Risikofaktorenanalyse zu Fieberkrämpfen
Beschreibung
vor 11 Jahren
Fieberkrämpfe stellen die häufigste Erscheinungsform cerebraler
Anfälle im Kindesalter und den häufigsten
pädiatrisch-neurologischen Notfall dar. Neben der Verarbeitung des
für Eltern meist erschreckenden Ereignisses, steht deren Sorge vor
einer Wiederholung des Ereignisses, negativen Folgen eines
Fieberkrampfes und der konsekutiven Entwicklung einer Epilepsie bei
der ärztlichen Beratung im Mittelpunkt. Die vorliegende Fallserie
umfasst die retrospektive Auswertung und deskriptive Darstellung
der klinischen Daten von 47 Kindern, die auf Grund eines
Fieberkrampfes in einer Kinderklinik intensivmedizinisch
behandelt wurden. Es handelt sich dabei um 26 Patienten (55%) mit
einem Erstereignis und um 21 Patienten (45%) mit einem
Rezidivereignis. Bei 16 Patienten (34%) war ein einfacher und bei
31 Patienten (66%) ein komplexer Fieberkrampf aufgetreten.
Klinische Präsentation und Verlauf der abgebildeten Fieberkrämpfe
stimmen mit den Erwartungen für dieses spezielle Kollektiv
intensivpflichtiger Patienten überein. Neben der klinischen
Darstellung war es Ziel der Arbeit prädiktive Parameter bezüglich
des Auftretens eines ersten Fieberkrampfes, eines
Fieberkrampfrezidivs und einer Epilepsie bzw. eines mit
Fieberkrämpfen assoziierten Epilepsiesyndroms zu identifizieren
und deren Vorliegen im Kollektiv zu prüfen. Die relevanten
Risikofaktoren wurden an Hand einer breit angelegten systematischen
Literaturrecherche definiert. Die Evidenzlevel der in dieser Arbeit
beurteilten klinischen Risikofaktoren liegen bei IIIb und IV gemäß
der Klassifikation des „Oxford Center of Evidence-based Medicine“.
Die hierdurch als relevant definierten Risikofaktoren für einen
ersten Fieberkrampf wurden mit folgenden Häufigkeiten
dokumentiert: erhöhte Körpertemperatur (≥ 38,5°C) bei Anfallsbeginn
bei 47%, Besuch einer Kinderkrippe bzw. eines Kindergartens bei
15%, eine positive Familienanamnese für febrile Krampfanfälle bei
13% und eine leichte psychomotorische Entwicklungsstörung bei
9% sowie eine postnatale stationäre Überwachung (≥ 28 Tage) bei 2%
der Patienten. Über 50% aller Patienten erfüllten folgende
Risikofaktoren für ein Fieberkrampfrezidiv: stattgehabter komplexer
erster Fieberkrampf, Alter < 18 Monate bei erstem Fieberkrampf
und eine niedrige Körpertemperatur von < 40°C bei Anfallsbeginn.
Sechs Familien gaben eine positive Anamnese für Fieberkrämpfe und
vier Familien für afebrile Krampfanfälle an. Überschneidungen mit
positiver afebriler und febriler Anfallsanamnese lagen nicht vor.
Fast 50% der Patienten mit stattgehabtem Rezidivfieberkrampf
zeichnete der Risikofaktor „niedrige Körpertemperatur von < 40°C
bei Anfallsbeginn“ aus; 43% dieser Patienten waren bei erstem
Fieberkrampf jünger als 18 Monate. Ein stattgehabter komplexer
erster Fieberkrampf, sowie eine positive Familienanamnese für
afebrile und febrile Anfälle traf jeweils auf ein Viertel der
entsprechenden Patienten zu. Prädiktive Risikofaktoren für eine
konsekutive Epilepsie waren in diesem Kollektiv: prolongierte
Anfälle (Dauer > 15 Minuten) bei 62%, multiple bzw.
rezidivierende Anfälle innerhalb von 24 Stunden bei 13%, positive
Familienanamnese für afebrile Anfälle bei 9% und fokale Anzeichen
im Rahmen der febrilen Anfälle bei 6% der Patienten. Perinatale
Komplikationen waren nicht dokumentiert worden. Risikofaktoren für
ein GEFS+-Syndrom wurden in folgender Häufigkeit beobachtet:
rezidivierende Fieberkrämpfe bei 45%, positive
Familienanamnese für febrile Anfälle bei 13% und ein Alter > 6.
Lebensjahr bei erstem Fieberkrampf bei 2% der Patienten. Auf 12%
der Patienten traf der Dravet-Risikofaktor Fieberkrampf im Alter
< 1 Jahr zu. Bei keinem Patienten lag zum Zeitpunkt der Aufnahme
in der Klinik eine Konstellation vor, die für das Vorliegen eines
der genannten Fieberkrampf-assoziierten Epilepsiesyndroms spricht.
Für die Beratung der Eltern sowie die Einschätzung des
individuellen Risikos für Rezidive oder konsekutive Epilepsie
stellt bislang einzig die Evaluation klinischer Risikofaktoren ein
valides Instrument dar. Molekulargenetischen Analysen kommt nur in
sehr wenigen Einzelfällen eine relevante Bedeutung zu. Diese Arbeit
hat neben der retrospektiven Darstellung und Auswertung der Daten
hinsichtlich des Vorliegens von Risikofaktoren durch eine
detaillierte und systematische, evidenzbasierte Literaturrecherche
dazu beigetragen ein klinisch sinnvolles und rasch abzuprüfendes
Profil zur Identifizierung von Risikopatienten zu erarbeiten,
welches in unserer Klinik nun Anwendung findet und Grundlage
zukünftiger prospektiver Studien sein wird.
Anfälle im Kindesalter und den häufigsten
pädiatrisch-neurologischen Notfall dar. Neben der Verarbeitung des
für Eltern meist erschreckenden Ereignisses, steht deren Sorge vor
einer Wiederholung des Ereignisses, negativen Folgen eines
Fieberkrampfes und der konsekutiven Entwicklung einer Epilepsie bei
der ärztlichen Beratung im Mittelpunkt. Die vorliegende Fallserie
umfasst die retrospektive Auswertung und deskriptive Darstellung
der klinischen Daten von 47 Kindern, die auf Grund eines
Fieberkrampfes in einer Kinderklinik intensivmedizinisch
behandelt wurden. Es handelt sich dabei um 26 Patienten (55%) mit
einem Erstereignis und um 21 Patienten (45%) mit einem
Rezidivereignis. Bei 16 Patienten (34%) war ein einfacher und bei
31 Patienten (66%) ein komplexer Fieberkrampf aufgetreten.
Klinische Präsentation und Verlauf der abgebildeten Fieberkrämpfe
stimmen mit den Erwartungen für dieses spezielle Kollektiv
intensivpflichtiger Patienten überein. Neben der klinischen
Darstellung war es Ziel der Arbeit prädiktive Parameter bezüglich
des Auftretens eines ersten Fieberkrampfes, eines
Fieberkrampfrezidivs und einer Epilepsie bzw. eines mit
Fieberkrämpfen assoziierten Epilepsiesyndroms zu identifizieren
und deren Vorliegen im Kollektiv zu prüfen. Die relevanten
Risikofaktoren wurden an Hand einer breit angelegten systematischen
Literaturrecherche definiert. Die Evidenzlevel der in dieser Arbeit
beurteilten klinischen Risikofaktoren liegen bei IIIb und IV gemäß
der Klassifikation des „Oxford Center of Evidence-based Medicine“.
Die hierdurch als relevant definierten Risikofaktoren für einen
ersten Fieberkrampf wurden mit folgenden Häufigkeiten
dokumentiert: erhöhte Körpertemperatur (≥ 38,5°C) bei Anfallsbeginn
bei 47%, Besuch einer Kinderkrippe bzw. eines Kindergartens bei
15%, eine positive Familienanamnese für febrile Krampfanfälle bei
13% und eine leichte psychomotorische Entwicklungsstörung bei
9% sowie eine postnatale stationäre Überwachung (≥ 28 Tage) bei 2%
der Patienten. Über 50% aller Patienten erfüllten folgende
Risikofaktoren für ein Fieberkrampfrezidiv: stattgehabter komplexer
erster Fieberkrampf, Alter < 18 Monate bei erstem Fieberkrampf
und eine niedrige Körpertemperatur von < 40°C bei Anfallsbeginn.
Sechs Familien gaben eine positive Anamnese für Fieberkrämpfe und
vier Familien für afebrile Krampfanfälle an. Überschneidungen mit
positiver afebriler und febriler Anfallsanamnese lagen nicht vor.
Fast 50% der Patienten mit stattgehabtem Rezidivfieberkrampf
zeichnete der Risikofaktor „niedrige Körpertemperatur von < 40°C
bei Anfallsbeginn“ aus; 43% dieser Patienten waren bei erstem
Fieberkrampf jünger als 18 Monate. Ein stattgehabter komplexer
erster Fieberkrampf, sowie eine positive Familienanamnese für
afebrile und febrile Anfälle traf jeweils auf ein Viertel der
entsprechenden Patienten zu. Prädiktive Risikofaktoren für eine
konsekutive Epilepsie waren in diesem Kollektiv: prolongierte
Anfälle (Dauer > 15 Minuten) bei 62%, multiple bzw.
rezidivierende Anfälle innerhalb von 24 Stunden bei 13%, positive
Familienanamnese für afebrile Anfälle bei 9% und fokale Anzeichen
im Rahmen der febrilen Anfälle bei 6% der Patienten. Perinatale
Komplikationen waren nicht dokumentiert worden. Risikofaktoren für
ein GEFS+-Syndrom wurden in folgender Häufigkeit beobachtet:
rezidivierende Fieberkrämpfe bei 45%, positive
Familienanamnese für febrile Anfälle bei 13% und ein Alter > 6.
Lebensjahr bei erstem Fieberkrampf bei 2% der Patienten. Auf 12%
der Patienten traf der Dravet-Risikofaktor Fieberkrampf im Alter
< 1 Jahr zu. Bei keinem Patienten lag zum Zeitpunkt der Aufnahme
in der Klinik eine Konstellation vor, die für das Vorliegen eines
der genannten Fieberkrampf-assoziierten Epilepsiesyndroms spricht.
Für die Beratung der Eltern sowie die Einschätzung des
individuellen Risikos für Rezidive oder konsekutive Epilepsie
stellt bislang einzig die Evaluation klinischer Risikofaktoren ein
valides Instrument dar. Molekulargenetischen Analysen kommt nur in
sehr wenigen Einzelfällen eine relevante Bedeutung zu. Diese Arbeit
hat neben der retrospektiven Darstellung und Auswertung der Daten
hinsichtlich des Vorliegens von Risikofaktoren durch eine
detaillierte und systematische, evidenzbasierte Literaturrecherche
dazu beigetragen ein klinisch sinnvolles und rasch abzuprüfendes
Profil zur Identifizierung von Risikopatienten zu erarbeiten,
welches in unserer Klinik nun Anwendung findet und Grundlage
zukünftiger prospektiver Studien sein wird.
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