Als ich anfing umzukehren Mk 1,14-20

Als ich anfing umzukehren Mk 1,14-20

5 Minuten

Beschreibung

vor 3 Monaten

Eine Band heißt so. Ein Parfum ist nach ihr benannt. Und in einem
Münchener Vorort trägt ein „Studio für Körperbewusstsein“ ihren
Namen: Metanoia.


Ursprünglich bedeutet Metanoia aber „Umkehr“. Oder genauer
„Umdenken“. Und mit dem Aufruf zu solchem Umdenken beginnt das
öffentliche Auftreten Jesu im Evangelium: „Metanoiete - Kehrt um
und glaubt an das Evangelium!“


Umkehr bedeutet zuerst eine Richtungsänderung in der Absicht. Und
dann geht es um eine neue Weise des Denkens: um neue Kriterien
des Urteils, um ein neues Licht und eine neue Perspektive auf
das, was mit begegnet, kurz: um eine neue Weise des Erkennens,
Urteilens und Handelns.


So auch im Evangelium: Zuerst geht es um eine Richtungsänderung
auf Jesus zu und mit ihm auf den Weg zu den Anderen. Und dann um
eine neue Denk- und Lebensweise, die sich aus dieser
Verbundenheit mit Jesus ergibt.


Mir geschieht das immer wieder, dass ich auf meinem Weg mit Gott
und den Menschen umdenken muss. Von drei Momenten des Umdenkens
will ich berichten:


1. Gott führt mich ins Weite, auch wenn’s eng wird.


Bindungen können uns einengen oder frei machen. Zu vielem wären
wir nicht fähig, wenn andere uns nicht gelehrt hätten, worauf es
ankommt, und wenn Menschen nicht verbindlich für uns oder wir für
sie da gewesen wären.


Für viele Menschen jedoch bedeutet – sei es aus eigener Erfahrung
oder durch Hörensagen – die Erfahrung der Bindung an die Kirche
und den von ihr verkündigten Gott und sein Wort eine geradezu
unerträgliche Beschneidung ihrer Freiheit und eine Verengung
ihres Lebens.


Ich kenne solche Verengungen. Auch in der Kirche. Und sie sind
mir schwer erträglich. Aber je länger ich mit Gott lebe, um so
mehr wird mir der Weg im Glauben ein Weg in die Freiheit. Auch
wenn sich meine äußeren Möglichkeiten mehr und mehr
einzuschränken beginnen.


Das Hören auf Gott und die Seinen macht Menschen nicht klein,
sondern groß, engt sie nicht ein, sondern weitet sie – mitunter
mehr als ihnen lieb ist.


2. Gott ist schon da und hat mich zuerst geliebt.


Ich weiß eigentlich gar nicht so genau, wie ich vorher dachte.
Jedenfalls hatte es viel mit Leistung zu tun – und vielleicht
damit, dass ich in allem irgendwie „zuvorkommend“ sein wollte.


Irgendwann hat mich das dann überfordert. Ich hatte mich in einer
Weise abgemüht, die Gott und den Menschen „genügen“ sollte, aber
mir selbst nie zu genügen schien.


An dem Punkt wurde ich hellhörig für die vielen Male, die Jesus
den Jüngern sagen muss, dass nicht sie ihn, sondern er sie
gefunden und erwählt hat, dass vor dem Tun das Hören, vor dem
Geben das Empfangen, vor dem Lieben das Geliebtwerden kommt.


Gott ist in Jesus schon bis hierher, an diesen Ort, in diesen
Moment und in diese meine momentane Verfassung gekommen. Mehr
braucht es nicht – als allein ja zu sagen und einverstanden zu
sein, mich von Ihm und den Seinen lieben zu lassen. Und dem Maße
ich das erlaube, werde ich auch ein Liebender sein.


3. Christus liebt auch die, mit denen ich nichts zu tun haben
will.


Jesus lässt sich nicht für unsere Interessen, Parteinahmen und
Sympathien vereinnahmen. Er ist nicht gekommen, um die Gerechten
zu rufen (denn die gehören ja längst schon zu ihm), sondern die
Sünder, nicht nur zu den Guten, sondern auch zu den Bösen, nicht
nur für die Opfer um ihrer Heilung willen, sondern auch für die
Täter um ihrer Umkehr willen.


Wo ich selbst zu den Sündern gehöre, ist das mein Glück. Und wo
ich erkenne, dass Jesus die liebt und bei sich haben will, mit
denen ich noch nichts zu tun haben will, ist das mein heilsamer
Schmerz.


Die Einheit der Kirche und der Menschheit fängt nicht da an, wo
wir alle auf Linie sind. Sondern dort, wo wir darum bitten und zu
lernen beginnen, die zu verstehen und zu lieben, mit denen wir
nicht einverstanden sind.


„Metanoiete – Kehrt um und glaubt an das Evangelium.“ Das
beschreibt einen lebenslangen Weg. Und manchmal kommt er mir vor,
als hätte ich ihn gerade erst begonnen.


Fra' Georg Lengerke

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