200312 Die Corona-Frage Jer 17,5-10

200312 Die Corona-Frage Jer 17,5-10

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Wieder eine dieser Zuspitzungen. Wieder eine Wahl. Wieder geht es
um Fluch oder Segen: Verflucht, wer auf Menschen ohne Gott
vertraut. – Gesegnet, wer auf den Herrn sich verlässt und hofft.
Die Zuspitzung ist auch rhetorisch bedingt. Denn wir können gar
nicht exklusiv auf Gott ohne seine Geschöpfe vertrauen. Denn Gott
wirkt immer auch durch seine Schöpfung. Aber wir können sehr wohl
exklusiv auf Menschen ohne Gott vertrauen. Für manche
Wissenschaftler ist das sogar die große rettende Vision: die Erde
als ganze in der Hand des letztverantwortlichen Menschen – das sog.
Anthropozän. Jeremia nennt das einen Fluch und einen Weg in Dürre
und Unbewohnbarkeit. Nicht nur, weil der Mensch überfordert ist. Er
hat mich ja nicht mal gemacht und kann weder mein Glück noch mein
Überleben gewährleisten. Sondern auch, weil der Mensch, wie Jeremia
sagt, ein unergründlich arglistiges und unverbesserliches Herz hat.
Was macht denn gerade die Angst vor einer noch gar nicht
eingetretenen allgemeinen Not aus vielen Menschen? Sie raffen und
horten, was andere zum Leben brauchen; das Gehortete wird zu
horrenden Preisen weiterverkauft, und aus Operationssälen (!)
werden Mundschutze und Desinfektionsmittel gestohlen. Ich fürchte
nicht den Virus. Ich fürchte, was aus dem Herzen des Menschen an
Grauen zum Vorschein kommt. Christen setzen übrigens ihr Seelenheil
aufs Spiel, wenn sie sich religiös am Geschäft mit der Angst
beteiligen. Aber die Frage des Propheten Jeremia steht doch
vernehmlich im Raum, ob wir wirklich eher auf die Göttlichkeit des
Menschen als auf die Menschlichkeit Gottes vertrauen wollen. Fra'
Georg Lengerke

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