Maria Magdalena - Suchen und Gefundenwerden Hld 3,1-4a

Maria Magdalena - Suchen und Gefundenwerden Hld 3,1-4a

2 Minuten

Beschreibung

vor 5 Jahren
Vor einigen Tagen schickte mir eine Bekannte einen Text von Pablo
Picasso: „Ich suche nicht – ich finde“ lautet die erste Zeile.
Darin plädiert er dafür, „sich vom Ziele ziehen [zu] lassen und
nicht – menschlich beschränkt und eingeengt – das Ziel [zu]
bestimmen“. Ich ahne, was Picasso meint. Es gibt eine ideologische
Überhöhung des Suchens, für die das Finden gar kein Thema mehr ist.
Als ginge es um das Suchen an sich, um ein ewiges Sehnen, in dem
der Mensch sich tragisch verzehrt, ohne je an ein Ziel zu kommen.
Und es kann sein, dass mit meiner Suche eine Fixierung auf
Erwartbares einhergeht, das mich den verpassen lässt, der
eigentlich von mir zu finden wäre. Denn wer Gott sucht, sucht nicht
etwas, sondern jemandem. So geht es Maria Magdalena am Grab. Sie
sucht den Toten und erkennt den Lebendigen nicht. Was sie dann
erlebt, übertrifft die Erwartung an den Gesuchten: Sie wird
gefunden. Im Hohenlied von den Wächtern. Im Evangelium von dem, den
sie für den Gärtner hält, der aber in Wirklichkeit der von ihr
Gesuchte ist, den sie bei den Toten nicht finden kann. Dennoch
glaube ich, dass wir Gott suchen sollen – über das bekannte
Erwartbare hinaus. Doch das erste ist nicht, dass Maria Magdalena
Jesus sucht, sondern das Jesus Maria Magdalena sucht. Das heißt
Menschwerdung: Gott sucht und findet den verlorenen Menschen. Der
Moment, in dem sie gefunden, erkannt und gemeint ist, ist zugleich
der Augenblick, in dem die Suchende den findet, den sie gesucht hat
– und der nun alle ihre Erwartungen übertrifft. Ich suche Dich in
allen Dingen und will mich von Dir finden lassen. Ich suche Dich.
Und Du findest mich. Amen. Fra' Georg Lengerke

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