Hat Euch die Taufe gerettet? 1 Petr 3,18-22

Hat Euch die Taufe gerettet? 1 Petr 3,18-22

5 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

Diese Woche besuchten mich der Vater und der designierte Pate
eines Täuflings. Wir sprachen über die Taufe im Allgemeinen und
die Rolle des Paten im Besonderen. Das war ein schönes Gespräch.
Dennoch überkam mich eine gewisse Verlegenheit.


Die gleiche Verlegenheit empfinde ich bei der heutigen Lesung aus
dem Ersten Petrusbrief. Sie sagt uns, dass Jesus Christus in den
Tod hinabsteigt, um den Toten das Wort des Lebens zu bringen.
Auch die, für die die Sintflut den Tod bedeutete, sollen ins
Leben bei Gott kommen. Und dann heißt es: „Dem entspricht die
Taufe, die jetzt euch rettet.“


Aber wer von uns Heutigen würde sagen, die Taufe habe ihn
„gerettet“? Die allerwenigsten von uns können sich erinnern oder
haben sich entschieden, getauft zu werden.


Die Texte der frühen Kirche über die Taufe erzählen uns, was für
eine radikale Wende im Leben der frühen Christen die Taufe
gewesen sein muss. Für Erwachsene, die sich taufen lassen, ist
sie das oft auch heute noch. Es ist eine Veränderung in der
ganzen Lebensrichtung auf Gott hin, eine Veränderung der Sicht
auf alles und jeden mit dem Blick Jesu, die Annahme und der
Mitvollzug einer nicht gekannten Liebe, die durch den Tod geht,
und das Versprechen einer Freude, die die Welt nicht geben kann.


Die Taufe ist die konkrete und individuelle Ausdrucksform des
Bundes mit Gott. Gott verbindet sich in seiner Menschwerdung mit
jedem Menschen. Und wer Christ wird, nimmt in der Taufe dieses
Geschenk an. Er bekennt seinen Glauben an Jesus Christus und
lässt sich im Sakrament von ihm hineinnehmen in sein Leben, sein
Sterben und seine Auferstehung. Und von da an lebt er mit dem
Auferstandenen und in der Zeugnisgemeinschaft derer, die an ihn
glauben.


Bei der Kindertaufe wurde unser Teil des Bundeschlusses von
Eltern und Paten stellvertretend wahrgenommen. Weil sich das
Bewusstsein durchsetzte, den Kindern aus christlichen Familien
die sakramentale Gemeinschaft mit Christus nicht vorenthalten zu
wollen.


Diejenigen, die mit dem Glauben an Christus aufgewachsen sind und
denen er glaubwürdig und liebevoll vermittelt wurde, konnten in
eine Bejahung immer mehr hineinwachsen. In der Firmung haben sie
es dann selbst gesprochen. Für diejenigen jedoch, die später nur
wenig oder nichts oder nichts Gutes mehr von Gott gehört haben,
muss die Kindertaufe heute als eine liebgemeinte Irrelevanz oder
eine respektlose Vereinnahmung vorkommen. Aber die Erfahrung,
dass die Taufe eine „rettende“ Wende im Leben bedeutet, geht den
meisten Christen ab. Und das ist der Grund für meine
Verlegenheit.


Rettet mich die Taufe? Und werden die anderen nicht gerettet? Ich
weiß nicht, wie es ist, nicht getauft zu sein. Aber ich weiß,
dass Gott alle Menschen retten will. Und dass jeder Mensch, der
das Gute annimmt und mitvollzieht, das von Gott zu ihm kommt (und
alles Gute kommt letztlich von Gott!), an seiner eigenen Rettung
mitwirkt. Ob er Gott nun kennt oder nicht.


In der Begegnung mit Jesus Christus jedoch wird diese Rettung von
Gott konkret. In ihm bekommt alle Rettung einen Namen und ein
Gesicht. Er lässt sich so auf unser Leben ein, dass nichts von
ihm unerreicht bleibt – nicht einmal die schon Verstorbenen, und
auch nichts von dem, was in mir sterbend oder gestorben ist. Von
ihm empfange und lerne ich, was vollkommene Liebe ist. Und zu ihm
darf ich im Glauben und in der Taufe gehören.


Diese Zugehörigkeit rettet mich in der Tat – aus meiner
Gottferne, aus der Verzweiflung am Leben und am Tod, aus dem, was
ich alleine nicht wieder gut machen kann, und aus jener scheinbar
ausweglosen Dynamik der Lieblosigkeit, die die Kirche „Erbsünde“
nennt.


In der Osternacht werden die Christen eingeladen, die
Taufentscheidung zu erneuern, dem Bösen zu widersagen und sich zu
Christus zu bekennen.


Bis dahin will ich die Fastenzeit nutzen, diese rettende Wende
konkret zu üben und mich jener Liebe anzuschließen, die meine
Verlegenheit überwinden, unser Leben wenden und jeden Menschen
retten will.


Fra' Georg Lengerke

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