Einander genommen und gegeben werden Apg 1,1-11

Einander genommen und gegeben werden Apg 1,1-11

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Die alte Dame hatte mich gebeten, sie die letzte Wegstrecke zu
begleiten. Es sollten uns vier Wochen bleiben. Sie war hellwach bis
zum Schluss. Wir sprachen über Vergebung, Abschied und Heimweh und
darüber, was es heißt, das Zeitliche zu segnen. In ihren letzten
Tagen dann eine kleine „heilige Meinungsverschiedenheit“. Ihre
Enkel wollten von ihr Abschied nehmen, und von ihr – nachdem Corona
ihr nun wirklich nichts mehr anhaben konnte – gesegnet werden.
Behutsam habe ich bei ihr für dieses Anliegen geworben. Sie fühlte
sich den Enkeln nahe. Diesen Gedanken jedoch fand sie pathetisch
und irgendwie „bürgerlich“. Sie wollte wohl auch von den Kindern
nicht mehr so gesehen werden. Vor allem aber wollte sie keinen
großen Bahnhof und keine Rührung mehr am Sterbebett. Dann sagte
sie: „Näher können wir einander hier nicht mehr kommen. Aber näher
werden wir einander aus der Vollendung sein.“ Darum geht es an
Christi Himmelfahrt. Näher kann Jesus den Menschen irdisch nicht
mehr kommen. Er muss den Jüngern, ihren Blicken, ihren Gewohnheiten
und der beginnenden nachösterlichen Routine genommen werden, um
ihnen neu gegeben werden zu können. Und zwar so, dass er nicht mehr
nur noch den Jüngern, sondern mit ihnen allen Menschen gegeben
wird. Noch schauen die Jünger dem Herrn in den Himmel nach. Bald
werden sie lernen, nach ihm aus zu schauen, wie er durch alles
Irdische hindurch da sein wird für sie und mit ihnen für alle
Menschen. Noch schauen wir der alten Freundin nach. Bald werden wir
aus schauen nach ihr, wie sie zusammen mit dem erhöhten Herrn von
Zuhause aus für uns da sein wird. Fra' Georg Lengerke

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