Springen wir jetzt Joh 21,1–14

Springen wir jetzt Joh 21,1–14

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Es ist, als wollten Petrus und die anderen nach der Auferstehung
Jesu ihr gewohntes Leben wieder aufnehmen. Sie gehen fischen – und
fangen nichts. Am Ufer der Fremde. Auf sein Wort ist das Netz voll.
Wieder ist Johannes der schnellere: „Es ist der Herr!“ Was mag in
den folgenden Sekunden in Petrus vorgegangen sein? Irgendwo hier
hatte Jesus ihn am Anfang ja schon einmal das Netz auswerfen
lassen. Die Netze waren voll und Petrus folgte ihm (Lk 5). Und
irgendwo hier war er auf dem Wasser Jesus entgegengegangen, hatte
den Mut verloren und war gesunken (Mt 14,30). Und sicher brannte
ihm noch der letzte Blick Jesu in der Seele, nachdem Petrus
geschworen hatte, ihn nicht zu kennen (Lk 22,61). Jetzt noch einmal
neu mit ihm beginnen können. Jetzt nichts mehr besser wissen. Jetzt
mein ganzes gebrochenes Leben geben können, ohne mir was
vorzumachen… Und Petrus springt. Ich habe über diese Stelle meine
erste Predigt als Diakon gehalten. Und seitdem kommt es mir vor,
als wäre dieser Sprung der Akt des Glaubens schlechthin. Glauben
heißt springen. Dem Anderen glauben, dass dort der göttliche Freund
wartet. Ohne sicher sein zu können, dass er es ist. Ohne mich noch
länger vorbereiten zu können. Ohne zu wissen, ob das andere Ufer
nicht letztlich eine Täuschung ist. Glauben heißt nicht, im
sicheren Boot den Herrn am jenseitigen Ufer betrachten. Glauben
heißt, mich ihm Tag für Tag entgegenwerfen in die Wasser des
Lebens. Die sind gefährlich und wunderbar, und nicht viele trauen
sich hinein. Es gibt keine Garantie für Schmerzfreiheit oder
Gesundheit oder fürs Überleben. Aber dort drüben wartet der Herr,
um mit uns zu leben. Springen wir jetzt. Fra' Georg Lengerke

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