Die Stimme des Schweigens 1 Kön 19,9a.11-16

Die Stimme des Schweigens 1 Kön 19,9a.11-16

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Die Begegnungen mit Gott im Alten Testament sind oft von gewaltigen
Naturereignissen begleitet: Er spricht zu Hiob im Sturm (Hiob
38,1), er leitet nachts sein Volk in einer Säule aus Feuer durch
die Wüste (Ex 13,21), und die Erde bebt unter Mose auf dem Sinai
(Ex 19,18). Auch im Neuen Testament bebt die Erde bei Jesu Tod (Mt
27,51) und beim Pfingstereignis (Apg 4,31). Diese Zeichen
beschreiben Erfahrungen von Menschen, aber auch ihre Sehnsucht, die
Macht Gottes zu erfahren. Und je mächtiger die Not ist, um so noch
mächtiger soll sich das erbetene Wirken Gottes zeigen: „Der Geist
des Herrn durchweht die Welt / gewaltig und unbändig; / wohin sein
Feueratem fällt, / wird Gottes Reich lebendig.“ Elija flüchtet
sich, verfolgt von König Ahas, auf den Gottesberg Horeb. Als
einziger übrig in einem abgefallenen Volk, steht der machtlose
Prophet vor den mächtigen Gott. Es kommt ein Sturm, doch „der Herr
war nicht im Sturm“. Es fällt Feuer vom Himmel, doch „der Herr war
nicht im Feuer“. Es bebt die Erde, doch „der Herr war nicht im
Erdbeben“. Für den Weg durch die Wüste und die Erfüllung seiner
Lebensberufung, muss Elija eine neue Wahrnehmung Gottes lernen.
Denn Gott lässt sich eben nicht nur und oft nicht in den großen
Erfahrungen und Gefühlen vernehmen, sondern dahinter, darunter und
darüber hinaus. Schließlich nimmt Elija ein „Säuseln“ wahr. Martin
Buber nennt es „eine Stimme verschwebenden Schweigens“, durch die
Gott zu Elija spricht. Lehre mich, Gott, Dein Wort in den Ahnungen
der Stille zu vernehmen und zu verstehen, damit ich mit den Deinen
den Weg durch die Wüste finde. Dorthin, wo Du mich haben willst.
Amen. Fra' Georg Lengerke

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