„Sie werden ihrem Machwerk gleichen.“ (Psalm 115,8)

„Sie werden ihrem Machwerk gleichen.“ (Psalm 115,8)

15 Minuten

Beschreibung

vor 7 Monaten

Biblische Anfragen an die Künstliche Intelligenz
(KI)


Deutschlandfunk, „Am Sonntagmorgen“, 8. Oktober 2023


„Wieso »biblische Anfragen an die Künstliche Intelligenz«?“,
fragte mich ein Bekannter, als er vom Titel dieser Sendung hörte.
„Zur Zeit der Bibel gab es doch noch gar keine Künstliche
Intelligenz!“ Das stimmt. Aber viele Fragen, vor die uns die
Entwicklung der digitalen Netzwerke stellt, sind gar nicht neu:
Was ist der Mensch und was die Maschine? Dienen die Dinge dem
Menschen oder der Mensch den Dingen? Und was darf der Mensch an
die Maschine delegieren?


Wenn Sie hier bereits ein Unbehagen verspüren, dann sind wir
schon mitten im Thema. Sind die treue Mitbewohnerin „Alexa“, der
Bot ChatGPT, der Pflegeroboter „Pepper“ oder der Segenscomputer
„BlessU-2“ wirklich nur „Maschinen“? Sprechen wir nicht mit
ihnen? Müssen wir ihnen nicht dankbar sein? Ist also das Wort
„Maschine“ für diese Alltagsgefährten nicht geradezu respektlos?


Als künstliche Intelligenz bezeichnen wir die Fähigkeit einer
Maschine bzw. eines Netzwerks von Rechnern, eine stetig wachsende
Menge von Informationen auf eine dem menschlichen Gehirn
nachempfundene Weise zu verarbeiten und zu kombinieren.


Wie stehen diese hochkomplexen Computersysteme nun zum Menschen?


Segen der Technik?


In der biblischen Schöpfungsordnung ist der Mensch einzigartig.
Gott schafft den Menschen als sein „Bild“ (Gen 1,27). Damit ist
nicht eine Darstellung oder Kopie Gottes gemeint, der woanders im
Original zu bewundern wäre. Der Mensch ist vielmehr als
„Versichtbarung“ des unsichtbaren Gottes geschaffen.


Die Berufung und das Ziel des Menschen ist nach der Heiligen
Schrift die vollendete Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen.
Um diese Berufung zu verwirklichen und dieses Ziel zu erreichen,
sind dem Menschen als Gaben Gottes die sichtbare Welt anvertraut
und die Dinge in ihr, seine Begabungen und die Werkzeuge, die er
baut.


Zunächst also ist Dank angesagt. Dank für die Gaben der
Schöpfung. Dank für die Begabung von Menschen. Und Dank für das,
was Gott den Menschen erfinden und bauen lässt. Und schließlich
Dank für das, was dem Menschen durch die Technik an Gutem
geschenkt ist: die Heilung von Krankheiten, die Abwendung von
Katastrophen und die Abnahme von Arbeit, die den Menschen von
sich selbst entfremden, weil sie stumpf, gefährlich oder
krankmachend ist.


Der Segen der Technik besteht darin, den Menschen immer mehr zu
jenen Arbeiten und Beschäftigungen zu befreien, die seiner
Berufung entsprechen. Vom Fluch der Technik wäre zu sprechen, wo
sie den Menschen von sich selbst entfremdet. Wir haben die Wahl
zwischen Segen und Fluch (vgl. Dtn 30). Wir sollen die neuen
Rechensysteme nutzen, wo sie der Erreichung unseres Lebenszieles
dienen, und sie lassen, wo sie uns daran hindern – und wo nicht
mehr sie uns, sondern wir ihnen dienen.


Was ist der Mensch?


Mit der neuesten Generation von Computern und der sogenannten
„künstlichen Intelligenz“ stellt sich allerdings noch eine
grundsätzlichere Frage. Denn diese sind nicht mehr bloß eine
werkzeugliche Erweiterung des Vermögens des Menschen, sondern ein
vermeintliches Gegenüber, das eigenständig zu kommunizieren
scheint.


Gott schafft den Menschen „nach seinem Bild“, sagt die Bibel. Der
Mensch schafft den Computer „nach seinem Bild“, sagt die
Gegenwart. Allerdings nicht als Versichtbarung des Menschen, den
man ja schon sehen kann, sondern als seine Imitation.


Was unterscheidet nun das Original von seiner Imitation? Auch die
neuesten Rechensysteme sind ein technisches Produkt. Wie komplex
auch immer sie werden, sie bleiben theoretisch berechenbar und
nachvollziehbar.


(Der ganze Text erscheint im Laufe des Vormittags auf
BetDenkzettel.de -- Zum Hören gibt es den Beitrag bereits jetzt.)

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: