Je später der Abend (Die Hochzeit zu Kana) Joh 2,1-11

Je später der Abend (Die Hochzeit zu Kana) Joh 2,1-11

3 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Am vergangenen Sonntag war mein PCR-Test positiv. Ich war die
ganze Woche in Isolation. Keine Begegnungen von Angesicht zu
Angesicht und nicht rausgehen. Jetzt warte ich wieder auf ein
Testergebnis und frage mich, was mir am meisten gefehlt hat.


Ich spreche mit immer mehr Menschen, die sagen, dass ihre
Reserven zur Neige gehen. Von ihnen handelt die Hochzeit von
Kana, bei der der Wein ausgeht.


Wenn die Bibel vom Wein erzählt, geht es nie nur um ein edles
Getränk. Der 104. Psalm sagt, dass der Wein das Herz des Menschen
erfreut. Wein ist Lebensfreude – Freude am Leben und Freude über
das Leben hinaus.


„Meine Stunde ist noch nicht gekommen“, antwortet Jesus, als
Maria auf die Not hinweist. Johannes Chrysostomus (+407)
schreibt, Jesus zögere deshalb, weil die Gäste noch nicht gemerkt
haben, dass es an Wein fehlt.


Ob das auch ein Problem unserer Zeit ist? Dass viele von uns
nicht mehr oder noch nicht merken, wie sehr es ihnen an
Lebensfreude fehlt und die „Traurigkeit dieser Zeit“
(Lauretanische Litanei) für den Normalfall halten?


Vielleicht ist jetzt die Nachtzeit von Kana, in der wir bemerken
sollen, dass uns der Wein der Freude ausgegangen ist. Vielleicht
ist jetzt die Zeit, mit Maria zu sagen: Sie haben…, wir haben
keinen Wein mehr!


Bei der Hochzeit in Kana tut Gott als Mensch in einem Augenblick,
was Gott mit dem Menschen sonst jedes Jahr tut. Er macht aus
Wasser Wein. Die „Stunde“ Jesu ist nicht ein Termin. Es ist
jeweils die Zeit, in der es so weit ist, dass Gott sich
offenbart. Im irdischen Leben Jesu vor allem in seinen letzten
Tagen. Und in unserem irdischen Leben immer dann, wenn wir mit
ihm feiern, was er mit uns feiern will.


Abend für Abend habe ich mich diese Woche mit denen verbunden,
denen in dieser Zeit der Wein ausgeht, und habe in meinem Zimmer
mit Jesus seine „Stunde“ gefeiert. Die Stunde, in der er den Wein
schenkt, den er aus Wasser gemacht hat. Die Stunde, in der er im
Wein sich selbst schenkt – und jene Freude am Leben und über das
Leben hinaus, die mit ihm in die Welt gekommen ist.


Es war eine schwere Woche der Freude. Ich wünsche Euch eine Woche
der Freude – und dass sie nicht schwer sei.


Fra' Georg Lengerke

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: