Sebastian Jarzebski: „Scholz macht gar nicht so viel falsch“

Sebastian Jarzebski: „Scholz macht gar nicht so viel falsch“

43 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Sebastian Jarzebski ist Vorstand der auf politische und
gesellschaftliche Kommunikation spezialisierten Agentur „Neues
Handeln“, er hat über Narrative in der Politik promoviert und kann
deshalb wie wenige andere objektiv bewerten, wie gut (oder
schlecht) die Kommunikation von Olaf Scholz ist. „Ich finde, dass
der Bundeskanzler gar nicht so viel falsch macht“, sagt Jarzebski
in dieser Folge des „Scholz-Update“. Es gebe in Deutschland gerade
„eine totale Diskrepanz an den Anspruch an politische Kommunikation
als Selbstheilmittel auf der einen, und politischem Handeln auf der
anderen Seite.“ Scholz hätte zuletzt sehr viele Interviews gegeben,
von „Spiegel“ bis „Stern“, dazu kam am Sonntag eine
Fernsehansprache: „Und es wäre sehr eigenartig, wenn er dabei auf
einmal die große emotionale Keule herausholen würde.“ Sein Problem
sei, dass er als Kanzler eine Projektionsfläche für alle diejenigen
sei, die Angst vor dem Krieg in der Ukraine und einer Eskalation
habe. Was der Kanzler besser machen könnte, wäre, Interviews und
Gespräche stärker mit jenen zu führen, die ihn und seine
Kommunikation kritisch sehen. Dass politische Kommunikation auch
anders aussehen kann, zeigt Wirtschaftsminister Robert Habeck: „Er
inszeniert sich sehr alltagsnah, er spricht sehr alltagsnah, was
ich für eine große Stärke halte.“ Aber das sei eine fundamental
andere Kommunikation, als wir sie bisher gelernt hätten, und die
artifiziell und nüchtern gewesen sei. „Wir haben uns von
Politikerinnen und Politikern immer endgültige Gewissheiten
erhofft“, so Jarzebski. Habecks Verdienst sei es, den Leuten
klarzumachen, dass sie von ihm diese Gewissheiten nicht mehr
bekommen werden, einfach, weil es sie nicht gibt: „Er sagt: Bei mir
bekommt ihr auch Zweifel, Abwägungen und Überlegungen“, es ist das,
was man damit meint, wenn man davon spricht, dass man ihm beim
Denken zu hören kann. Habecks Kommunikationsstil sei der endgültige
Bruch mit dem der Ära Merkel, „in der auch das Sprechen
alternativlos gewesen ist: Sie hat kommuniziert, wenn es notwendig
war.“ Wir wurden in dieser Phase mit Politik nicht groß belästigt,
auch sprachlich nicht: „Der mündige Bürger war gar nicht so
gefragt, es ging um Sicherheit und Stabilität und um Komfortzonen.“

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