200114 Das ins Leben gerufene Kind 1 Sam 1,9-10

200114 Das ins Leben gerufene Kind 1 Sam 1,9-10

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
In den nächsten Wochen wird uns die Geschichte des Propheten Samuel
erzählt, an der Schwelle zwischen der Zeit der Richter und der
Könige Israels. Die Geschichte des Gebets und der Erhörung seiner
Mutter Hanna rührt an mehrere Nöte unserer Zeit: an die Not
ungewollter Kinderlosigkeit, an die Not von Kränkung und Demütigung
zweier Frauen eines Mannes, an Not und Schmerz, die so benommen
machen, dass Hanna vom Priester Eli in Schilo als betrunken und
haltlos verachtet wird. Und sie erzählt die Geschichte der
Empfängnis eines bereits weggegebenen Kindes. Das Nasiräergelübde
(Numeri 6) war ein – oft bereits von Eltern gegebenes – Gelübde zum
Dienst in einem Heiligtum, verbunden mit einer entsprechenden
asketischen Lebensform. Uns Heutigen sagt die Erzählung der
Empfängnis Samuels nicht bloß, dass Kinder nicht ihren Eltern
gehören. Sie erzählt uns vielmehr den Anfang einer Berufung.
Berufung darf nicht auf eine bestimmte Lebensform oder bestimmte
Lebensaufgabe verengt werden. Berufung bedeutet grundsätzlicher,
dass das ganze Leben Gerufenwerden und Antwortgeben ist und so
seine Richtung und seinen Sinn bekommt. Samuel wird „ins Leben
gerufen“. Und Hanna gibt ihr Kind zurück und frei, noch bevor sie
es empfangen hat. Das ist der erste Dienst, den Eltern ihren
Kindern und wir alle unseren Nächsten tun sollen, dass wir einander
entlassen in den Ruf Gottes. Samuel wird den noch zu hören und zu
unterscheiden lernen. Hanna genügt es zu wissen, dass Gott ruft und
ihr Kind dann in seinem Element sein wird, wenn es in allem die
Stimme Gottes hindurchhört und sein Leben zu einer Antwort macht.
Fra' Georg Lengerke

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