191225 Diesseits des Furchtbaren Lk 2,1–14

191225 Diesseits des Furchtbaren Lk 2,1–14

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
„Fürchtet euch nicht!“ Mit diesem Wort des Engels beginnt die
Weihnachtsbotschaft. Wenn man mir als Kind sagte, ich solle keine
Angst haben, hieß das meistens so was wie: Der Hund will nur
spielen. Also: Du hast keinen Grund, dich zu fürchten. Für viele
gibt es aber Gründe zur Furcht: Furcht vor dem großen Stromausfall
oder Veränderungen des Klimas, vor Radikalisierung oder Terror.
Furcht vor dem Fremdsein oder dem Fremden. Furcht vor dem Scheitern
in der Ehe, vor der Spaltung der Kirche oder vor der Entfremdung
der Enkel von Christus. Ich stelle mir vor, dass die Hirten einen
Blitz lang die „unsichtbare Welt“ (Credo) gesehen haben; jene
Mächte und Gewalten, die in der Liturgie noch genannt aber sonst
nur noch in esoterischen Sekten thematisiert werden. Die himmlische
Herrlichkeit, die uns unsichtbar umgibt. Die ist schön und
furchtbar zugleich, weil sie unendlich viel größer und mächtiger
ist als alles, was unser Leben gefährlich macht. Deshalb kommt Gott
als ein Kind. Die Botschaft ist nicht: Fürchtet Euch nicht, denn
Gott ist harmlos. Sondern: Fürchtet Euch nicht, denn Euer Retter
kommt als „ein Kind, […] in Windeln gewickelt“. Damit Ihr Euch vor
ihm nicht fürchtet wie vor den anderen Mächten. Er überwindet als
Mensch die Furcht vor unserer Bosheit, damit wir unsere Furcht vor
seiner Güte überwinden. Gott, Du wirst Mensch in meine Furcht
hinein. Du kommst in das Diesseits dessen, was mich fürchten macht.
Lass mich, verbunden mit Dir, mutig werden mit meinen Nächsten in
Deiner geliebten, gefährlichen Welt, damit wir uns nicht mehr
fürchten – als unbedingt nötig. Amen. Fra' Georg Lengerke

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