Kein Grund zu nationalem Freudentaumel

Kein Grund zu nationalem Freudentaumel

22. März 1921
7 Minuten
Podcast
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Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 3 Jahren
Auch am 22. März 1921, zwei Tage nach dem Urnengang, beherrschte
noch immer das überraschend starke Votum für einen Verbleib
Oberschlesiens bei Deutschland die Schlagzeilen in der Presse, die
ihre Genugtuung über diesen Ausgang der Volksabstimmung bis weit
ins linke politische Spektrum hinein nicht verbergen mochte. Eine
seltene Ausnahme bildete in diesem Reigen ein Kommentar aus der
Freiheit, der sich dem nationalen Überschwang mit zwei wesentlichen
Argumenten entzog. Zum einen betrachtete er die Resultate etwas
differenzierter und kam dabei zu dem Ergebnis, dass es ausgerechnet
in den industriell bedeutsamsten Wahlkreisen mit der deutschen
Mehrheit doch nicht so weit her war. Zum anderen wies er darauf
hin, wie wenig die chauvinistischen Kampagnen von beiden Seiten
eigentlich einer Region gerecht würden, in der die Menschen meist
beide Sprachen beherrschten und auf die Frage nach ihrer Herkunft
traditionell – und teilweise bis heute – weder ‘deutsch‘, noch
‘polnisch‘, sondern ‘schlesisch‘ antworteten. Es liest Frank Riede.

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