Ohrenschmeichler 2 Tim 4,1-8

Ohrenschmeichler 2 Tim 4,1-8

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Anfangs hat mich gefreut, wenn jemand sagte, eine Predigt sei „sehr
schön“ gewesen. Heute frage ich manchmal nach: „Was war denn das
Wichtigste für Sie?“ Nach überwundenem Schreck kommt dann oft so
was wie: „Ach das war irgendwie alles sehr schön!“ Dann wird mir
immer ein wenig schlecht. Zu Deutsch heißt das nämlich: Du hast
eine gefällige und gefühlige, wortschöne und harmlose, garantiert
angriffsflächenfreie Wohlfühlpredigt gehalten. Und es hat ihnen
gefallen. Sehr sogar. Warum? Weil ich mich offenbar als
„Ohrenschmeichler“ betätigt hatte. So nennt Paulus Leute, die,
anstatt das Evangelium zu verkünden, zu hofierten Lehrern von
„Fabeleien“ nach Geschmack und Lust der Leute werden. Zu den
„Ohrenschmeichlern“ gehören die Kirchenvolkstribune der sozialen
Medien, deren Lebensqualität mit der Zahl ihrer Follower oder
Klicks steht und fällt. Die Salonkleriker sind dabei, die eine
geradezu erotische Affinität zu alter und neuer Macht haben. Und
jeder von uns zählt dazu, der mit Worten schon mal gefallen wollte.
Solange wir der Versuchung zum Schmeicheln und zum
Geschmeicheltwerden nicht widerstehen, müssen wir uns nicht
wundern, wenn kaum jemand mehr mit einer ernsthaften Erschütterung
Gottes zu rechnen hat. Suchen wir nach den verborgenen kernigen
Männern und Frauen, die so sind, wie Paulus sich den Timotheus
wünscht: „Du aber sei in allem nüchtern,“ schreibt Paulus ihm zum
Schluss, „ertrage das Leiden, verrichte dein Werk als Verkünder des
Evangeliums, erfülle treu deinen Dienst.“ Wo wir von denen lernen,
da wird das Evangelium nicht mehr gefällig sein, sondern eine
machtvolle Schule zum Leben mit Gott. Fra' Georg Lengerke

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