Akute Herzbrandgefahr Lk 12,49-53

Akute Herzbrandgefahr Lk 12,49-53

4 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Überall brennt’s. In Wäldern und auf Schlachtfeldern, in der
Kirche und in der Politik, in Gesellschaften und in Familien und
in ruhelosen Gedanken schlafloser Nächte.


„Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen.“, sagt Jesus,
„wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ Das, so wird gesagt,
hat uns gerade noch gefehlt, dass sich jetzt religiöse Fanatiker
auf Jesus berufen und als „geistige Brandstifter“ anfangen, mit
dem Feuer zu spielen.


Und das geschieht ja schon immer: Als die Apostel Johannes und
Jakobus Feuer auf das samaritische Dorf herabrufen wollten, das
Jesus nicht aufnahm (Lk 9,54), da standen sie Pate für all jene,
die nach ihnen im Namen Jesu nichts Gutes – oder Gutes auf böse
Weise wollen.


Auch in der Kirche kommt bis heute in allen Lagern jener Hass
vor, der den Gegner verbrennt und um des Sieges willen notfalls
auch die Kirche in Schutt und Asche legt.


Ist das gemeint, wenn Jesus sagt, er sei gekommen, um Feuer auf
die Erde zu werfen?


Feuer vernichtet nicht nur. Es verlebendigt auch. Es ist dasselbe
Sonnenfeuer, das in Trockenheit den Tod bringt und in
Feuchtigkeit das Leben. Wir brauchen das Feuer. Feuer ist
Energie. Feuer erleuchtet, Feuer reinigt, Feuer scheidet die
Elemente, Feuer verwandelt und treibt an. Im wörtlichen und im
übertragenen Sinn.


Wofür brennt Jesus? Jesus brennt für den Menschen, besonders für
den erloschenen, den kleinen und unter die Räder gekommenen
Menschen. Für den unschuldig Unterdrückten und den schuldigen
Unterdrücker. Jesus brennt mit der Liebe des Vaters, die keinen
verloren gibt, und er brennt für die „kommende Freude“ (heutige
Lesung, Hebr 12,2), für die sich alles Leid und der Tod der Welt
zu tragen lohnt.


Heute denke ich an dreierlei: dass ich brenne, wofürich brenne
und wie ich brenne.


Ich kann nicht machen, dassich brenne. Aber ich kann mich dem
Feuer verweigern oder nicht. Gehöre ich zu denen, die nicht
brennen, nicht lieben und nicht leiden wollen, weil sie sich mal
verbrannt und jetzt Angst vor dem Feuer haben?


Es kommt drauf an, wofürich brenne. Leute brennen für alles
Mögliche. Brenne ich nur für mich und das Meine, oder mit Ihm für
die Seinen? Brenne ich für den Schein oder das Sein? Brenne ich
für mein Überleben oder für Sein Leben mit uns durch den Tod
hindurch?


Entscheidend ist schließlich, wie ich brenne. Wie viele werden in
ihrem Eifer für das ursprünglich Gute ungerecht? Es ist besser
Unrecht zu erleiden als Unrecht zu tun, lässt Platon den Sokrates
sagen. Bin ich bereit, mich lieber selbst aus Liebe verbrennen zu
lassen, als andere aus Hass zu verbrennen?


In wem eine Flamme der Liebe ist – und sei sie noch so klein, den
wird die Angst vor den Feuern dieser Tage nicht so schnell zur
Strecke bringen.


Fra' Georg Lengerke

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: