191029 30. Woche i. Jkr. Di Riskante Saat Lk 13,18-21

191029 30. Woche i. Jkr. Di Riskante Saat Lk 13,18-21

2 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
Zu meiner Priesterweihe schenkte mir eine theologisch bewanderte
Tante eine kleine runde Pappschachtel. In der fand sich eine Lupe
auf drei Beinen. Der Boden der Schachtel zeigte einen Wolkenhimmel.
In dessen Mitte ein ca. 1mm Durchmesser graubraunes Kügelchen.
Darunter mit der Hand geschrieben „Mk 4,30-33“. Das ist die
Parallelstelle zu der heutigen Evangelienlesung. Das Kügelchen ist
ein Senfkorn, von dem Jesus bei Markus sagt, es sei das kleinste
unter allen Saatkörnern. Wir brauchen eine Lupe, um es zu erkennen
und die feinen Unebenheiten auf seiner Oberfläche. So beginnt das
Reich Gottes. Mit dem übersehbaren, schnell verachteten, selten
ernst genommenen Allerkleinsten. Wenn das gesät wird, dann wird
daraus ein Baum, in dem die Vögel des Himmels nisten – ein
erhabenes, reiches Zuhause für viele. Oft schaue ich beim Licht der
Sonne in die Schachtel, durch die Lupe auf das Senfkorn und den
Pappehimmel. Das kleine liebe Kunstwerk erinnert mich, auf das
Kleine zu achten und mutig kleine Anfänge zu machen. Wieviele groß
aufgezogene Aktionen verkümmern oder enden als pathetische oder
kitschige Karikatur des Reiches Gottes. Das Große Gottes beginnt
klein. Die Menschwerdung Gottes beginnt mit einer menschlichen
Zelle und das Reich Gottes wie ein Senfkorn. Und wir sollen säen.
Säen braucht Mut. Wer sät, der begräbt Kostbarstes, ohne sicher
sein zu können, ob die Saat aufgeht. Derzeit rät mir mein
Beichtvater bei fast jedem unserer Gespräche: „Es ist Zeit zum
Säen. Säen Sie! Säen Sie! Dann werden Sie schon erleben, wo das
Reich Gottes wächst.“ Fra' Georg Lengerke

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