan, als hieße Glaube nicht Erkenntnis des von anderen Bezeugten,
sondern nur die Annahme des von anderen Erkannten. Oder es wird
behauptet, es gäbe überhaupt keine zu erschließende
Glaubenserkenntnis. Die ganze Lebenswirklichkeit, auf die wir zu
schauen und zu hören hätten, liege vor der Tür. Alles hinter ihr
sei entweder fromme Spekulation oder eine autoritär oktroyierte
Sicht der Dinge. Wo kirchliche Verlautbarungen nicht mehr von Jesus
Christus sprechen, wo Offenbarung nicht mehr ist, als das allen und
jedem ohnehin Plausible, wo die Lehrer des Glaubens einen Schlüssel
um den Hals tragen, von dem sie nicht sagen wollen oder vergessen
haben, für welche Tür er ist, – da hört bei laufendem Betrieb der
Glaube still und heimlich auf. Fra' Georg Lengerke

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